Wer nach sieben Tagen traumhaften Wetters in traumhaften
Landschaften rund um Dubrovnik wieder genötigt wird, auf dem Münchner Flughafen
aus dem Flugzeug zu steigen, gewinnt eine Vorstellung davon, was schockgefroren bedeutet. Immerhin soll das
die Haltbarkeit erhöhen.
Das erste Wort, das ich heute einbringen möchte, heißt Z e i
t u n g . Das Iberostar-Hotel „Albatros“ in Cavtat schmückt sich mit 4
Sternen. Es ist zweifelsohne ein gepflegtes Haus in bester Lage mit äußerst
freundlichen dienstbaren Geistern und allem Drum und Dran. Aber es gibt keine Zeitungen! Es gibt auch im Ort keinen Laden, in
dem man eines der internationalen Journale erwerben könnte. Das Zeitungssterben
hat hier schon stattgefunden. Offenbar ist man der Meinung, wer bei Meerblick,
Baden im Pool, Schiffchenfahren und Genießen das seltsame Bedürfnis empfinden
sollte, Zeitung zu lesen, soll dieses Verlangen gefälligst per App in einem Pad
stillen. Ohnehin weht ständig einer der Winde – der wilde Jugo, die kalte Bora oder der Mistral – und würde einem
das Blatt aus den Händen reißen. Dabei gehörte doch das genüssliche
Zeitunglesen beim Urlaubsfrühstück einst zur Lebenskultur. Vorbei?
Der nächste Wurf gilt dem Wort G r e
n z e ! Fährt man die wildromantische Uferstraße von Dubrovnik nach
Nordwesten, muss man einen winzigen Schnippel Herzegowina durchqueren, nämlich 3 Kilometer. Also sind zwei
Grenzübergänge zu bewältigen, was offenbar Verwaltungssakte auslöst, die man
als gigantisch bezeichnen möchte, will man sich dieses Attribut nicht aufsparen
für den späteren Grenzübergang bei
Metković in Richtung Mostar. Es dauert und dauert. Irgendwas geschieht mit
den Pässen. Bin ich in einer Verbrecherkartei? Will ich auf den 3 Kilometern die Regierung stürzen? Schaut der in Schräglage
verharrende, seinen Pflichten nachgehende Uniformierte, ob ich in facebook bin
und wen ich da kenne? Aber – wie bereits avisiert – ist das nichts, wenn man
die Vermessenheit besitzt, abermals die Grenze nach Bosnien-Herzegowina in
Richtung Mostar zu überqueren. Der Reiseleiter weiß von bis zu einer Stunde Wartezeit zu berichten. Erinnerungen an
Helmstedt werden wach oder an die Grenzen nach Kaliningrad. Die Bezeichnung
„grenzwertig“ gewinnt an Bedeutung. Nicht etwa, dass der Andrang groß wäre.
Aber macht sich nicht, wer nach Bosnien-Herzegowina einreisen möchte, schon
allein dadurch verdächtig? Jedenfalls sind hin und zurück bei diesem Ausflug
sechs fühlbare Grenzübergange zu bewältigen. Die Liebe zur Grenzenlosigkeit der EU wallt auf!
Nicht weit vom Hotelstrand liegen zwei schneeweiße Super-Yachten auf Reede. Sehr
dekorativ. Die Unterhaltungskosten pro Tag dürften mit meinem Jahreseinkommen
harmonieren. Es ist aber nix los da, außer, dass Teile der Crew damit
beschäftigt sind, die Bordwände zu schrubben. Manchmal öffnet sich eine große
Klappe, dann sieht man weitere Motorboote im Rumpf des Schiffes. Mit dem
kleinsten davon holt jemand gelegentlich abends nach dem Dunkelwerden eine
Flasche Bier von der Hafenkneipe. Was
sonst?
Im nächsten Blog geht es um Blogs. Bis dahin – zieht Euch
warm an! Euer Wortwerfer
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