„Wenn
man die gesellschaftliche Situation in den europäischen Industrieländern
betrachtet, so lassen sich einige besorgniserregende Symptome von Fehlverhalten
(insbesondere bei Jugendlichen) feststellen: steigende Kriminalität, zunehmende Drogenanfälligkeit, starke
Ideologieanfälligkeit der Jugend sowie ihre Neurotisierung. Die Kriminalität
tritt immer öfter auch schon bei Kindern auf und ist immer häufiger mit Gewaltanwendung gegen Personen verbunden.
Erschreckend ist die Häufigkeit vordergründig sinnloser Akte der Zerstörung,
die aus dem Empfinden der Sinnlosigkeit
des Lebens resultieren.
Der
stark angestiegene Drogenkonsum steht in Beziehung zu der steigenden
Kriminalität und hat ähnliche Ursachen. Er erzeugt ein künstliches Innenleben,
das imstande ist, das Gefühl der Sinnlosigkeit der eigenen Existenz ebenso zu
verdrängen, wie dies die kriminelle Handlung tut. Auch die ideologische
Polarisierung der heutigen Jugend hat einen nicht zu unterschätzenden Bezug zum
Verlust des Sinns des Lebens, bietet sie doch Ersatzlösungen für den Wunsch nach Sinngebung an. Jedoch birgt die
Ideologisierung die Gefahr in sich, dass sie die Gemeinschaft zerstört, was
besonders angesichts des hohen Technisierungsgrades der heutigen Gesellschaft
äußerst gefährlich ist. Die wachsende Neurotisierung schließlich hat insofern
schwerwiegende Konsequenzen, als sie beim einzelnen Menschen zum Verlust der Liebesfähigkeit führt. Sie
trägt damit dazu bei. dass die Entwicklung der eigentlichen menschlichen
Anlagen gehemmt wird .........
Besonders
bezeichnend ist auch der Zerfallsprozess,
dem die Familie ausgesetzt ist. Er hängt eng zusammen mit der Erscheinung,
dass die Leitbilder von Mann und Frau
aneinander angepasst werden. Diese Entwicklung führt zu einer wachsenden
Verhaltensunsicherheit der Eltern, die sich besonders negativ auf die Erziehung
der Kinder auswirkt.
Auch das
Wirtschaftssystem übt einen gravierenden Einfluss aus: Der fortlaufende Anreiz,
Bedürfnisse möglichst rasch und umfassend zu befriedigen, führt zu einer Fixierung der Infantilität bzw. zu
einer Regression in die Infantilität.“
Lassen wir uns unsere Kultur kaputt
machen?
Dieses
Zitat befindet sich im Buch „Supermacht
Kids / Lassen wir uns unsere Kultur kaputt machen?“ von Ingrid Schumacher
und mir (bei Amalthea-Signum Wien – München 2012, 174 S. geb.). Im SPIEGEL
SPEZIAL vom 25.9.2013 finden wir ein Gespräch mit dem Jugendpsychiater Dr.
Michael Winterhoff („Ein furchtbares Leben“) über die emotionale Unreife, die
fehlende Empathie und den akuten Seelennotstand
jenes Teils der heutigen Kids zwischen 8 und 18 Jahren, die wir im Buch als
Ü-Kids bezeichnet haben. Ü ist die Abkürzung von Überforderung. Diese Kinder
und Jugendlichen können den Anforderungen der heutigen Gesellschaft – Fleiß,
Lernbereitschaft, Zuverlässigkeit, Verantwortung, Wertebewusstsein u.a. – nicht
nachkommen, weil sie im psychischen Wachstum zurückgeblieben sind, während sie
zu Mordskerlen herangefüttert und „gepampert“ wurden. Nun widmet sich auch die
SZ dem Phänomen der Gewalt in den Beziehungen Jugendlicher. In unserem Buch gehen
wir das Problem umfassend an.
Wen hat der
WORTWERFER zu Anfang zitert? Ich entnahm diesen Absatz dem Buch „Krank an der
Gesellschaft“ (Stuttgart 1973) von Prof.
Dr.theol. und Dr.med. Rudolf Affemann, dem damaligen Leiter des Instituts
Mensch und Arbeit, Stuttgart.
Seit 40
Jahren haben sich die Verhältnisse nur verschlimmert. Die Gründe lesen Sie in
unserem Buch.