Donnerstag, 23. Mai 2013

Grenz-Erfahrungen





Wer nach sieben Tagen traumhaften Wetters in traumhaften Landschaften rund um Dubrovnik wieder genötigt wird, auf dem Münchner Flughafen aus dem Flugzeug zu steigen, gewinnt eine Vorstellung davon, was schockgefroren bedeutet. Immerhin soll das die Haltbarkeit erhöhen.

Das erste Wort, das ich heute einbringen möchte, heißt  Z e i t u n g . Das Iberostar-Hotel „Albatros“ in Cavtat schmückt sich mit 4 Sternen. Es ist zweifelsohne ein gepflegtes Haus in bester Lage mit äußerst freundlichen dienstbaren Geistern und allem Drum und Dran. Aber es gibt keine Zeitungen! Es gibt auch im Ort keinen Laden, in dem man eines der internationalen Journale erwerben könnte. Das Zeitungssterben hat hier schon stattgefunden. Offenbar ist man der Meinung, wer bei Meerblick, Baden im Pool, Schiffchenfahren und Genießen das seltsame Bedürfnis empfinden sollte, Zeitung zu lesen, soll dieses Verlangen gefälligst per App in einem Pad stillen. Ohnehin weht ständig einer der Winde – der wilde Jugo, die kalte Bora oder der Mistral – und würde einem das Blatt aus den Händen reißen. Dabei gehörte doch das genüssliche Zeitunglesen beim Urlaubsfrühstück einst zur Lebenskultur. Vorbei?

Der nächste Wurf gilt dem Wort  G r e n z e ! Fährt man die wildromantische Uferstraße von Dubrovnik nach Nordwesten, muss man einen winzigen Schnippel Herzegowina durchqueren, nämlich 3 Kilometer. Also sind zwei Grenzübergänge zu bewältigen, was offenbar Verwaltungssakte auslöst, die man als gigantisch bezeichnen möchte, will man sich dieses Attribut nicht aufsparen für den späteren Grenzübergang bei Metković in Richtung Mostar. Es dauert und dauert. Irgendwas geschieht mit den Pässen. Bin ich in einer Verbrecherkartei? Will ich auf den 3 Kilometern die Regierung stürzen? Schaut der in Schräglage verharrende, seinen Pflichten nachgehende Uniformierte, ob ich in facebook bin und wen ich da kenne? Aber – wie bereits avisiert – ist das nichts, wenn man die Vermessenheit besitzt, abermals die Grenze nach Bosnien-Herzegowina in Richtung Mostar zu überqueren. Der Reiseleiter weiß von bis zu einer Stunde Wartezeit zu berichten. Erinnerungen an Helmstedt werden wach oder an die Grenzen nach Kaliningrad. Die Bezeichnung „grenzwertig“ gewinnt an Bedeutung. Nicht etwa, dass der Andrang groß wäre. Aber macht sich nicht, wer nach Bosnien-Herzegowina einreisen möchte, schon allein dadurch verdächtig? Jedenfalls sind hin und zurück bei diesem Ausflug sechs fühlbare Grenzübergange zu bewältigen. Die Liebe zur Grenzenlosigkeit der EU wallt auf!

Nicht weit vom Hotelstrand liegen zwei schneeweiße Super-Yachten auf Reede. Sehr dekorativ. Die Unterhaltungskosten pro Tag dürften mit meinem Jahreseinkommen harmonieren. Es ist aber nix los da, außer, dass Teile der Crew damit beschäftigt sind, die Bordwände zu schrubben. Manchmal öffnet sich eine große Klappe, dann sieht man weitere Motorboote im Rumpf des Schiffes. Mit dem kleinsten davon holt jemand gelegentlich abends nach dem Dunkelwerden eine Flasche Bier von der Hafenkneipe. Was sonst?

Im nächsten Blog geht es um Blogs. Bis dahin – zieht Euch warm an! Euer Wortwerfer

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