Lesen: 4
minus!
Deutsche zwischen 16 und 65
landen beim Verständnis überwiegend leichter Texte im internationalen Vergleich
von 24 Kulturnationen nur auf dem 17
Platz, weit unter dem Durchschnitt. Das ist aus dem ehemaligen Land der
Dichter und Denker geworden. Wie kann das passieren?
Ingrid Schumacher und der
WORTWERFER haben 2012 im Buch „Supermacht
Kids / Lassen wir uns unsere Kultur kaputt machen? auf mehrere Ursachen
hingewiesen. Unter anderem heißt es da:
„Die Schule setzt die Ansprüche an die Kenntnis und
Praxis der Hochsprache herab. Der
Grund: Immer weniger Kids … schreiben fehlerfreie Klassen- und Hausaufgaben.
Eine wachsende Zahl von Schülern und Schülerinnen beherrscht die
Rechtschreibung und Zeichensetzung nicht. Ihnen unterlaufen nach den traditionellen
Anforderungen in den Klassenarbeiten so viele Fehler, dass die Arbeiten nach
den Vorgaben der Kultusministerien nicht anerkannt werden können. Was tun? Die
Antwort: milder zensieren! Manche Fehler nicht in die Zensur einbeziehen! Quasi
wird die Entscheidung, mehr oder weniger zu lernen, an die Kids übertragen. Kids! Wollt Ihr lieber mehr und
anstrengender lernen oder weniger und leichter? Wir von der Kultusbehörde
richten uns nach Euch! ….
Sogar Chefs können kein Deutsch
mehr!
An Hochschulen dürfen schon
lange nicht mehr Rechtschreib- und Zeichensetzungsfehler in Prüfungsarbeiten,
Diplomarbeiten und Dissertationen in die Begutachtung einbezogen werden. Das
Resultat beklagen Sekretärinnen in fast sämtlichen Instituten, Organisationen
und Unternehmen: Ihre Chefs beherrschen
kein Deutsch, was sich nach der Rechtschreibreform noch verschlimmert hat.
Sie benötigen wie in früheren Zeiten „Schreiber/innen“, die ihre Briefe und
Texte fehlerfrei tippen.
Mit dem Schreiben stirbt das Lesen - und umgekehrt
Unternehmen, die
händeringend nach Lehrlingen suchen, klagen über mangelnde Grundkenntnisse im
Lesen, Schreiben und Rechnen. Die Schule wird ihren Ansprüchen nicht mehr
gerecht. Azubi sollten „fachlich Auszubildende“ sein, nicht solche, denen man
zunächst einmal die erforderlichen einfachen Grundkenntnisse beibringen muss,
damit sie Anleitungen lesen und verstehen, damit sie in ganzen Sätzen antworten
können und einfache Rechnungsarten fehlerfrei beherrschen; denn jeder Fehler
führt zu teurem Ausschuss, zu Verlusten. Wer
nicht lesen kann, kann nicht gebildet werden, kann auch nicht aus-gebildet
werden.
Jedoch auch das Lesen stirbt
aus, wenn auch von der Leipziger Buchmesse 2012 ein Ansturm von Jugendlichen
gemeldet wurde. Welche Kids waren dies? Die Antwort fällt leicht: Jene, die von
Kind auf Lesen gelernt und Bücher als selbstverständliche Lebensbegleiter
wahrgenommen haben. Dies sind auf die Gesamtzahl der 8 bis 18jährigen immer
weniger. Mehr und mehr leben als „digital natives“ in der Computer-Welt, kurz und
flüchtig, in einer Welt der Animationen. Auch Comics und Mangas mit ihrer
Sprechblasen-Kultur müssen in diesem Zusammenhang erwähnt werden.
Was jedoch von Kindheit an nicht gelernt und
permanent angewendet wird, bildet sich im Gehirn zurück. Jeder kann das an sich selbst prüfen. Welche
anspruchsvolleren Rechnungsarten beherrscht er noch? Wie zum Beispiel das
Wurzelziehen mit Papier und Bleistift? Der schnelle Griff zum Taschenrechner
hat die Fähigkeit im Gehirn verkümmern lassen. Das geschieht auch bei vielen
Kids mit dem Lesen und dem Schreiben. Später verkümmerte Fähigkeiten
wiederzubeleben, ist außerordentlich schwer, vor allem, wenn es der Laptop, das
iPad und eine Flut von weiteren elektronischen Apparaten soviel leichter macht.“
Ein ehemaliger Gymnasialdirektor,
der „Supermacht Kids“ gelesen hat, gratulierte gestern anlässlich eines
Empfangs dem WORTWERFER zu dieser – leider – sehr zutreffenden Analyse unserer gesellschaftlichen Situation.
Wenn es nun um die Bildung
der Erwachsenen in Deutschland schon so schlecht bestellt ist, wie soll sich
dann die Jugend entwickeln? Und wie könnte
sich jemals wieder etwas zum Besseren wenden? fragt SIE der WORTWERFER?