Donnerstag, 30. Mai 2013

Zeitsparen mit WOZU




29. Mai 2013


Heute werfe ich ein kleines, aber äußerst nützliches Wort in meinen Blog:
W O Z U ?
Es ist ein Zauberwort, das Ihre und meine zeitliche Beanspruchung durch Lesen von Zeitungen, Zeitschriften und Informationen aller Art (also schlimmer Weise auch dieses Blogs!) wesentlich reduziert.
Stellen Sie sich vor, über der Überschrift eines jeden Artikels stünde in roten Versalien das Fragewort „WOZU?“. Es fragt: „Wozu willst du diesen Artikel lesen? Welchen Zweck verbindest du damit?“ Vielfältige Antworten sind denkbar:
- Weil diese Informationen sehr wichtig für mich sind!
- Weil mich dieses Thema interessiert!
- Es könnte sein, dass ich darauf angesprochen werde!
- Ich weiß noch nicht; vielleicht ist der Inhalt doch ganz interessant.
- Weil ich dieses Blatt abonniert habe; dann muss ich es auch lesen!

Als ich vor vielen, vielen Jahren Direktionsassistent eines Industriellen war, musste ich ihm um 8 Uhr eine Pressemappe reinreichen mit Ausschnitten aus den wichtigsten Print-Medien, geordnet nach drei Kriterien:
*** = Äußerst wichtig! Unbedingt sofort lesen!
**   = Wichtige Informationen!
*     = Interessant geschäftlich / privat

Heute bin ich mein eigener Direktionsassistent. Ich lese den SPIEGEL, die Süddeutsche, zahlreiche andere Publikationen. Dazu kommen eMails, fb, Twitter. Und natürlich Bücher. Dazu Fernsehen. Ich ertappe mich bei dem Gedanken, dass der neue SPIEGEL bereits im Kasten liegt, während ich den der vergangenen Woche noch nicht „ausgelesen“ habe. Da kam das Wörtchen WOZU angesegelt. Es setzte sich imaginär über jeden Artikel – und siehe da: Ratzfatz war ich durch! Kann ja sein, dass SIE das schon immer so machen. WOZU lesen Sie dann meinen heutigen Blog bis hierher? Vielen Dank dafür!

Übrigens: Kalte Regentage (um auch diese Wörter mal einzuwerfen) eignen sich gut zum Lesen. Spannend, mit klopfendem Herzen und vielleicht sogar ein paar Tränen zu lesen: Mein Roman „Das herbstrote Blatt“ (Shaker-Media Aachen, auch als eBook), ein Schicksal, überwiegend dem realen Geschehen nacherzählt. WOZU das lesen? Überhaupt keine Frage! meint der Wortwerfer. Weil es den Leser mit nimmt. „Da läuft ein Film vor einem ab. Es ist fast ein Drehbuch!“ So eine Rezensentin. Also: Film ab!

Montag, 27. Mai 2013

Gratulation Arjen Robben



  4 Grad auf der Terrasse

Guten Tag! Nun kann auch der Wortwerfer nicht umhin, erst einmal dem FC Bayern zur Championsship zu gratulieren und insbesondere dem Arjen Robben, der doch so oft den
P e c h v o g e l  gegeben hat. Ach, was gönne ich ihm den Triumph!

Erinnern Sie sich noch an meinen Blog über Herz und Bauch? In Montenegro las ich auf einer großen mahnenden Tafel an der Straße folgende Warnung:

D o n ʼ t   l e t   y o u r   b o d y   d r i v e  !

Dem ist meinerseits nichts zuzufügen. Allerdings verdanke ich meiner I n t u i t i o n – und die wohnt nicht in meinem Bauch – dass ich schon oft gefährliche Situationen voraus geahnt habe. Verdanke ich das meinem Stammhirn?

Einer meiner Leser meinte, ein Blog müsse einen N u t z e n  bieten, und das kurz und knapp. Welchen Nutzen? Wenn ich Tipps weitergeben kann wie den aus Montenegro, tue ich es gern. Der Wortwerfer will mit seinem Blog aber auch erheitern, will Alltägliches wie Aktuelles satirisch in die Luft wirbeln, will auch manchmal Nichtalltägliches einwerfen.

Mutmaßlich?

Das Wort, an dem ich immer häufiger Anstoß nehme, heißt  m u t m a ß l i c h ! Da steht ein grausamer Mörder mit blutigen Händen am Straßenrand und rühmt sich offenbar, mit einem Kumpanen einen englischen Soldaten niedergemetzelt zu haben, aber laut Nachrichtensprecher nur mutmaßlich? Hallo! Schreibe ich auch das hier nur mutmaßlich? Lebe ich am Ende nur mutmaßlich? Hat Platon mit seinem Höhlengleichnis doch recht? (Findet man bei Wikipedia in Google!). Es wimmelt vor mutmaßlichen Mördern, denen sozusagen noch das Blut von den Händen trieft. Der Jurist moniert: Es könne sich ja um Totschlag handeln oder um Verkettung unglücklicher Umstände. Auch mildernde Umstände könne es geben. Da müsse man ganz, ganz vorsichtig sein. Erst ein Richter kann ein Wort wie mutmaßlich in tatsächlich verwandeln. Er ist also ein Wort-Umwerfer.

