Im Knick!
Guten Tag, gestatten dass ich mich Ihnen vorstelle: Mein
Name ist Robin Gettup. Ich bin Alltagsphänomenforscher,
in Google vertreten und ständig auf der Suche nach Aufklärung, oder zumindest
nach Mitmenschen, die unter ähnlichen Erscheinungen leiden. Der WORTWERFER hat
mich für die nächsten Wochen engagiert und ich engagiere SIE! Denn vielleicht
wissen Sie mehr. Dann erreichen Sie mich in Facebook unter Werner Hubertus
Siegert. Heute frage ich SIE:
„Warum liegen eigentlich die meisten in Landkarten und
Stadtplänen gesuchten Orte, Plätze und Straßen auf dem Knick?“
Das kann ja nicht nur mir so gehen, dass ich bei
Schmuddelwetter in einer Gegend ohne Parkbuchten und mit ungeduldig hupenden Dränglern
hinter mir im Stadtplan nach einer Straße suche, die es angeblich geben soll. Sie
liegt jedoch tief verborgen im Knick, wahlweise dort, wo die Karte aufhört und
erst 23 Seiten später weitergeht, aber ganz woanders, und es ist ein halber
Zentimeter der Stadt verschwunden und mit ihm gerade meine Straße. Im Navi rät
mir eine rauchige Stimme, ich solle wenden. Im abendlichen Stoßverkehr!
Das kann auch sehnlichst gesuchte Ortschaften betreffen. Sie
liegen verborgen im Knick. Will man den Shell-
oder ADAC-Atlas nicht brutal auseinanderbrechen, so dass einem die
Einzelteile aufs Bremspedal rutschen, befinden sie sich in einer der größten
denkbaren Region: dem Knick. Wollen die das? Gibt es da flehende Briefe an die
Landkartenmaler oder Google-Überflieger, verratet um des Himmels Willen nicht,
wo wir sind. Wir wollen unsere Ruhe haben. Die haben wir nur im Knick.
Vielleicht geht es aber auch ganz anders. Dass mächtige
Fremdenverkehrs- und Tourismus-Direktoren mit grässlichen Sanktionen drohen für
den Fall, dass ihre nach Umsatz lechzenden Wellnässen im Knick landen. So dass
die anderen, die weder Vollbäder in
Dunkelbier noch Gratisreisen mit Eisweinproben anbieten, in den Knick
wandern? Straßen, in denen mehrheitlich Wähler einer ungeliebten Partei wohnen,
werden abgestraft und in den Knick verbannt. Das haben sie nun davon.
Beantwortet nicht meine Frage: Warum nun ausgerechnet ich,
immer ich, also stets ich solche Orte und Straßen aufsuchen muss, die im Knick
liegen! Natürlich habe ich auch Karten
ohne Knick. Um die auszubreiten, müsste mein Auto die Breite eines
Gefahrguttransporters aufweisen. Ich habe mir jetzt so einen elektronischen Beifahrer
mit der geheimnisvollen Stimme einer wahrscheinlich damenbärtigen Wegweiserin
angeschafft. Nun droht mir neues Ungemach: Erstens wohnt sie irgendwo im Orbit
an einem rätselhaften Ort namens GepeEs. Entweder liegt der im Knick, so dass
er mein Auto gar nicht sieht. Oder ich bin im Knick. Dann auf einmal ist sie
da, aber das Straßenbild auf dem
Mäusekino dreht sich dauernd. Da wird mir schwindelig. Oder der Damenbart
sagt: „Sie haben Ihr Ziel erreicht!“ Allerdings stehe ich mitten in einem
Maisfeld. Sie hat auch schon mit mir geschimpft: „Das eingegebene Fahrziel ist nicht
korrekt.“ Klar, weil es auf dem Knick liegt. Oder in einem gerade neu
erschlossenen Neubauviertel mit
ungepflasterten, pfützengefurchten Straßen ohne Schilder und mit lauter
gummigestiefelten Musterhaus-Besuchern, die „tut mir sehr leid, auch nicht von
hier“ sind. Zu meiner größten Überraschung traf ich dann doch einen Kranführer,
der gerade Feierabend hatte und berufsmäßig den Überblick hatte: „Da vorne
müssen Sie links abbiegen, die Straße heißt „Auf dem Knick“, die fahren sie
ganz durch, aber weiter weiß ich auch nicht. Andere Baustelle. Irgendwie rechts
oder links. Müssen Sie nochmal fragen, halt.“ Danke. Dachte ich mir schon.
Neulich hupte mich jemand an, als ich zu Fuß unterwegs war. Er
fragte mich nach einer Straße. Ich war nicht von dort und bat um Verständnis. „Vermutlich
liegt sie auf dem Knick!“ Er starrte mich ungläubig an und meinte: „Da kennen
Sie sich aber erstaunlich gut aus hier!“
Bis demnächst mal! Ihr Robin Gettup!