Montag, 24. Februar 2014

Die Geschichte hinter den Geschichten?





Gegenwärtig kann man sich zwölf eBooks vom WORTWERFER downloaden. Weitere vier werden folgen, sobald dafür ebenso anregende wie aufregende Cover vorliegen. In einer größeren Runde fragte man mich letzte Woche, wie so was geht, wie man so viele Storys, Krimis, Romane und Sachbücher in so kurzer Zeit verfassen kann – und überhaupt!

Zunächst mal: Ein Teil dieser eBooks lag bereits seit vielen Jahren als gedrucktes Buch vor. Der größte Teil ruhte seit vielen Jahren zwischen zwei Aktendeckeln im Regal, weil ich gar keine Zeit hatte, mich um die Veröffentlichung zu kümmern. Und keine Lust, mich vor Verlegern in den Staub zu werfen, um flehentlich darum zu bitten, zu eigentlich unzumutbaren Konditionen eines der Werke als Buch zu veröffentlichen. Also die mehrfach lektorierte und korrigierte Word-Datei ohne weiteres Zutun auszudrucken, das Konvolut als Paperback binden zu lassen und das Erscheinen zu vermelden. Die Vermarktung liegt schon seit langem bei den Verfassern; es sei denn, ein geiler Titel verkauft sich von selbst. Die Logistik obliegt Fremdfirmen.

Ich sammle Menschen!
Wie sind meine Geschichten entstanden? Ich sammle Menschen! Menschliche Schicksale! In meinem Hauptberuf als Unternehmer-Berater, Trainer und Coach bin ich in mehr als 50 Jahren Tausenden Lebensschicksalen begegnet. Einige davon brannten sich in mein Gedächtnis ein – positiv, abschreckend, skurril, humorvoll. Manche heimlich – dann wuchsen die Erinnerungen wie Kristalle, wurden prägnanter, farbiger, phantastischer. Ein Beispiel:

In einem Fünf-Sterne-Grandhotel schickt sich eine arabische Großfamilie an, in einen der Lifte zu steigen. Anscheinend passen nicht alle der Tiefverschleierten hinein. Eine junge Frau im Tschador bleibt zurück, steigt mit mir in den Nachbarlift, fährt mit in den 7. Stock, steigt aus und rennt in das nächstbeste offen stehende Hotelzimmer, in dem gerade eine Maid den Abendservice verrichtet. Ausgebüxt, sagt man bei uns leichthin. Aber was geschieht, wenn eine junge Muslima abhaut? Das konnte man zehn Minuten später bereits im Foyer erleben: alles voller Polizei und aufgeregter Bodyguards. An der Rezeption erfuhr ich: Eine arabische Diplomatentochter sei entführt worden. Ich erlebte es anders. Jetzt ratterte mein Gehirn: Wie kommt die hier heil raus? Das können Sie lesen im eBook „Sefire – die Geschichte einer schier aussichtslosen Flucht“ (u.a. bei neobooks.com). Was man so als Kongress-Moderator in einem Grandhotel erlebt.

So beginnt fast jeder meiner Romane mit einer realen Begebenheit oder kristallisiert sich um eine „true story“. Zwei Kisten mit römischen Funden, Knochen, Scherben, Keramik führen zu „Truski“, dem Römermädchen vom Reitstein, weil auch Bayern eine „Ötzin“ braucht. Krebsangst treibt eine Frau von 54 nach einem freudlosen Leben in ein Sanatorium, in dem ich als Organisationsberater tätig bin und bei Tisch ihr gegenüber sitze. Man kommt ins Gespräch … und Jahre später entsteht der Roman „Das herbstrote Blatt“ (bei Shaker-Media, Aachen, Buch und eBook). Natürlich mische ich dann eine gehörige Portion Phantasie darunter. Daran mangelt es mir seit früher Kindheit nicht. Eine Tante warnte meine Eltern früh: „Da müsst Ihr aufpassen, der Werner schwindelt!“ Ich habe von Erlebnissen aus dem Biberschutzgebiet erzählt, wo ich meine Freizeit am liebsten verbracht habe – frühestes Jägerlatein!
In einem klandestinen Workshop in einem Kurhaus beraten Unternehmer, wie sie sich am besten auf die Frauenquote vorbereiten können. „Mein Kommissar“ Lothar Velmond gerät zufällig da hinein und es entsteht der Krimi „Männerquote“. Wer den WORTWERFER kennt, wundert sich nicht, dass alle Krimis unter die Kategorie „crime & fun“ fallen. Es darf auch gelacht werden.