Ich schreibe erst bei Sonne weiter. Bis dahin durchhalten! Ihr Wortwerfer

Donnerstag, 23. Mai 2013

Grenz-Erfahrungen





Wer nach sieben Tagen traumhaften Wetters in traumhaften Landschaften rund um Dubrovnik wieder genötigt wird, auf dem Münchner Flughafen aus dem Flugzeug zu steigen, gewinnt eine Vorstellung davon, was schockgefroren bedeutet. Immerhin soll das die Haltbarkeit erhöhen.

Das erste Wort, das ich heute einbringen möchte, heißt  Z e i t u n g . Das Iberostar-Hotel „Albatros“ in Cavtat schmückt sich mit 4 Sternen. Es ist zweifelsohne ein gepflegtes Haus in bester Lage mit äußerst freundlichen dienstbaren Geistern und allem Drum und Dran. Aber es gibt keine Zeitungen! Es gibt auch im Ort keinen Laden, in dem man eines der internationalen Journale erwerben könnte. Das Zeitungssterben hat hier schon stattgefunden. Offenbar ist man der Meinung, wer bei Meerblick, Baden im Pool, Schiffchenfahren und Genießen das seltsame Bedürfnis empfinden sollte, Zeitung zu lesen, soll dieses Verlangen gefälligst per App in einem Pad stillen. Ohnehin weht ständig einer der Winde – der wilde Jugo, die kalte Bora oder der Mistral – und würde einem das Blatt aus den Händen reißen. Dabei gehörte doch das genüssliche Zeitunglesen beim Urlaubsfrühstück einst zur Lebenskultur. Vorbei?

Der nächste Wurf gilt dem Wort  G r e n z e ! Fährt man die wildromantische Uferstraße von Dubrovnik nach Nordwesten, muss man einen winzigen Schnippel Herzegowina durchqueren, nämlich 3 Kilometer. Also sind zwei Grenzübergänge zu bewältigen, was offenbar Verwaltungssakte auslöst, die man als gigantisch bezeichnen möchte, will man sich dieses Attribut nicht aufsparen für den späteren Grenzübergang bei Metković in Richtung Mostar. Es dauert und dauert. Irgendwas geschieht mit den Pässen. Bin ich in einer Verbrecherkartei? Will ich auf den 3 Kilometern die Regierung stürzen? Schaut der in Schräglage verharrende, seinen Pflichten nachgehende Uniformierte, ob ich in facebook bin und wen ich da kenne? Aber – wie bereits avisiert – ist das nichts, wenn man die Vermessenheit besitzt, abermals die Grenze nach Bosnien-Herzegowina in Richtung Mostar zu überqueren. Der Reiseleiter weiß von bis zu einer Stunde Wartezeit zu berichten. Erinnerungen an Helmstedt werden wach oder an die Grenzen nach Kaliningrad. Die Bezeichnung „grenzwertig“ gewinnt an Bedeutung. Nicht etwa, dass der Andrang groß wäre. Aber macht sich nicht, wer nach Bosnien-Herzegowina einreisen möchte, schon allein dadurch verdächtig? Jedenfalls sind hin und zurück bei diesem Ausflug sechs fühlbare Grenzübergange zu bewältigen. Die Liebe zur Grenzenlosigkeit der EU wallt auf!

Nicht weit vom Hotelstrand liegen zwei schneeweiße Super-Yachten auf Reede. Sehr dekorativ. Die Unterhaltungskosten pro Tag dürften mit meinem Jahreseinkommen harmonieren. Es ist aber nix los da, außer, dass Teile der Crew damit beschäftigt sind, die Bordwände zu schrubben. Manchmal öffnet sich eine große Klappe, dann sieht man weitere Motorboote im Rumpf des Schiffes. Mit dem kleinsten davon holt jemand gelegentlich abends nach dem Dunkelwerden eine Flasche Bier von der Hafenkneipe. Was sonst?

Im nächsten Blog geht es um Blogs. Bis dahin – zieht Euch warm an! Euer Wortwerfer

Montag, 13. Mai 2013

Aus dem Bauch entscheiden?





