Guten Tag und herzlich willkommen beim 2. Wortwerfer-Tag. Das Wort, was ich heute in die Diskussion
werfe, heißt Bücherwand. Damit knüpfe ich an die Gedanken des gestrigen
Tages an. Wir haben mehrere Bücherwände, Bücher, Bücher, bis zur Zimmerdecke.
Was tun wir damit unseren Erben mal an? Fachbücher, Historica, Bibliophiles, Romane,
Sammelbände, Kunst- und Bildbände, Cartoon-Bände, Humoristisches, Ratgeber, Reiseliteratur,
wertvolle, kostbar eingebundene Lexika, Zeitdokumente von 1900 bis 2000 und,
und, und. Ich weiß nicht, wie viel Tausend Titel es sind.
Ich bin mit Büchern groß geworden. Bei jedem Umzug waren sie
der Schrecken der Helfer. Davor wurden auch schon mal mehrere Hundert
ausgesondert. Auch jetzt werden die Bücher-Flohmärkte reich beschickt.
Wer hat heute noch soviel Platz in seinem Haus, seiner
Wohnung, um sich diesen Luxus zu leisten? Wer will so viele Staubfänger um sich
haben?
Soll man Bücher
verbrennen oder kompostieren? habe ich mal in einem Artikel gefragt. Und
keine Antwort bekommen. Gib sie doch ins Altersheim!
In einigen Ferienorten gibt es draußen öffentliche
Bücherregale, vor der Witterung leidlich geschützt: „Bring eins, nimm zwei!“
Oder umgekehrt. Es gibt Tauschzentralen. Für einen lächerlichen
Mitgliedsbeitrag kann man Bücher hinbringen und sich welche aussuchen.
In Frankreich gab es – oder gibt es noch – „Bücherdörfer“.
Angefangen hat das in einem ganz kleinen Kaff. Jeder konnte einen Tisch
aufbauen, einen Schirm aufspannen, seine Bücher verkaufen oder tauschen. Schnell
zählte man an den Aktionstagen über tausend Anbieter und 40.000 Besucher.
Andere Orte haben es nachgemacht. Gibt es diese Bücherdörfer noch? Das sind die
Rückzugsräume der Gutenberg-Galaxis.
Der Kontrast:
Irgendwo habe ich gelesen, dass geschätzte 17 bis 20 Prozent der Kids zwischen
8 und 18 Jahren überhaupt kein Buch mehr, geschweige denn ein Bücherregal im
Zimmer haben. Wozu auch? Es gibt doch alles im Internet, notfalls in der
Leihbücherei, oder man tauscht Bücher untereinander aus.
Nun kommen die eBooks!
Ade Bücherwand! Was dann? Habe ich dann alles „in der Wolke“? Kein Leder-
oder Halbledereinband mehr, kein Golddruck?
Wie sieht dann eine Buchmesse aus? Eine Kollektion von
Covers und Leseproben – aber nichts (Fassbares) dahinter? Und Zugang für jedermann,
jederfrau, die einen Laptop oder Pad bedienen kann und den Mut, sich
interessant zu machen? Eine eBook-Inflation an Lektorinnen und Lektoren, an
Verlegerinnen und Verlegern vorbei? Stil Nebensache? Mit schreierischen oder
voyeristischen Titeln? Auch gern gratis. Dem Wortwerfer ist nicht wohl dabei. Und Ihnen?
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