eBooks sind angenehm und überall bequem zu lesen, sparen Papier und Platz, schonen die Wälder. Und die Autoren. Die brauchen sich nicht vor Verlegern in den Staub zu werfen. Was allerdings Qualitäts-Probleme mit sich bringt. Es scheint der ganz große Traum vor allem von Frauen zu sein, endlich ein Buch zu schreiben. Es gibt ohne Zweifel hervorragende Autorinnen, aber die wollten kein Buch schreiben, sondern spannend erzählen, eine Botschaft rüberbringen, stilistisch ohne Tadel, einfühlsam, grausam, authentisch.

Des WORTWERFERS eBooks erscheinen in der Mehrzahl zunächst bei www.neobooks.com und werden dann an den eBook-Handel ausgeliefert. Näheres bei www.ziele-siegert.de oder eMail: drwerner.siegert@web.de.

Dienstag, 18. Februar 2014

Zufälle – gibt’ die?




Es gibt Zufälle, bei denen sagt man sich: So kann es gehen! Glück gehabt – oder die Welt ist klein. Diesmal berichtet der WORTWERFER über eine Kette von Zufällen, die sich am Ende zu einem geradezu sagenhaften Zufall zusammenfügt. Aus dem Irgendwo und Irgendwie ergeben sich völlig unwahrscheinliche Handlungsstränge:

1. Die wunderschöne Stadt Dubrovnik, Weltkulturerbe, wird 1991 von Serben und Montenegrinern mit schwerer Artillerie und Schiffsgeschützen beschossen.
2. Ein Schulfreund von mir ist in Dubrovnik bei einem Deutschlehrer und Fremdenführer in dessen viele Jahrhunderte alten schlossähnlichen Wohnhaus zu Gast und durch den Krieg der Serben gegen die Kroaten und das Bombardement an jeglicher Weiterreise gehindert.
3. Ein Volltreffer lässt das Nachbarhaus bis auf die Grundmauern abbrennen. Im Wohnhaus des Gastgebers wird das Dach beschädigt. Um zu sehen, wie groß die Schäden sind, klettern Gastgeber und Gast mit einer Leiter auf den Dachboden. Dort liegt ein Haufen Schutt, nicht nur als Folge des aktuellen Beschusses, sondern offenbar aus „Jahrhunderten“.
4. Mein Schulfreund stochert in diesem Schutthaufen und findet eine dunkelgrüne, noch dreiviertel gefüllte Flasche mit unserem eingeprägten Familiennamen Siegert und den Initialen J.G.B..
5. Johann Gottlieb Benjamin Ziegert wurde 1796 in Großwalditz bei Loewenberg in Schlesien als Sohn des in zweiter Ehe verheirateten Johann Christoph Ziegert geboren. Er hatte sechs Schwestern und fünf Brüder, sowie aus der ersten Ehe seines Vaters wenige überlebende Geschwister von ursprünglich fünf Söhnen und vier Töchtern.
Sein Vater ließ die Söhne gut unterrichten. Sein 17 Jahre älterer Bruder Johann Christoph und er studierten in Berlin Medizin und wurden auch in diesem Fach promoviert. JGB, wie wir ihn der Kürze halber ab jetzt nennen werden, diente bei den Magdeburger Jägern und im Königlich-Preußischen Haupt-Provincial-Hospital. Später nahm er als Wundarzt am Feldzug gegen Napoleon teil, erlebte die Schlacht bei Waterloo und wurde mit der Kriegsmedaille von 1815 ausgezeichnet. Dann setzte er sein Studium fort, jetzt, nach dem Tode des Vaters, von seinem älteren Bruder finanziert, damals bereits Sanitätsrat in Halberstadt.
Als er von dessen Konto in Berlin 500 Dukaten abhob und 100 wohl für Spielschulden oder ähnliches abzweigte, kam es zum Zerwürfnis zwischen den Brüdern. JGB sollte in Halberstadt Rechenschaft ablegen, zog es aber vor, sich am 1. September 1819 nach Hamburg abzusetzen, wo er in einem Kreis hoher Offiziere verkehrte, darunter Graf Luckner, Graf v. Wackerbart und Baron v. Eben. Durch dessen Vermittlung lernte er den Geschäftsträger der jungen Republik Venezuela Lopez Mendez kennen, der ihn dafür begeistern konnte, als Venezolanischer Regiments-Chirurgus in die Dienste des Freiheitskämpfers Simon Bolivar zu treten.
6. Am 25. Februar 1820 schiffte er sich zusammen mit Baron v. Eben und weiteren Offizieren (u.a. Heinrich v. Lützow) auf einem Segler ein. Über einen Zwischenaufenthalt auf der Insel St. Thomas traf er im August 1820 in Angostura, der damaligen Hauptstadt der Provinz Guyana, ein. General Bolivar ernannte ihn zum Chefarzt des dortigen Militär-Hospitals. Als einziger Arzt in Angostura, dem späteren Ciudad Bolivar, wurde er bald auch Stadt-Physikus und Eigner der Stadt-Apotheke.
7. Es fehlte an Medikamenten, um der Seuchen Herr zu werden. So begann er, selber Mixturen zu entwickeln, von denen eine der uns heute noch bekannte und beliebte Angostura Bitter ist, der in keiner gepflegten Bar fehlen darf. Er schreibt darüber:
"Diesen Bitter präpariere ich hier seit dem Jahre 1824 als eine von mir erfundene Composition ... Die Etiketten auf diesen Flaschen sind in spanischer und englischer Sprache abgefasst ... bemerken möchte ich, daß dieser Bitter mit etwas Madeirawein, Rum, Cognac, Wacholder oder Kornbranntwein getrunken werden muß ... Des Morgens nüchtern oder vor dem Mittagessen genommen ruft dieser Bitter den vortrefflichsten Effekt hervor: Er belebt die Eßlust als auch die Verdauungskräfte, besonders bei hypochondrischen und hysterischen Personen auf eine sehr auffallende Weise. Gegen Blähungen, Magenerkältungen und Diarrhöen leistet er ebenfalls die ausgezeichnetsten Dienste ..."
8. Der „Angostura Bitter“ – nur echt mit dem nunmehr hispanisierten Namenszug „Juan Teofilo Benjamino Siegert“ dient nicht nur als Medizin, sondern erfreut sich bald großer Beliebtheit als unentbehrlicher Magenbitter und Zusatz zu Cocktails aller Art – bis heute. Begehrt war er alsbald auch an Kaiser-, Königs- und Fürstenhöfen sowie bei den Zaren in Petersburg. Briefwechsel dazu liegen bei uns vor.
9. Diese Zaren und ihre Familien verbrachten ihre Sommermonate häufig in Dubrovnik, und zwar in eben jenem „Palais“ mit wunderbaren Seeblick, in dem nun mein Schulfreund im Schutt auf dem Dachboden eine dieser sehr alten, ersten Original-Flaschen „Angostura Bitter“ gefunden hat. Er hat sie uns geschenkt! Tausend Dank!
10. Wenn Dubrovnik nicht beschossen worden wäre, wenn das „Palais“ nicht Schaden genommen hätte, wenn mein Schulfreund nicht mit dem kroatischen Fremdenführer befreundet und bei ihm zu Gast gewesen wäre, wenn er nicht mein Schulfreund gewesen wäre aus der ersten Abiturklasse nach 1945, wenn wir nicht vor der russischen Deportation in den Ural ins Rheinland geflohen und ich in die Klasse meines Freundes gekommen wäre, wenn mein UrUrUrOnkel nicht Geld unterschlagen und nach Angostura (heute Ciudad Bolivar) geflohen wäre und dort als Leibarzt, Armee-Medicus und Stadtapotheker den „Angostura Bitter“ gemixt hätte, wenn der nicht nach Russland an den Zarenhof oder irgendwie sonst ins Palais in Dubrovnik gelangt wäre und sich jemand auf dem Dachboden vielleicht heimlich einen angedudelt hätte, wenn, wenn, wenn … Solche Zufälle – gibt’s die?

„Angostura Bitter“, nur echt mit dem Namenszug Juan Benjamino Teofilo Siegert, gibt es heute noch in jedem qualifizierten Delikatessengeschäft. Wir haben jedoch nichts davon. Er wird nunmehr in Trinidad hergestellt, von Siegerts, die jedoch nicht verwandt sein sollen mit meinen Verwandten. Dort soll es sogar ein Siegert-Denkmal geben. Aber Nachkommen gibt es in aller Welt, auch in Deutschland. Auch in Facebook! verrät der WORTWERFER. Die Flasche ruht sicher im Safe. Nun mixt Euch mal einen Drink!

Sonntag, 2. Februar 2014

Mensch oder Mathe? Power oder PowerPoint?