Gestern hat der Wortwerfer sein Herz in den Blog geworfen und sich mit dem großen Aristoteles gezankt. Heute ist erst mal der Bauch dran; denn so wie wir uns von Herzen freuen, entscheiden wir uns häufig aus dem Bauch. Bei manchen Entscheidungen beschleicht uns ein Bauchweh. Das ist allerdings tatsächlich so. Genau wie wir beim Anblick einer attraktiven Frau oder bei einem spannenden Fußballspiel Herzrasen bekommen. Damit hier „gendermäßig“ kein Unheil passiert, nehme ich mal an, dass eine Frau beim Anblick eines imponierenden Mannes Herzrasen spürt, wenn nicht gar Schmetterlinge im Bauch flattern. Das Herz und der Bauch reagieren auf Botenstoffe, die das Gehirn aussendet. Nicht umgekehrt. Es kann uns auch eine Laus über die Leber laufen. Es geht uns was an die Nieren, dreht uns den Magen rum, schlägt uns was auf den Darm, es kommt uns die Galle hoch. Das ist alles dem Genius geschuldet, den wir da oben im Kopf mit uns herumtragen. Damit aber der Wortwerfer nicht zum Klugscheißer wird, sei damit die Innereien-Betrachtung beendet. Was der Aristoteles da angerichtet hat, lässt sich ohnehin nicht mehr reparieren, und schließlich sieht so ein Herz, wie es graphisch überaus schmeichelnd dargestellt wird, besser aus als eine total verknitterte graue Masse.
Ich habe im übrigen mein Herz (= Gehirn) an – und nicht in – Dubrovnik verloren, wo ich die nächsten Tage verbringen werde. Ich werde Ihnen also über Pfingsten keine Zeit stehlen. Der Aufenthalt dort ist nicht ganz ungefährlich. Direkt vor dem Hotel in Cavtat liegt die bei einem Erdbeben im Meer versunkene antike Großstadt Epidaurus. Davon gibt es zwar woanders noch eine, aber diese hier dient uns als Warnung. Jemand gab uns den Tipp, man sollte in Erdbeben-Gebieten besser unter dem Bett als im Bett schlafen. Kann ich mich nicht mit anfreunden.
Aber Erdbeben haben wir auch hier: Die Straße wird aufgerissen, um neue Wasserrohre zu verlegen. Danach kommen die Rüttel-Verdichter und es tanzen bei uns die Gläser im Schrank.
Die evangelische Zeitschrift chrismon hat schon im Juni letzten Jahres darauf hingewiesen, dass das mit der Ausgießung des Heiligen Geistes zu Pfingsten, mit den hübschen Feuerzungen, die sich auf die Multikulti-Gesellschaft damals herabgesenkt haben, nur eine schöne Erzählung ist, die sich der Evangelist Lukas da ausgedacht habe. Andere meinen, gerade der Hl. Geist habe ihm diese Frohbotschaft diktiert. Wäre aber eine tolle Innovation, wenn wir von nun an auch alle Menschen in unserer Sprache reden hörten, die „in fremden Zungen reden“. Dubrovnik würde sich da zu Pfingsten gut für einen Probedurchlauf eignen. Frohe Festtage!
Auf Wiedersehen, Ihr Wortwerfer

Samstag, 11. Mai 2013

Herzchen? Hier irrt Aristoteles!




12. Mai 2013 Muttertag


Heute ist wieder so ein Herzchen-Tag! Folgerichtig wirft auch der Wortwerfer das Herz in den Blog. Valentinstag, Muttertag, Hochzeitstage … lauter Herzchentage! Hallo, ihr Kardiologen, habt ihr schon mal in der Pumpe so was wie Liebe gefunden?
Wie komme ich da jetzt auf Aristoteles (384 - 322 v. Chr.)? Er, der Größte neben Platon  und Sokrates hat die Geisteswelt des Abendlandes unzweifelhaft enorm bereichert. Gilt er doch als der Vater der Logik. Und es gibt kaum ein Gebiet der antiken Wissenschaften, in dem er sich nicht getummelt hätte: Rhetorik, Dichtkunst, Staatskunst, Philosophie, Physik und .... ja Biologie. Da beginnt unser Problem, das uns Heutigen noch schwer zu Herzen geht.
Der Philosoph, Wissenschaftler und Arzt Hippokrates - auch er ein Grieche - hatte rund 200 Jahre vor Aristoteles in seinem Werk „Corpus Hippocraticum“ nämlich Folgendes kund und zu wissen gegeben:
„Ich glaube, dass das Gehirn eine sehr große Macht im Menschen besitzt .... Die Menschen müssen wissen, dass von nirgends anders her Freude und Frohsinn, Lachen und Scherzen kommen als daher, woher auch Trauer und Kummer, Missmut und Weinen herrühren.
Durch dieses Organ denken, sehen und hören wir und beurteilen das Hässliche und das Schöne, das Schlechte und Gute, das Angenehme und Unangenehme ....
Durch eben dieses Organ geraten wir aber auch außer uns, treten Ängste und Schrecken an uns heran, ebenso Träume, unzeitige Irrtümer, unbegründete Sorgen ....
Das Gehirn verstehen heißt, die Natur des Menschen verstehen.“*
Papperlapapp, meinte Großmeister Aristoteles zweihundert Jahre später. Hahaha - das Gehirn ist vielmehr eine Art Kühlaggregat, mit einer riesigen Oberfläche und vielen Kühlrippen ausgestattet, um das im Herzen erhitzte Blut abzukühlen. Dafür sei es ja unter der Schädeldecke gut und luftig aufgehoben, und durch die Fontanellen könnte es sozusagen auch Dampf ablassen. So behält man bis in die heutigen Tage einen kühlen Kopf - sic!
Alles aber, was Hippokrates dem Gehirn zu- und angemutet habe, finde vielmehr im Herzen statt. Das Herz sei sozusagen die Schaltzentrale für alle unsere Gefühle, sei der Ort unserer Sinne und Seele und überhaupt. Was leider falsch ist.
Und weil der Prominentere unter den Prominenten immer Recht behält, grüßen wir uns heute herzlich, haben uns von Herzen gern (oder nicht). „Dein ist mein ganzes Herz“ singt der Tenor (und nicht der Organspender). Wir schütten unser Herz aus und verlieren es in Heidelberg. Es könnte auch herzzereißend zugehen. An Muttertagen überschwemmen uns Myriaden von Herzen und Herzchen aus allen verfügbaren Materialien. Auch das Oktoberfest und die Lebkuchenbäcker stünden doof da. Die Liebe käme ohne Herzen in arge Verdrückung.
Man stelle sich mal vor, Hippokrates hätte sich – mit Fug und Recht! - gegen Aristoteles durchsetzen können und wir hätten uns gehirnlich gern, wir grüßen gehirnlich und verzierten Muttertagsgebinde mit knuddeligen Gehirnchen. „Dein ist mein ganzes Gehirn“ .... schmettert der Tenor - und hätte auch noch Recht!
Aristoteles muss sich immerhin anrechnen lassen, dass er die Gehirnforschung um sage und schreibe 2000 Jahre in Verzug gebracht hat. Aber so ist es nun mal, wenn man Prominenz mit Kompetenz gleichsetzt. Oder - um es mit Aristoteles zu formulieren: „Es gibt kein Genie ohne einen Schuss Verrücktheit!“
Schönen Muttertag noch! wünscht der Wortwerfer.

