Heute wirft der
WORTWERFER einiges weg. Unter „aufräumen“ steht im Synonym-Lexikon u.a.
„Ordnung schaffen“, „wegräumen“, „ausmisten“, „beseitigen“, „Schluss machen“,
„aus der Welt schaffen“, „ein Ende setzen“.
Nun – irgendwann wird mir, wahrscheinlich in gar nicht so langer
Zeit, ein „Ende gesetzt“ sein, weshalb ich seit Monaten mit dem Rückbau meines
45-Quadratmeter-Arbeitszimmers und vor allem der noch immer vollgepackten
Regale beschäftigt bin. Das ist keine
beglückende Tätigkeit, weshalb ich mich zwingen muss, jede Woche mindestens
drei Aktenordner zu vernichten. Die rund 350 Fach- und Sachbücher werden wohl
meine Erben in einen Container werfen. Was sie mit den fünf laufenden Metern
Manuskripte machen werden? Wahrscheinlich auch „weg damit!“ „Zum Verschwinden
bringen“ steht im Synonym-Lexikon.
Jeder, der ans
Aufräumen oder Ausmisten geht, kennt die Grundregel: Ja nicht noch mal
hineinschauen! Augen zu und weg! Ich habe dagegen versündigt.
Ich besitze drei Ordner mit den besten Vortrags-Manuskripten
aus mehr als 20 Management-Symposien von Persönlichkeiten mit berühmten Namen, von
Unternehmern, Top-Managern, Bundeskanzlern, Ministerpräsidenten, Futurologen,
Philosophen, Psychologen, Bestseller-Autoren aus dem In- und Ausland. Frauen
und Männern. Es sind Erinnerungen an meine Zeit als Moderator dieser Kongresse
– eine phantastische Zeit. Vielen Dank
denen, die mir damals ihr Vertrauen geschenkt haben.
Was macht diese Texte so wertvoll? Sind sie nicht
Vergangenheit? Retro? Dies eben genau nicht! Sie wiesen damals in die Zukunft
und tun es heute zum großen Teil noch. Der WORTWERFER wird in seinen nächsten
Blogs einige daraus wieder erwecken.
HEUTE beginne ich mit ein paar Zitaten auch einem Vortrag von Dr. Rolf Berth, dem Gründer und
Leiter der Akademie Schloss Garath, einer Denkfabrik für unternehmerisches
Handeln. Sein Thema 1998: „Unternehmensführung
in Zeiten dramatischen Wertewandelns – Wie Sie ihr Unternehmen visionär ins 3.
Jahrtausend führen“.
Großspurig? Keineswegs! Schon vor mehr als 15 Jahren, vor
den erschütternden Feststellungen des Gallup-Institutes über die innere
Einstellung der Mitarbeiter zu ihrem Arbeitgeber, projizierte uns Berth Zahlen
an die riesige Leinwand hinter mir, dass Unternehmen, in denen die
Menschenführung von „wertschätzender
Achtung sich ergänzender Fähigkeiten“ und „Sinnvermittlung“ bestimmt wird, um rund 220 Prozent erfolgreicher
sind, als solche, in denen nach Prinzipien verfahren wird wie „Härte“,
„Disziplin“, „Misstrauen“, „Humorlosigkeit“, „Abstand halten“ u.v.a..
Um zweihundertzwanzig
Prozent erfolgreicher! Denen Unternehmen in der empirischen Ermittlung
gegenüberstanden, die mit „Am Bewährten in Treue festhalten“ um 220 Prozent
schlechter abschnitten. Die Frage stellte sich auch damals: Wie ermittelt man
das? Am Rendite-Vergleich? Am Umsatz? Ich weiß es nicht mehr.
Eine Folie weiter erfolgte der „Hammer“. Die Institute, die die Zahler ermittelt hatten,
fragten auch die Manager, für wie wichtig und bedeutend sie selbst die
Erfolgsfaktoren einschätzten. Dabei stellte sich genau das reziproke Ergebnis
heraus: „wertschätzende Achtung sich ergänzender Fähigkeiten“ und
„Sinnvermittlung“ wurden als
unwichtigste Führungsfaktoren empfunden, nämlich nur von zwei bezw. fünf
Prozent der befragten Manager genannt.
Diese Erkenntnisse sind, wie bereits gesagt, über 15 Jahre
alt. Sie sind selbst dann, wenn man Zahlen misstraut, so eklatant, dass man sie
eigentlich nicht ignorieren dürfte. Aber nach den neuesten Gallup-Zahlen
geschieht genau dies, und seit Jahren mit dem gleichen erschütternden Ergebnis:
Im Durchschnitt aller beteiligten Unternehmen haben 16 Prozent der Mitarbeiter
nicht nur innerlich gekündigt; sie sprechen auch draußen schlecht darüber und
über die Produkte. Fast 70 Prozent machen mehr oder minder „Dienst nach
Vorschrift“, tun das, was man von ihnen verlangt, aber nicht mehr. Und nur 14
Prozent sind hoch motiviert, engagiert, haben Freude an ihrer Arbeit und sind
stolz auf ihr Unternehmen.
Dies sind nicht
Stimmungs-Faktoren – es sind Erfolgs- und Misserfolgsfaktoren, die sich in
Euro und Dollar niederschlagen. Insbesondere aber auch in Anzahl und Wert der
gewinnbringenden Innovationen, die
aus einem Unternehmen hervor gehen.
WARUM? fragt der
WORTWERFER. WARUM immer wieder diese enttäuschenden Zahlen, die wir uns
auch volkswirtschaftlich nicht leisten können? Sind die vielen Tausend
Führungsseminare, die wöchentlich in Deutschland stattfinden für die Katz’?
Gehen sie nicht tief genug? Oder fehlt es heute mehr denn je am persönlichen
ethischen Grundgerüst?
Gehören solche Referate, solche Erkenntnisse in den Müll? fragt
der Aufräumer.