„Und eine Lust ist’s, wie er alles weckt
und stärkt und neu belebt um sich herum.
Wie jede Kraft sich ausspricht, jede Gabe
gleich deutlicher wird in seiner Nähe!
Jedwedem zieht er seine Kraft hervor,
die eigentümliche, und zieht sie groß.
Lässt jeden ganz das bleiben, was er ist.
Wacht nur darüber, dass er’s immer sei,
am rechten Ort; so weiß er aller Menschen
Vermögen zu dem seinigen zu machen.“

Ein Zitat. Von wem hat es der WORTWERFER entliehen? Das wird erst zum Schluss verraten. Auf den Inhalt kommt es an; denn hier wird wahre Führungskunst beschrieben. Führen von was oder wem? Unternehmensführung erfolgt heute, außer in Familien-Unternehmen, kaum noch nach diesen Maximen, sondern nach mathematisch-statistischen Modellen der elitären Kader-Universitäten weltweit, aus denen die Drohnen der teuren Unternehmensberatungen in alle Welt entschwärmt sind und sich nun die Top-Manager der Konzerne und Banken rekrutieren. Die auf der Basis mathematisch-statistischer BWL-Modelle – dargestellt auf einer Flut von PowerPoint-Folien – die Anzahl der zu entlassenden Mitarbeiter (= Kostenfaktoren) bis in die letzte Stelle berechnen lassen. Über das Netz der Modell-Aufsichtsräte hat sich der Virus der mathematischen Unternehmensführung global verbreitet.

Benedikt Herles hat diesen „Schadensbericht aus unseren Chefetagen“ ebenso brillant wie erschütternd in seinem Buch „DIE KAPUTTE ELITE“ erstellt (Knaus-Verlag, 3. Auflage, München 2013). Er selbst hat diese PowerPoint-Karriere nach Business-Universität, Consultant-Elevenzeit plus Praktika und mathematischer Beratungs-Praxis durchlaufen und durchlitten. Er hat erkannt: Diese sich wechselseitig bestätigenden Führungs- und Beratereliten lassen niemanden verkommen – außer den Menschen in ihren Unternehmen.

Im letzten Kapitel, das Herles mit VISION übertitelt, beschreibt er das Wunschbild einer Unternehmensführung, die sich nicht an der BWL-Mathematik, sondern am Menschen orientiert. Aber das hatten wir doch schon mal? Human Resources Development? Meine Frau stutzte bei der Lektüre: „Das hast du doch den Bossen in hunderten Seminaren und Board-Room-Trainings vermittelt! Das steht doch alles in deinen Büchern und Trainings-Handbüchern!“ Ja – in der Tat! kann der WORTWERFER bestätigen.

Wann kam der Sündenfall? Weg mit dem so wenig berechenbaren Menschen! Es sind doch nur noch Bediener von Maschinen, Reste, die noch nicht von Automaten ersetzt werden können. Wieviele solcher Restposten wir brauchen, sagen uns die Algorithmen unserer Modelle.

Wie kommt es, dass die bedeutendste Wertschöpfung, dass die wichtigsten Innovationen in den Klein- und Mittelbetrieben, in den Familien-Unternehmen stattfinden? „Die Zukunft Ihres Unternehmens steckt in den Köpfen Ihres Unternehmens! Nirgends sonst!“ schrieb ich über eine Trainings-Unterlage. Ich war beileibe nicht allein. Die jährlichen Gallup-Reviews haben bestätigt, wie kümmerlich wenige Mitarbeiter vor allem in Großunternehmen wirklich engagiert arbeiten, wie viele stur nach Vorschrift und wie viele sogar destruktiv nach innen und außen wirken.

Die Rückkehr der Moral, die Gary Hamel in seinem Buch „Worauf es jetzt ankommt“ / Erfolgreich in Zeiten kompromisslosen Wandels, brutalen Wettbewerbs und unaufhaltsamer Innovation“ fordert (Wiley VCH, Weinheim 2012) ist bei den Weltunternehmen nicht angekommen. Dafür sorgt das Netzwerk der kaputten Elite.

Das Zitat stammt von Friedrich Schiller: Max Piccolomini rühmt Wallensteins Führungskunst gegenüber seinem Vater und Questenberg (Wallensteins Lager, 1. Aufzug, 4. Auftritt). Mit „Fack ju Schiller!“ lässt sich das nicht abschütteln, meint der WORTWERFER.