*)zitiert nach Rolf W. Schirm „Die Biostruktur-Analyse“, Baar 1990

Postkarte aus Bali




11. Mai 2013


Vor dem Wortwerfer liegt ein in dunkelgrünen, samtartigen Stoff edel eingebundenes „Kinderbuch für Erwachsene“ von Naomi Susan Isaacs, goldbedruckt. Es heißt „Postkarte aus Bali“ – warum es so heißt, weiß ich noch nicht. Es hat sicher Unsummen gekostet, ein solches „kost“bar ausgestattetes Buch herzustellen. Es soll so was um 99,99 € kosten (ISBN 978-3-944424-00-2). Ich habe es geschenkt bekommen. Inmitten des Covers ist eine Illustration (von Samar Ertsey) zu sehen – ein Busch, der eine Art Laube oder den Eingang zu einer Höhle umschließt. Ich vermute, dort soll der Leser hindurch schlüpfen in eine märchenhafte Welt. Ich bin aber noch nicht hindurch geschlüpft. Ich sinne nur nach über die Chance bibliophiler Bücher heute … welches Schicksal wird ihnen wohl einst beschieden sein? Später vielleicht mehr zum Buch.
Nicht so aufwändig ausgestattet ist „Das Vorlesebuch für Demenzkranke“ von mir und meiner Kollegin Ingrid Schumacher. Wir haben dort 45 kurze Geschichten aus unserer Kindheit zusammen gestellt; denn wir waren jung, als die heute an Demenz leidenden Patienten jung waren. Ingrid hat vorgestern solchen Patienten daraus die Begebenheit „Der Krieg ist zuende!“ vorgelesen – und hat damit spontan viele Erinnerungen in den blockierten Gehirnen wach rufen können. Jede und jeder wusste sofort etwas zu erzählen, wie er diesen Tag am 8. Mai 1945 oder das Kriegsende insgesamt erlebt hatte. Ja – da ist noch viel Lebendiges in diesen sonst so still vor sich hin dämmernden Menschen. Dann beginnen sie zu singen „Vor der Kaserne, vor dem großen Tor, steht eine Laterne …“ – mehrere Strophen! Ist das nicht phantastisch?
Auch bei anderen Geschichten über „Erste Liebe“, den ersten Kuss, den ersten Liebesbrief oder Topfschlagen beginnen die Augen zu funkeln, die Mundwinkel zucken. Männer beginnen „Ich habe das Fräulein Helen baden seh’n …“
Das Buch kostet 14,90 € (bei Shaker-Media 52018 Aachen, PF 101818). Direkt beim Verlag zu beziehen, über den Buchhandel oder Amazon. Damit können alle, die ihre Lieben zu Hause betreuen, aber auch im Heim diesen Menschen Augenblicke des Glücks zurück zaubern.
Gestern hat jemand angefragt, ob sich der Wortwerfer von Sœren Kierkegaard hat inspirieren lassen. Zuviel der Ehre! Ich bat um Aufklärung. Soll was mit dem Geworfensein ins Sein zu tun haben. Ja, ich bin ins Sein geworfen worden … hoppla, liebe Mama seligen Angedenkens, das ist die Diktion von Existentialisten, nicht meine Wortwerferei! Ausgerechnet vor dem Muttertag! Morgen ist Muttertag, nicht vergessen! Übrigens – das mit den Herzen beruht auf dem größten Irrtum der Menschheitsgeschichte. Verrate ich morgen. Adieu!

