Sonntag, 22. Dezember 2013

Mein Buch des Jahres




Mein Buch des Jahres?

Es hilft nichts! Der WORTWERFER hat versprochen, heute seine Entscheidung zu verkünden, welches sein Buch des Jahres gewesen ist. The winner is … two winners!

Ich unterscheide dabei zwischen einem „inneren Nutzen und Gewinn“ und einem hoffentlich „äußeren Nutzen und Gewinn“.
Zunächst jenes Buch, das mir selbst bei den wachsenden Selbstzweifeln eines alternden Menschen am spürbarsten geholfen hat. Es ist das Buch von Hans Küng „Jesus“ (bei Piper, 2012/2013). Kardinal Marx hat bei der Pressekonferenz am 20. Dezember im Münchner PresseClub, als ich ihn fragte, ob man nicht, je älter man wird, umso stärker von Zweifeln am Glauben geplagt würde, von seiner Mutter erzählt, die ihn kurz vor ihrem Tode gefragt hat: „Stimmt denn das alles, was ihr da verkündet?“ Der Zuckerguss des Kinderglaubens ist abgewaschen. Mit den Jahren hat die Kühnheit zugenommen, an manchen Auslegungen der Bibel und der Evangelien zu zweifeln. Namhafte Theologen, Historiker und Sprachforscher weiß man an seiner Seite. Das Weihnachtsevangelium nach Lukas entpuppt sich als eine wunderschöne, romantische Legende. Wer manche Liedertexte des „Gotteslobs“ bewusst auf sich wirken lässt, dem verschlägt es die Stimme. Heute, am 4. Advents-Sonntag waren es durchweg Texte aus der Zeit vor oder während des Dreißigjährigen Kriegs. Da war verständlicherweise von tiefer Not und Sehnsucht zu singen, der Messias möge kommen und uns (?) erlösen. Aber die Adventslieder klingen doch sooo schön und da möge man doch nicht dran rühren. Wenn der Gottesdienst eine museale, religionshistorische Veranstaltung sein soll, unreflektiert, dann ja. Aber es sind zur Zeit rund um uns 45,5 Millionen Flüchtlinge unterwegs. Advent = Ankunft – aber bloß nicht bei uns! Ist Jesus dabei?
Hans Küng hat mir zum ersten Mal in meinem langen Leben nahe gebracht, wie Jesus uns durch die Tat gelehrt hat (und Papst Franziskus dies wieder zur Forderung erhoben hat), „an die Ränder der Gesellschaft zu gehen“. Als privilegierter Gottessohn? Nein, als Mensch, der dafür den Tod erlitten hat. Küng hat mich gelehrt zu fragen: „Wie würde Jesus heute handeln? Und Du?“ Und nicht nach dem Ende des Zölibats und Tebartz van Elst. Schwer genug!

Ein Aufschrei!
Der Buchtitel mit dem erhofften äußeren Nutzen und Gewinn klingt nach den obigen Gedanken banal. Er ist es! Aber der Inhalt des Buches ist alles andere als banal. Er ist ein Aufschrei, um uns bewusst werden zu lassen, wie radikal (an die Wurzeln gehend) und systematisch das Christentum in Europa untergraben wird, u.a. von Regierungsseite mit Millionen Steuergeldern. Birgit Kelle fordert in ihrem Buch nicht nur „Dann mach doch die Bluse zu!“ (adeo, 2013) Ebenso könnte auf dem Titel stehen „Lasst Familie noch Familie sein!“ oder „Hört mit dem staatlich geförderten Gender-Quatsch auf!“, „Lasst Männer Männer sein, Frauen Frauen, Mädchen Mädchen und Jungs Jungs!“ Lasst uns jedenfalls die politische und existentielle Freiheit dazu. Vielen Dank, Frau Kelle! Fesselnder Stil – und für jeden, der Birgit Kelle live erlebt hat, das was die FAZ bewundert: „Rhetorisch brillant!“

Mein eigenes Buch des Jahres sei unbescheiden auch erwähnt: „Das Vorlesebuch für Demenzkranke“ (zusammen mit Ingrid Schumacher, bei Shaker-Media Aachen 2013),  für eine leider dramatisch wachsende Zielgruppe.

