Konzentrieren – leicht gemacht!
Der SPIEGEL hat in
seiner Nr. 11/2015 auf dem Titelbild mit dem Thema aufgemacht
„K o n t r e n z i e r d i c h !
„K o n t r e n z i e r d i c h !
auf einer ansonsten gelben Fläche. Also im Zentrum. Auf den
ersten Blick war man irritiert; denn das Gehirn der meisten Leser hat den
Fehler so schnell korrigiert, dass er ihnen zunächst gar nicht aufgefallen ist.
Die Titelgeschichte bietet ein Sammelsurium an wissenschaftlichen Erklärungen
und Rezepten, wie man sich besser konzentrieren kann.
Erstaunlich ist, dass eine Methode gar nicht in Erwägung
gezogen wurde, obwohl sie mit dem Wort
„K o n z e n t r a t i o n“
sozusagen mitgeliefert wird. Es gibt also ein Z e n t r u m , dem unsere Aufmerksamkeit zu gelten
hat. Dieses Zentrum ist der Gegenstand unseres Handelns, unseres
Nachdenkens und Lernens, und von dem wir uns bitte nicht ablenken lassen
sollen. Dass jedoch Ablenkung eine sehr
natürliche Reaktion, sozusagen ein Fluchtweg unserer (bei den meisten
Menschen) linken Gehirnhälfte ist, wird im SPIEGEL-Beitrag nur umschrieben. Die
linke Gehirnhälfte verbraucht sehr viel Energie – ja, tatsächlich Gehirnstrom. Das merkt jeder, der einen schwierigen
Text lesen oder ihn aufnehmen muss, oder der eine schwierige, abstrakte Aufgabe
lösen muss, und vielleicht sogar müde ist. Schon nach kurzer Zeit kommt es zu kurzen „Tagträumen“. Wir sind
kurz mal nicht bei der Sache. Es herrscht kurz mal Stromsperre. Dann immer
häufiger. Nach dem Versuch, ca. 45 Minuten konzentriert einer geistigen Aufgabe
nachzugehen (mit x-mal kurz Weggetreten) suchen wir meist auch einen
körperlichen Fluchtweg: einen Kaffee zubereiten, die Emails auf dem Smartphone
anschauen, mal telefonieren, mal vom Schreibtisch aufzustehen, sich recken,
eine manuelle Tätigkeit ausführen, und wenn es Schreibtischaufräumen ist. Es
ist Zeit, Pause zu machen, um den Stromspeicher wieder aufzufüllen wie z.B.
auch beim Handy. Wir wechseln in die rechte Gehirnhälfte, die ganz wenig Strom
verbraucht. Schließlich gucken wir stundenlang Fernsehen, fast ohne zu ermüden.
Oder hören Musik. Oder essen was.
Was hat es mit der Vorsilbe „c o n“ auf sich? Con heißt „zusammen“, aus mehreren Richtungen auf
eine Tätigkeit, auf Ziel gerichtet sein. Con-zentrieren
heißt, sich aus mehreren Richtungen, mit mehreren Mitteln auf das Zentrum zu zu
bewegen. Was sagt uns das? Auf einem einzigen linearen Pfad stur „im
stillen Kämmerlein“ auf unser Lern- und Arbeitsziel zuzusteuern, ist das
Gegenteil von konzentrieren. Je mehr Zugangswege, Hilfsmittel, Ratgeber wir
aktivieren, um die zentrale Aufgabe zu lösen, desto stärker – und gehirngerechter!
– konzentrieren wir uns. Wir überlisten unser Gehirn, indem wir auch die
Ablenkungen auf das Ziel lenken.
Als einer unserer Söhne sich auf eine Schulaufgabe über die
Ente vorbereiten musste, versuchte er, das Kapitel aus dem Schulbuch auswendig
zu lernen. Er verzweifelte und wollte lieber spielen. Unweit war ein Teich. Wir
nahmen ein Fernglas und eine Kamera mit und beobachteten eine halbe Stunde
Enten, bunte und braune, kleine und große. Zuhause nahmen wir statt des
Schulbuchs den „Großen Brehm“ und ein Kosmos-Buch zur Hand. Jetzt erwachte in
unserm Sohn der Forscherdrang. Die Wörter füllten sich mit Bildern und
Erlebnissen. Übrigens: Genau das meint BILDung
= Bilder sammeln im Gehirn. Kurz und gut: Wir konzentrierten uns ganz auf
die Ente und die Enten. Die Schulaufgabe wurde erstklassig bewältigt.
Versuchen Sie also, wenn es Ihnen schwer fällt, sich zu
konzentrieren, auf möglichst vielen Wegen die Aufgabe zu meistern. Manche würde
sagen: Aber das ist doch Zerstreuung! Ja – aber zielgerichtete! Leider ist es
oft nicht so leicht, sich auf diese Weise zu konzentrieren, zum Beispiel bei
der Steuererklärung. Aber Pausen machen hilft, weiß der WORTWERFER.