Donnerstag, 9. Mai 2013

Wasser marsch in der Halbzeitpause




9. Mai 2013


Kann man am Wasserverbrauch einer Großstadt den Verlauf eines bedeutsamen Fußballspiels erahnen? Ja – man kann und muss sogar! Damit hat der Wortwerfer mal zwei ganz andere Wörter in die Frühlingsluft gepostet: Wasser und Fußball.
Mitglieder des Münchner PresseClubs waren gestern von den Münchner Stadtwerken ins Mangfall-Tal eingeladen, woher 80 Prozent des quellwasserreinen Trinkwassers für München kommen. Insgesamt strömen an einem normalen Tag je nach Wetter zwischen 340 und 380 Millionen(!) Liter unbehandelten Wassers durch Rohre mit 70 cm Durchmesser in die Stadt. Das ist eine schier unvorstellbar große Menge – 3400 bis 4200 Liter pro Sekunde! Das Wasser, was wir gestern Mittag im Wasserschloss Reisach haben mit Getöse einströmen sehen, hätten wir gestern abend aus unserem Wasserhahn „zapfen“ können. Das sagt etwas über die Strömungsgeschwindigkeit in dem 30 km langen Hauptkanal zu den Hochbehältern in Stadtnähe und in die 3200 km langen Leitungen zu den Verbrauchern. 20 Prozent des Münchner Wassers kommen aus dem Einzugsgebiet des Loisach-Tals. Die Qualität des Wassers wird durch ständige Probeentnahmen mikrobiologisch und chemisch überprüft. Aber wen interessiert das schon – so lange er dieses wunderbare, reine Lebens-Mittel ständig zur Verfügung hat?
Nun zum Fußball! Der Wasserverbrauch einer Großstadt variiert natürlich Tag und Nacht, zwischen 2000 Litern bis zu 12000 Litern pro Sekunde. Es gibt enorme Schwankungen, zum Beispiel ausgelöst durch Pausen im Fernseh-Programm. Na ja, wir trinken dann nicht nur, sondern eilen auch schnell mal auf die Toilette. Was da spült, ist weltbestes Trinkwasser. Kommt es nun zu einem Fußball-Weltereignis wie das Spiel Deutschland gegen Argentinien (4:0), dann kommt es zu kleinen Spitzen („schnell noch mal vorher ..“), zu Miniverbräuchen („Tooooor!“) und zum absoluten Spitzenverbrauch in der Halbzeitpause. Im Film konnten wir den synchronen Wasserverbrauch mit dem Spielverlauf nach verfolgen. So ein Ereignis stellt auf die technischen Einrichtungen der Steuerung des Zulaufs die höchsten Anforderungen. Wassermengen lassen sich nicht wie mit dem Gaspedal im Auto regeln. Sollten Sie also beim Spiel Borussia Dortmund gegen den FCB zittern, fiebern, sich alles verkneifen und nur in der Halbzeitpause schnell mal den Sanitärbereich aufsuchen, denken sie an die jederzeit wachsamen Experten der Stadtwerke München und an diesen Schatz der Natur – der ständig aus dem Alpenland zu uns strömt.
Das soll für den „Vatertag“ genügen. Prost!

Mittwoch, 8. Mai 2013

Sex sells for ever!





„Wie wird ein Buch zu einem unwiderstehlichen Angebot?“ fragt der Wortwerfer heute. Indem es jemandem zu Gesicht kommt, der einen dringenden Bedarf an der Thematik, an hochqualifizierter Lektüre oder an spannender Unterhaltung hat. Vielleicht möchte er auch den Autor, die Autorin kennenlernen oder noch mehr und immer, immer mehr von ihm, ihr lesen? Dringender Bedarf an „Fifty Shades of Grey“? Offenbar war es für viele ein unwiderstehliches Angebot.
Damit wichtige Wörter aus dieser Einleitung nicht verloren gehen, greife ich sie noch mal auf: „Indem es jemandem zu Gesicht kommt“. An dieser Bedingung scheitern heutzutage Tausende von Büchern, auch solche hoher Qualität in Stil, Erzählkunst, Diktion und Aussage. Nützt alles nichts, wenn das Buch nicht zu sehen ist. Autor, Verleger, Grafiker, die Werbeabteilung grübeln wochenlang, wie der „unwiderstehliche Titel“ lauten, das unübersehbare Cover gestaltet sein müsste. Am Klappentext wird gefeilt. Flyer werden gestreut. Auf Buchmessen konkurriert das Werk mit 40.000 Neuerscheinungen. Aber leider gelangen gar zu viele Bücher dem potenziellen Leser gar nicht mehr zu Gesicht. Dem Großbuchhandel ist nur noch an Bestsellern und Promi-Büchern gelegen, die vorher in Presse, Funk und Fernsehen hoch gejubelt oder auch verrissen wurden. Die Buchhandlung „um die Ecke“ erstickt an der Fülle des Angebots. Auch sie kann sich nicht mehr leisten, im Schatten der Buchtürme Neues wachsen zu lassen.
Buch-Marketing ist die Kunst, etwas zu verkaufen, was niemand wirklich braucht. Lesungen unbekannter Autoren kosten Geld und enden meist mit Enttäuschungen.
Und wie ist es mit den Social Media? facebook? Autoren-Gruppen haben einen immensen Zulauf. Man freut sich, seinen Titel auf dem Bildschirm wiederzufinden. Aber steigern sich dadurch tatsächlich die Verkaufszahlen? Möglich dann, wenn das Buch oder eBook auch in Amazon gelistet ist.
Sex sells! Skandale! Pubertätsphantasien! scheinen geeignet zu sein, die Ignoranz der Medien und des Handels zu knacken. Aber wer möchte sudeln als ernsthafter Autor?
Neben meinem Schreibtisch liegt ein angefangenes und zwischenzeitlich verrecktes Satire-Manuskript „Wie werde ich prominent?“ Meine CoAutorin Ingrid Schumacher mit ihrem Witz und ich als Kabarettist a.D. woll(t)en die Sucht nach Prominenz auf die Schippe nehmen. Vielleicht wollen auch wir endlich prominent werden; kann ja sein. Denn dann kann man jeden Sch…, jeden Sch…, jeden Schmarrn schreiben oder von jemandem ghostwriten lassen. Ich möchte das Wort
„h u g e n d u b e l n “
in die Debatte werfen. Ja, das wär’s doch, wir Autoren müssten so wie die Prominenz hugendubeln können. Ach! Dann wären wir nicht auf uns selbst und auf Amazon angewiesen.