Ein gesegnetes Weihnachtsfest und ein friedvolles Neues Jahr wünscht der WORTWERFER.

Samstag, 14. Dezember 2013

Man gönnt sich ja sonst nichts!





Welche Zeitung oder Zeitschrift auch immer der WORTWERFER seit einigen Monaten aufschlägt, stets überfallen ihn großflächige, prächtige Inserate, die für teuerste Uhren und Handtaschen werben. Gut – die Handtasche ist der Rolls Royce, Bugatti, Ferrari am Arm der Dame. Man muss ja zeigen, dass man es satt auf der Kasse hat. Guck mal, was ich mir leisten kann! Natürlich funktioniert das nur, wenn andere Kenner-Frauen zum Gucken daher kommen, die vor Neid erblassen und das einstige Preisschild des Luxusbeutels vor sich irrlichtern lassen: „Dafür hätte man sogar eine richtige Handtasche kaufen können! Und, und, und!“
Männer verstehen davon zu wenig. Banker, Vorstandsmitglieder, Immobilien-Makler müssen ohnehin dafür sorgen, dass ihre Gemahlinnen möglichst wenig mit dem normalen Fußvolk in Berührung kommen. Sie werden chauffiert, möglichst bis vor die Tür des Etablissements, wo sie sich huldigen lassen. Es sei denn, man lässt kommen und die edelsten Stücke im eigenen Salon ausbreiten. „Ach wissen Sie, es fällt mir echt schwer, jetzt eine Auswahl zu treffen. Lassen Sie einfach alles hier und schicken Sie die Rechnung an ……“. Man kann ja ohnehin nicht jeden Tag mit der selben Handtasche …, das geht ja nun wirklich nicht.
Und die Chronometer, die Uhren zu nennen, man sich ja schon schämen müsste? Wahnsinn – wie genau die ticken. Handmade. Natürlich aus der Schweiz. In tausend Jahren nur eine halbe Sekunde vor oder nach – also bis 3013 n.Chr.. Das wäre der Ferrari am Handgelenk! Natürlich nicht für den Alltagsgebrauch, sondern für das Safe, für die Sammlung und seltenes Repräsentieren. Opernbesuche, Bayreuth, Staatsempfänge, Charity-Bälle in Fünf-Sterne-Hotels, also durchweg Gelegenheiten, bei den man kaum zur Uhr gucken muss, um zu wissen, wie spät es ist. Allenfalls – was die Stunde geschlagen hat, wenn es in Vorstands- und Aufsichtsrat-Sitzungen zur Sache geht.

Demonstrativer Konsum = Kaufen, was man nicht braucht!
Demonstrativen Konsum nennt das der Finanz-Psychologe. Man muss sich abheben, und das wird umso teurer, je mehr sich auch der „gemeine fußläufige Mensch“ leisten kann und einem noch dazu die Neureichs auf den Fersen sind. Also auch die Fußballer, Filmsternchen und Lottogewinner. Äh!
Unsereiner schaut zur Uhr, weil man die S-Bahn noch erwischen muss. Oder der Babysitter abzulösen ist. Wie banal! Vielleicht ist man verabredet. Da reicht die Quarzuhr von Tschibo oder die Digitalanzeige im Smartphone. Und im Übrigen sind wir ja nur neidisch. Und wer so denkt, hat kein Mitgefühl mit den glitzernden Uhrengeschäften beziehungsweise ihren Betreibern und Angestellten. Die wollen ja auch leben. Das ist ein echtes Problem für die  gesamte Neiderzeugungs-Industrie.
Als der WORTWERFER seine erste Armbanduhr geschenkt bekam, zur Erstkommunion, da war das was! Durfte nur sonntags getragen werden, zum Kirchgang, aber nicht zum Spielen. Vooorsichtig mit dem Aufziehen! Die Feder könnte brechen. Lass das mal die Mama machen. Jetzt? Wieviele Uhren haben Sie, lieber Leser?  Und wieviel Zeit?
Und wie viele Uhren liegen in den Uhrengeschäften, Kaufhäusern, Souvenirläden, Bahnhofskiosken, die kaum eine Chance haben, gekauft zu werden? Überproduktion, Überangebote, wohin man nur schaut. Können wir uns das leisten? Wieso eigentlich? Das sind so Gedanken im Advent. Man könnte auch an Syrien denken, an die Taifunverwüstungen, an Lampedusa, Zentralafrika.
Wissen wir eigentlich, was die Stunde geschlagen hat? fragt der WORTWERFER.

