Mein Buch des Jahres?
Es hilft nichts! Der WORTWERFER hat versprochen, heute seine
Entscheidung zu verkünden, welches sein Buch des Jahres gewesen ist. The winner is … two winners!
Ich unterscheide dabei zwischen einem „inneren Nutzen und
Gewinn“ und einem hoffentlich „äußeren Nutzen und Gewinn“.
Zunächst jenes Buch, das mir selbst bei den wachsenden
Selbstzweifeln eines alternden Menschen am spürbarsten geholfen hat. Es ist das
Buch von Hans Küng „Jesus“ (bei
Piper, 2012/2013). Kardinal Marx hat bei der Pressekonferenz am 20. Dezember im
Münchner PresseClub, als ich ihn fragte, ob man nicht, je älter man wird, umso
stärker von Zweifeln am Glauben geplagt würde, von seiner Mutter erzählt, die
ihn kurz vor ihrem Tode gefragt hat: „Stimmt
denn das alles, was ihr da verkündet?“ Der Zuckerguss des Kinderglaubens
ist abgewaschen. Mit den Jahren hat die Kühnheit zugenommen, an manchen
Auslegungen der Bibel und der Evangelien zu zweifeln. Namhafte Theologen,
Historiker und Sprachforscher weiß man an seiner Seite. Das
Weihnachtsevangelium nach Lukas entpuppt sich als eine wunderschöne,
romantische Legende. Wer manche Liedertexte des „Gotteslobs“ bewusst auf sich
wirken lässt, dem verschlägt es die Stimme. Heute, am 4. Advents-Sonntag waren
es durchweg Texte aus der Zeit vor oder
während des Dreißigjährigen Kriegs. Da war verständlicherweise von tiefer
Not und Sehnsucht zu singen, der Messias möge kommen und uns (?) erlösen. Aber
die Adventslieder klingen doch sooo schön und da möge man doch nicht dran
rühren. Wenn der Gottesdienst eine
museale, religionshistorische Veranstaltung sein soll, unreflektiert, dann
ja. Aber es sind zur Zeit rund um uns 45,5 Millionen Flüchtlinge unterwegs. Advent = Ankunft – aber bloß nicht bei uns!
Ist Jesus dabei?
Hans Küng hat mir zum ersten Mal in meinem langen Leben nahe
gebracht, wie Jesus uns durch die Tat gelehrt hat (und Papst Franziskus dies wieder
zur Forderung erhoben hat), „an die Ränder der Gesellschaft zu gehen“. Als
privilegierter Gottessohn? Nein, als Mensch, der dafür den Tod erlitten hat.
Küng hat mich gelehrt zu fragen: „Wie
würde Jesus heute handeln? Und Du?“ Und nicht nach dem Ende des Zölibats
und Tebartz van Elst. Schwer genug!
Ein Aufschrei!
Der Buchtitel mit dem erhofften äußeren Nutzen und Gewinn
klingt nach den obigen Gedanken banal. Er ist es! Aber der Inhalt des Buches ist alles andere als banal. Er ist ein
Aufschrei, um uns bewusst werden zu lassen, wie radikal (an die Wurzeln gehend)
und systematisch das Christentum in Europa untergraben wird, u.a. von
Regierungsseite mit Millionen Steuergeldern. Birgit Kelle fordert in ihrem Buch nicht nur „Dann mach doch die Bluse zu!“ (adeo, 2013) Ebenso könnte auf dem
Titel stehen „Lasst Familie noch Familie sein!“ oder „Hört mit dem staatlich
geförderten Gender-Quatsch auf!“, „Lasst Männer Männer sein, Frauen Frauen,
Mädchen Mädchen und Jungs Jungs!“ Lasst uns jedenfalls die politische und
existentielle Freiheit dazu. Vielen Dank, Frau Kelle! Fesselnder Stil – und für jeden, der Birgit Kelle live erlebt hat,
das was die FAZ bewundert: „Rhetorisch
brillant!“
Mein eigenes Buch des Jahres sei unbescheiden auch erwähnt: „Das Vorlesebuch für Demenzkranke“
(zusammen mit Ingrid Schumacher, bei Shaker-Media Aachen 2013), für eine leider dramatisch wachsende
Zielgruppe.
Ein gesegnetes Weihnachtsfest und ein friedvolles Neues Jahr
wünscht der WORTWERFER.