Montag, 6. Mai 2013

Zielgruppe - Bedarfsgruppe?






Guten Tag! Herzlich willkommen beim 5. Blog des Wortwerfers. Im gestrigen Blog fehlte an einer Stelle ein „n“. Das sei hiermit nachgereicht. Spaß muss sein.
Das Wort, das ich gestern in die Debatte geworfen hatte, hieß S t r a t e g i e. Eine Strategie beschreibt den wahrscheinlich erfolgreichsten Weg zu einem Ziel. Der Kriegs-Stratege Clausewitz warnte davor, irgendwo eine Lücke, ein Vakuum zu lassen, weil genau dort der „Feind“ eindringt. Er dachte vermutlich gar nicht daran, dass diese Mahnung ebenso gültig ist in der Wirtschaft, in der Gesellschaft und in der Partnerschaft.
„Ewig lockt das Weib“, wenn es der Partner an Liebe, Zärtlichkeit, Aufmerksamkeit und das gewisse Prickeln fehlen lässt. Auch andere, interessantere und humorvollere Männer bieten sich an, ein diesbezügliches Vakuum zu füllen, wenn es einer Frau zu langweilig wird.
In der Gesellschaft haben es die Kirchen all zu lange versäumt, den Menschen den Sinn des Lebens zu verdeutlichen. In dieses Vakuum sind viele Ersatzreligionen eingedrungen.
Die gestern bereits gerühmte Engpass-Konzentrierte Strategie (EKS) des Wolfgang Mewes rät nun geradezu, solche Lücken aufzuspüren und unternehmerisch zu nutzen. Denn wo eine Gruppe von Nachfragern ihren Bedarf nicht decken kann, öffnet sich eine Chance für einen cleveren Anbieter, sofern er über genügend Expertise und Mittel dazu verfügt.
Wer auf einen dringenden Bedarf mit einem unwiderstehlichen Angebot reagieren kann, der macht das Geschäft. Diese schöne Formulierung verdanke ich Hans-Werner Schönell, dem engagierten Leiter des StrategieForums München (bitte googeln!). Daraus folgt: Jede genügend große Bedarfsgruppe ist eine lohnende Zielgruppe. Allerdings kann man Bedarfe auch wecken, im Großen und im Kleinen. Man geht an einer Currywurst-Bude vorbei und reagiert urplötzlich auf das unwiderstehliche Angebot. Der Kollege hat das iPhone 5 – dann muss man es unbedingt auch haben.
Gern erinnere ich noch mal an die Gebrauchtbuchhandlung „Book Aid“ in Passau. Viele ältere Bürger oder schon ihre Erben stehen vor dem Problem, Hunderte, wenn nicht Tausende von Büchern „entsorgen“ zu müssen. Für diesen „Bedarf“ bietet „Book Aid“ offenbar eine gute Lösung.
Nun werfe ich ein neues Wort in die Diskussion: Bücherschwemme. Angeblich werden in Deutschland jedes Jahr pro Kopf der Bevölkerung mehr Bücher veröffentlicht als in anderen Ländern. Sind wir immer noch ein Volk der Dichter und Denker? Oder sind die „Denker“ inzwischen durch die Selbstdarsteller verdrängt worden?
Gibt es für die vielen Bücher einen dringenden Bedarf? Eine genügend große Bedarfsgruppe? „Schön wär’s!“ seufzt da der Buchhändler und ordert fast nur noch die Bestseller. Wie aber wird ein Buch zu einem unwiderstehlichen Angebot? fragt der Wortwerfer und dankt für Ihre Geduld und Aufmerksamkeit.

Sonntag, 5. Mai 2013

Alte Bücher - gute Taten!