Montag, 18. November 2013

Das Hohelied der Reparatur




Wer ist Wolfgang M. Heckl? Zunächst einmal – das verrät er in seinem Buch „Die Kultur der Reparatur“ (bei Hanser, München 2013) – ein leidenschaftlicher Bastler, Aufschrauber, Hineingucker, Reparierer. Auf vielen Seiten lässt er uns teilhaben an geradezu spannenden Abenteuern, wie er total veraltete, obsolete Maschinen und Gegenstände, aber auch Dinge des täglichen Bedarfs erfolgreich reparieren konnte. Glückshormone werden üppig ausgeschüttet.
Prof. Dr. Wolfgang M. Heckl ist Generaldirektor des Deutschen Museums in München und Inhaber des Oskar-von-Miller-Lehrstuhls für Wissenschafts-Kommunikation an der TU München. Ausgezeichnet mit vielen internationalen Preisen.
Für eine stetig wachsende Zuschauerzahl des Sonntags-Stammtisches im 3. Programm des Bayerischen Fernsehens mit Helmut Markwort und dem Karikaturist Dieter Hanitzsch und Gästen ist Professor Heckl Stammgast von 11 bis 12 Uhr in ihren Wohnzimmern, mitschuldig an verspäteten oder angebrannten Mittagsmahlzeiten. Stets bringt er irgendein technisches Beutestück vom Flohmarkt mit, das er wieder zum Leben erweckt hat.

Reparieren ist für ihn nicht nur eine Weltanschauung, sondern auch und insbesondere ein Überlebenskonzept unserer ausgebeuteten Erde. Es geht einher mit einer Kampfansage an die bequeme und verdummende Wegwerfgesellschaft. Obsoleszenz heißt der Hauptgegner, geplante Zerstörung kurz nach Ablauf der Garantiefristen, oder modisch aufgedrängt, weil optisch veraltet, dem Hype geschuldet, weil Angeber stets mit dem Neuesten und Teuersten protzen wollen. Viele Geräte des Alltags lassen sich gar nicht mehr aufschrauben. Das ist gewollt, aus Sicherheitsgründen, aber auch, weil sie weggeworfen werden sollen. Und bei modernen Autos stoßen selbst leidenschaftliche Schrauber an ihre Grenzen.

Oft ist die Reparatur teurer als der Neukauf!

Reparieren steht aber auch gegen den Fortschritt; denn zumeist steckt in dem Neuen auch die neueste Technologie, die Miniaturisierung, die bessere Energieausbeute, eine Multi-Funktionalität, am prägnantesten erlebbar an der Entwicklung des Mobiltelefons. Der Wortwerfer hatte sich einst strafbar gemacht, als er mit einem Holzklotz-großen Prototyp aus dem Wiesbadener Kurpark mit seiner Frau im Rheinland telefonierte. Das Delikt: Störung des öffentlichen Funkverkehrs. Heute kann man mit dem Smartphone zwar auch noch telefonieren, aber es verfügt über gefühlte hundert weitere Fähigkeiten - zugefügt durch „Apps“ -, von denen die allermeisten nie oder seltenst gebraucht werden. Aber sie enthalten wertvollste, knappe Rohstoffe – und sollen dennoch im Interesse der Hersteller nach spätestens einem Jahr obsolet sein, weil dann das allerneueste Modell verkauft werden muss, um Arbeitsplätze zu sichern.

Das können wir uns nicht mehr leisten, warnt Professor Heckl. Um Arbeitsplätze zu sichern, kommt es zu gigantischer Überproduktion von fast allem – was dann unter Wert verwertet, verramscht und zerstört werden muss. Auch die vermeintliche Energie-Ersparnis erweist sich als trügerisch, wenn man die ganze Kette der Herstellung, vom Abbau der Rohstoffe, ihren Transport, ihre Transformation, ihre Vermarktung, Verpackung und schließlich die Kosten ihrer Entsorgung berücksichtigt – ihre Gesamt-Ökobilanz.

