Samstag, 8. November 2014

Lebensgefährlich!




Lebensgefährlich!

Markige Sätze – nicht nur von Verkaufstrainern: „Sie müssen sich voll mit dem Unternehmen identifizieren!“ Gern auch gebrüllt, wenn es der Firma mal schlechter geht. Sie sollen ganz in ihrem Job aufgehen. Verstärkt ist es nun auch die Devise unserer sogenannten Familienpolitik: Mütter sollen so schnell wie möglich wieder an ihren Arbeitsplatz zurückkehren. Die „Familie“ wird delegiert an Kita- und Kindergarten-Personal, am anderen Ende an Altenpfleger. In der Mitte des Lebens aber gehören Väter und Mütter an die „Front“, um für mehr Umsatz und Marktanteile zu kämpfen.
Und dann? Wenn der wohlverdiente Ruhestand anzutreten ist, die Zwangs-Pensionierung dem Arbeitsleben eine Ende setzt? Identifiziert sich die Firma dann mit Ihnen? fragt der WORTWERFER. Nein, natürlich nicht. Früher bekamen manche zum Abschied eine goldene Uhr. Und später nach dem Hinschied eine dem ehemaligem Rang entsprechende, in der Größe und dem Text vorgeschriebene Todesanzeige mit dem abschließenden Slogan „Wir werden dem Verstorbenen stets ein ehrendes Angedenken bewahren“ oder so ähnlich.
Ist wahrscheinlich unvermeidlich. Wie soll es anders gehen?

Achtung! Der Ruhestand kann tödlich sein!
Ich bin in den 90er Jahren zunächst von einem, dann von mehreren Unternehmen eingeladen worden, zum Teil mehrtägige Seminare für Führungskräfte abzuhalten zur Vorbereitung auf den Ruhestand. Was war passiert? Einige der ehemaligen Chefs, die sich ihr ganzes Berufsleben lang mit der Firma identifiziert hatten und nun nach ihrer Pensionierung in die Leere stürzten, sie stürzten und stürzten, wurden mit ihrer Bedeutungslosigkeit nicht fertig und stürzten sich schließlich in den Tod. Oder in die Einsamkeit, nachdem ihre Ehe zu Bruch ging. Alkohol, Nikotin und andere Drogen erwiesen sich als trügerische Tröster. Sich heranpirschende junge Frauen auch. Der Ruhestand, einst als paradiesische dritte Lebensphase herbeigesehnt, totale Freizeit, ewige Ferien, vielleicht an paradiesischen Stränden, erwies sich als tückisch.
Aus den Seminarunterlagen entstand zuerst eine 60seitige Handreichung zur „Vorbereitung auf den Ruhestand“, dann das rowohlt-Taschenbuch „Liebe in Pension / Wie sich Beziehungen nach dem Arbeitsleben ändern“. Inzwischen hat sich die Situation derer, die sich allzu sehr mit dem Unternehmen identifiziert hatten, eher verschlimmert. Sie sind ausgepowert, es geht von 100 auf 0. Der Körper reagiert leicht mit Herzinfarkt oder anderen Leiden. Schneller als vor 20 Jahren gehen Partnerschaften in die Brüche. 24 Stunden mit einander leben, täglich, wöchentlich, lebenslänglich, ist schwierig – aber möglich. Die Familie als Netz, in das man fallen kann, wurde nach sozialistischer Methode bereits in der Kinderzeit zerstört, damit sich Papa und Mama schnell wieder in den Produktionsprozess eingliedern. Sofern der Karriere zuliebe gar keine Kinder geboren wurden, damit man ganz in der Firma aufgehen konnte.

RISS oder ROSE heißt die Alternative:
Entweder findet man zu einer neuen Liebes- und Lebenskultur oder es zerreißt euch. RISS oder ROSE heißt nun die Neuauflage des ursprünglichen rowohlt-Buches, erweitert und aktualisiert, als eBook zu kaufen bei AMAZON. Mit dem selben Untertitel: Wie sich Beziehungen nach dem Arbeitsleben ändern. Von Werner Siegert, dem WORTWERFER, beim Kastner-Verlag Wolnzach für 7,50 €. Zu lesen, ehe es zu spät ist!