Guten Tag, der Wortwerfer heißt Sie herzlich willkommen zu Blog Nr. 4. Wie versprochen zunächst mal eine sehr wichtige Strategie-Regel von Carl von Clausewitz, einem preußischen General und Strategie-Genie (1780 – 1831) aus seinem Werk „Vom Kriege“. Auch Pazifisten sollten weiter lesen, denn was er uns heute noch mit permanenter Gültigkeit zu sagen hat, gilt universell, also z.B. auch für die Ehe, Partnerschaft, aber auch für die Wirtschaft: „In das Vakuum marschiert immer der Feind!“ Und was soll das hier?
Am Tag der Pressefreiheit klagten Verleger, Zeitungsmacher und Journalisten über das Zeitungssterben, die Kündigung von Hunderten von Redakteuren und Reportern – und den Rückzug aus den Regionen, besonders spürbar in Nürnberg, aber auch in Passau und anderswo in der sogenannten Provinz. Die Leser finden kaum noch Lokalnachrichten. Ja – und in dieses Vakuum marschieren zwar nicht die Feinde, aber sehr viele der unterschätzten „Käseblättchen“, Werbezeitschriften mit redaktioneller Berichterstattung. Die Qualität lassen wir jetzt mal unberücksichtigt.
In Passau hat jedoch Hubert Denk, ein zunächst arbeitsloser Journalist mit großer Findigkeit, Opferbereitschaft, Engagement und Leidenschaft ein sehr respektables Monatsmagazin herausgebracht: den „BÜRGERBLICK – Passauer Freie Presse“, wertvoll im durchgängigen Vierfarbdruck, angefüllt mit allem, „was die Stadt bewegt“ und das Umland. Pfiffig getextet, vielseitig, greift kontroverse Themen auf. Kostet 2,50 € - und findet gute Resonanz, auch bei den Anzeigenkunden. Das hat den eingeführten großen Zeitungsverlegern natürlich nicht gefallen. Aber Clausewitz hat mal wieder recht behalten.
In diesem „Bürgerblick“ (Nr. 64, April 2013) fand ich den Bericht über eine bemerkenswerte und nachahmenswerte Initiative unter der Überschrift „Alte Bücher, gute Taten“. Zwei Lehrerinnen haben einen Buchhandel mit gebrauchter Lektüre eröffnet und bieten auf engstem Raum viele Tausend Titel von Büchern an, die von Bürgern gespendet werden. Sie werden zu Preisen verkauft, über die der Kunde selber entscheidet. Der Reinerlös aus diesem Gebrauchtbuchhandel unter der Trägerschaft des Vereins „Book Aid“ wird für wohltätige Zwecke gespendet. Die Idee zu „Book Aid“ stammt aus England.
Ist das nicht eine tolle Idee? Der angestammte Buchhandel wird es anders sehen. Jedoch gibt es mir die willkommene Gelegenheit, auf einen anderen Strategie-Experten zu verweisen, der Clausewitz ebenbürtig ist. Es ist Prof. Wolfgang Mewes, der seit den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts mit der von ihm entwickelten Engpass-Konzentrierten Strategie (EKS) unzähligen großen und kleinen Unternehmen zu außerordentliche Erfolgen verholfen hat und verhilft. Er lenkt den Blick auf die Engpässe der jeweiligen Zielgruppe, so wie die beiden Lehrerinnen mit „Book Aid“ und Hubert Denk mit dem „Bürgerblick“. Erinnern Sie sich an meinen Engpass? Soll man Bücher verbrennen oder kompostieren? Nein – spenden! Aber bisher müsste ich dazu nach Passau fahren!
Mehr zu dieser Strategie im nächsten Blog! Vielen Dank für Ihre Zeit und Aufmerksamkeit, Ihr Wortwerfer

Freitag, 3. Mai 2013

Die Zeitung - eine Antiquität?





Guten Tag! Willkommen beim Wortwerfer,

heute, am Tag der P r e s s e f r e i h e i t, kann ich zunächst auch nur dieses Wort in die Debatte werfen. Beim Forum gestern Abend im Münchner PresseClub mit einem respektablen Panel ging es vornehmlich um das Z e i t u n g s s t e r b e n, um die vielen entlassenen festangestellten Journalisten, um den Verfall der Zeilenhonorare und um die Frage: Kann man heute wirklich noch guten Gewissens jungen Frauen und Männern dazu raten, Journalist zu werden? Die Meinungen waren geteilt: Ja, es ist einer der interessantesten Berufe, aber auch einer der riskantesten. Sicherheit bietet er nicht.
Erstaunlich war, dass fast nur von der Angebotsseite her argumentiert wurde. Wie sieht denn die Zukunft der knisternden Tageszeitung aus, wenn Untersuchungen ergeben haben, dass kaum noch zehn Prozent aller 14- bis 18Jährigen eine Tageszeitung lesen. Sofern sie sich überhaupt für Politik, Kultur und Zeitgeschehen interessieren, nutzen sie Apps und lesen die Online-Ausgaben auf ihren Pads und Smartphones. Dafür haben sie sogar gute Argumente. Sie schonen den Regenwald. Es ist preiswerter. Und: Die gedruckte Zeitung ist dann, wenn sie morgens im Briefkasten liegt, bereits eine Antiquität. Manches, über das darin berichtet und kommentiert wird, ist bereits überholt. Die Online-Ausgabe ist dagegen aktuell. Sie bietet darüber hinaus zahlreiche Zusatz-Dienstleistungen wie z.B. Wörterbücher.
Was also, wenn diese Jugend allmählich die bisherigen Zeitungsleser ablöst?