Zur Kultur der Reparatur gehören für Heckl auch die immer zahlreicheren Zusammenschlüsse von Bastlern und Reparierern in lokalen Repair-Cafés und ähnlichen Einrichtungen, von denen einige im Anhang aufgeführt sind – zugleich als erfolgreiche Reparaturbetriebe sozialer Beziehungen.

Aus der Leidenschaft fürs Reparieren wird die Notwendigkeit der Reparierbarkeit als Überlebenskonzept. Aus allen Kapiteln in Heckls Buch spricht diese Botschaft, die uns auch aus dem Geschehen der Natur eindrucksvoll erreicht: Reparieren ist das Grundprinzip, Wegwerfen der Tod. Ein lehrreiches, mahnendes, aber auch vergnügliches Buch – vorzüglich als Weihnachtsgeschenk für die junge Generation.

Freitag, 1. November 2013

Männerquote – ein Wirtschaftskrimi





So heißt der Wirtschaftskrimi, den der Wortwerfer gestern bei neobook als eBook veröffentlicht hat. Ist der Titel nur eine Provokation? Nur ein Gag? Keineswegs!
Wie kommt ein solcher Wirtschaftskrimi zustande?
Die Idee kam uns, meiner leider inzwischen verstorbenen Muse Ingrid Schumacher und mir, als wir das gesellschaftskritische Sachbuch „Supermacht Frau / Sind die Männer noch zu retten? (bei Amalthea/Signum Wien – München 2011) verfassten. Sie wurde konkretisiert durch die monatelangen Diskussionen zu einer gesetzlichen oder flexiblen Frauenquote. Wer überdies über 40 Jahre seines Berufslebens im Bereich der Unternehmensführung tätig war, zuletzt als Trainer, Berater und Coach, der kennt die Männerwelt, der kennt aber auch die tüchtigen, fleißigen, umsichtigen Frauen, die den Männern die Voraussetzungen für ihre Erfolge schaffen. Der Wortwerfer hat mehrere Hundert Führungs-, Management- und Selbstmanagement-Seminare durchgeführt, darunter auch zahlreiche für Chefassistentinnen und Sekretärinnen. Da lernt man beide Seiten kennen, Kommunikationsprobleme, Überforderungen, Zumutungen und die Untiefen der Charaktere. Im Umgang mit Frauen offenbaren sie sich sehr deutlich.
Im Laufe der Jahre wurden die Frauen selbstbewusster, stärker, kompetenter, ehrgeiziger. Sie kannten sich früher mit der EDV aus als ihre Chefs und oft besser auch im Wirtschafts- und Sozialrecht, schließlich auch in der Materie des Unternehmens. Irgendwann entspricht es den realen Gegebenheiten, dass sie nicht mehr nur dienen, Kaffee kochen und die Grünpflanzen pflegen wollen. Sie möchten nach oben. Und stoßen gegen die „gläserne Decke“. Da sind die Männer, und die wollen ihre Plätze nicht räumen. Und träumen von ihrer ewigen, fast gottgegebenen Führungsrolle – die sie längst verloren haben.
Ein wunderbarer Krimi-Stoff!
Für einen Krimi „Männerquote“ waren also alle Voraussetzungen gegeben. Zuerst sollte es eine Satire werden. Aber schnell wurde es ernst, wenn auch stellenweise zum Lachen. Ingrid und ich fixierten die Ausgangs-Situation: Eine viel schillernde Quotenfrau, attraktiv, Muslima, promoviert, sollte den Vorstand zieren. Für sie wurde eigens das neue Ressort „Compliance“ geschaffen. Aber am Tag ihres Dienstantritts liegt sie tot in ihrer Wohnung. Zeitgleich findet jemand im Grünwalder Forst auf einer Bank den toten Chefingenieur und Erfinder Dr. Hanselmann. Das Produkt der Firma: mobile Klein-Solargeräte, mit Hilfe derer Familien in sonnenverbrannten Entwicklungsländern Strom fürs Kochen und den Fernseher generieren können. Ein Riesengeschäft. Da geht ohne Schmiergeld nichts – und da soll nun ausgerechnet eine Frau, eine Türkin noch dazu, für Gesetzestreue und saubere Geschäftsabwicklung sorgen?
Ein wunderbarer Krimi-Stoff. Kapitel für Kapitel schrieb sich wie von selbst. Jede Woche diskutierten wir, wie es weiter gehen könnte. Dann starb Ingrid Schumacher.
Ich habe es als mein Vermächtnis angesehen, das Werk zuende zu bringen. Wie immer beim Fabulieren brodelt nachts die Ideenküche. Tagsüber wird getippt. „Wer war es?“ blieb selbst mir lange Zeit verborgen, bis die Logik des Geschehens einen Sog entfaltete, atemlos bis tief in die Nächte musste es nur noch in die Tasten gehämmert werden.
Männerquote? Es sterben mehr Männer als Frauen. Frauen ziehen die Strippen. Die Männer bekommen Angst. Mehr wird nicht verraten.
Männer müssen her, die wirklich Männer sind, keine Machos, keine verzogenen Spätpubertierer. Meint der Wortwerfer.