Nur – was hat das mit der Pressefreiheit zu tun? Die Vielfalt der Meinungen sei durch die Konzentration bedroht, wenn immer weniger Journalisten an der Meinungsbildung beteiligt seien. Die Vielfalt der Meinungen ist jedoch in Deutschland schon längst bedroht. Es gibt Themen, die jemand nicht ungestraft äußern darf, ohne als Nazi, als Konservativer, als Ewiggestriger in eine Ecke gestellt zu werden. Gegen den Mainstream zu schwimmen, einst eine Disziplin herausragender Journalisten, führt heute zum Ausschluss an der öffentlichen Meinungsbildung – und zwar in der gesamten Breite, in Funk, Fernsehen und Print. Wenden Sie sich zum Beispiel gegen die Forderungen und Auswüchse des Gender-Mainstream. Oder schreiben Sie etwas darüber, dass Familienangehörige als Angestellte auch von Politikern höher motiviert, engagierter und opferbereiter sind als fremde Angestellte, die meist zu einem höheren Gehalt beschäftigt werden müssen. Das Familienunternehmen war schon immer ein Erfolgsfaktor. Aber wenn eine neue Sau durchs Dorf getrieben wird, ist es riskant, sich ihr in den Weg zu stellen.

Morgen berichtet der Wortwerfer u.a. über eine wunderbare Idee, wie man seine Bücher einem guten Zweck zu führt. Guten Abend!

Mittwoch, 1. Mai 2013

Ade Bücherwand!






Guten Tag und herzlich willkommen beim 2. Wortwerfer-Tag. Das Wort, was ich heute in die Diskussion werfe, heißt Bücherwand. Damit knüpfe ich an die Gedanken des gestrigen Tages an. Wir haben mehrere Bücherwände, Bücher, Bücher, bis zur Zimmerdecke. Was tun wir damit unseren Erben mal an? Fachbücher, Historica, Bibliophiles, Romane, Sammelbände, Kunst- und Bildbände, Cartoon-Bände, Humoristisches, Ratgeber, Reiseliteratur, wertvolle, kostbar eingebundene Lexika, Zeitdokumente von 1900 bis 2000 und, und, und. Ich weiß nicht, wie viel Tausend Titel es sind.
Ich bin mit Büchern groß geworden. Bei jedem Umzug waren sie der Schrecken der Helfer. Davor wurden auch schon mal mehrere Hundert ausgesondert. Auch jetzt werden die Bücher-Flohmärkte reich beschickt.
Wer hat heute noch soviel Platz in seinem Haus, seiner Wohnung, um sich diesen Luxus zu leisten? Wer will so viele Staubfänger um sich haben?
Soll man Bücher verbrennen oder kompostieren? habe ich mal in einem Artikel gefragt. Und keine Antwort bekommen. Gib sie doch ins Altersheim!
In einigen Ferienorten gibt es draußen öffentliche Bücherregale, vor der Witterung leidlich geschützt: „Bring eins, nimm zwei!“ Oder umgekehrt. Es gibt Tauschzentralen. Für einen lächerlichen Mitgliedsbeitrag kann man Bücher hinbringen und sich welche aussuchen.
In Frankreich gab es – oder gibt es noch – „Bücherdörfer“. Angefangen hat das in einem ganz kleinen Kaff. Jeder konnte einen Tisch aufbauen, einen Schirm aufspannen, seine Bücher verkaufen oder tauschen. Schnell zählte man an den Aktionstagen über tausend Anbieter und 40.000 Besucher. Andere Orte haben es nachgemacht. Gibt es diese Bücherdörfer noch? Das sind die Rückzugsräume der Gutenberg-Galaxis.
Der Kontrast: Irgendwo habe ich gelesen, dass geschätzte 17 bis 20 Prozent der Kids zwischen 8 und 18 Jahren überhaupt kein Buch mehr, geschweige denn ein Bücherregal im Zimmer haben. Wozu auch? Es gibt doch alles im Internet, notfalls in der Leihbücherei, oder man tauscht Bücher untereinander aus.
Nun kommen die eBooks! Ade Bücherwand! Was dann? Habe ich dann alles „in der Wolke“? Kein Leder- oder Halbledereinband mehr, kein Golddruck?
Wie sieht dann eine Buchmesse aus? Eine Kollektion von Covers und Leseproben – aber nichts (Fassbares) dahinter? Und Zugang für jedermann, jederfrau, die einen Laptop oder Pad bedienen kann und den Mut, sich interessant zu machen? Eine eBook-Inflation an Lektorinnen und Lektoren, an Verlegerinnen und Verlegern vorbei? Stil Nebensache? Mit schreierischen oder voyeristischen Titeln? Auch gern gratis. Dem Wortwerfer ist nicht wohl dabei. Und Ihnen?