Freitag, 11. Oktober 2013

Lesen: 4 minus!



Lesen: 4 minus!
Deutsche zwischen 16 und 65 landen beim Verständnis überwiegend leichter Texte im internationalen Vergleich von 24 Kulturnationen nur auf dem 17 Platz, weit unter dem Durchschnitt. Das ist aus dem ehemaligen Land der Dichter und Denker geworden. Wie kann das passieren?
Ingrid Schumacher und der WORTWERFER haben 2012 im Buch „Supermacht Kids / Lassen wir uns unsere Kultur kaputt machen? auf mehrere Ursachen hingewiesen. Unter anderem heißt es da:
„Die Schule setzt die Ansprüche an die Kenntnis und Praxis der Hochsprache herab. Der Grund: Immer weniger Kids … schreiben fehlerfreie Klassen- und Hausaufgaben. Eine wachsende Zahl von Schülern und Schülerinnen beherrscht die Rechtschreibung und Zeichensetzung nicht. Ihnen unterlaufen nach den traditionellen Anforderungen in den Klassenarbeiten so viele Fehler, dass die Arbeiten nach den Vorgaben der Kultusministerien nicht anerkannt werden können. Was tun? Die Antwort: milder zensieren! Manche Fehler nicht in die Zensur einbeziehen! Quasi wird die Entscheidung, mehr oder weniger zu lernen, an die Kids übertragen. Kids! Wollt Ihr lieber mehr und anstrengender lernen oder weniger und leichter? Wir von der Kultusbehörde richten uns nach Euch! ….
Sogar Chefs können kein Deutsch mehr!
An Hochschulen dürfen schon lange nicht mehr Rechtschreib- und Zeichensetzungsfehler in Prüfungsarbeiten, Diplomarbeiten und Dissertationen in die Begutachtung einbezogen werden. Das Resultat beklagen Sekretärinnen in fast sämtlichen Instituten, Organisationen und Unternehmen: Ihre Chefs beherrschen kein Deutsch, was sich nach der Rechtschreibreform noch verschlimmert hat. Sie benötigen wie in früheren Zeiten „Schreiber/innen“, die ihre Briefe und Texte fehlerfrei tippen.
Mit dem Schreiben stirbt das Lesen - und umgekehrt
Unternehmen, die händeringend nach Lehrlingen suchen, klagen über mangelnde Grundkenntnisse im Lesen, Schreiben und Rechnen. Die Schule wird ihren Ansprüchen nicht mehr gerecht. Azubi sollten „fachlich Auszubildende“ sein, nicht solche, denen man zunächst einmal die erforderlichen einfachen Grundkenntnisse beibringen muss, damit sie Anleitungen lesen und verstehen, damit sie in ganzen Sätzen antworten können und einfache Rechnungsarten fehlerfrei beherrschen; denn jeder Fehler führt zu teurem Ausschuss, zu Verlusten. Wer nicht lesen kann, kann nicht gebildet werden, kann auch nicht aus-gebildet werden.
Jedoch auch das Lesen stirbt aus, wenn auch von der Leipziger Buchmesse 2012 ein Ansturm von Jugendlichen gemeldet wurde. Welche Kids waren dies? Die Antwort fällt leicht: Jene, die von Kind auf Lesen gelernt und Bücher als selbstverständliche Lebensbegleiter wahrgenommen haben. Dies sind auf die Gesamtzahl der 8 bis 18jährigen immer weniger. Mehr und mehr leben als „digital natives“ in der Computer-Welt, kurz und flüchtig, in einer Welt der Animationen. Auch Comics und Mangas mit ihrer Sprechblasen-Kultur müssen in diesem Zusammenhang erwähnt werden.
Was jedoch von Kindheit an nicht gelernt und permanent angewendet wird, bildet sich im Gehirn zurück. Jeder kann das an sich selbst prüfen. Welche anspruchsvolleren Rechnungsarten beherrscht er noch? Wie zum Beispiel das Wurzelziehen mit Papier und Bleistift? Der schnelle Griff zum Taschenrechner hat die Fähigkeit im Gehirn verkümmern lassen. Das geschieht auch bei vielen Kids mit dem Lesen und dem Schreiben. Später verkümmerte Fähigkeiten wiederzubeleben, ist außerordentlich schwer, vor allem, wenn es der Laptop, das iPad und eine Flut von weiteren elektronischen Apparaten soviel leichter macht.“
Ein ehemaliger Gymnasialdirektor, der „Supermacht Kids“ gelesen hat, gratulierte gestern anlässlich eines Empfangs dem WORTWERFER zu dieser – leider – sehr zutreffenden Analyse unserer gesellschaftlichen Situation.
Wenn es nun um die Bildung der Erwachsenen in Deutschland schon so schlecht bestellt ist, wie soll sich dann die Jugend entwickeln? Und wie könnte sich jemals wieder etwas zum Besseren wenden? fragt SIE der WORTWERFER?

Donnerstag, 3. Oktober 2013

Liebe und Urvertrauen in die Tonne?




Fragen wir heute Kinder im Alter von 8 Jahren aufwärts, was ihnen spontan einfällt, wenn sie das Wort „Liebe“ hören, dann drucksen sie allenfalls rum, sofern sie nicht kichernd sofort „Sex“ nennen. Liebe ist abgestempelt als ein romantisches Relikt, gehört in kitschige Filme von Rosamunde Pilcher. Verliebt sein ist identisch mit verknallt sein, und es vergeht wieder wie ein Knall. Wer wagt es - und was brächte es - mit Kids über wahre Liebe, über Urvertrauen zu sprechen? Die Mutter mit dem schier zusammengebrochenen Teenager, von dem sich der Freund, die Freundin getrennt hat - per SMS? Können Tausende Facebook-Freunde Urvertrauen schenken? Schon die Frage ist absurd.

Dokumente der Liebe - ab in den Reißwolf?
Was ist passiert? Die Leiden des jungen Werther? Das in seinem Tiefsten getroffene Gretchen im Kerker? Regale voller Romane, Tragödien, Lyrik, geboren aus tiefstem Liebesempfinden, Regale, die schier bis ins Unendliche reichen, stürzen ab in die Musealität, Zigtausende dieser Liebesdokumente wandern in Papiertonnen und den Reißwolf. Niemand will sie mehr haben, weil sie niemand mehr versteht.
Die unverbrüchliche Liebe, durch Dick und Dünn, scheint wie weggespült. Sartre soll gesagt haben: „Ich liebe dich, heißt, ich will dereinst auch deinen Rollstuhl schieben!“
Ja, hallo, hast du noch alle? Das ist vorbei, vergangene Zeiten! Das wird irgendein Zivi oder sowas ähnliches besorgen, finanziert von der Pflegeversicherung. Oder ich bringe mich vorher um. Mich an jemanden binden, bloß weil ich Sex will oder versorgt werden, eine warme Bude vorfinden will? Wozu eine Kuh kaufen, wenn ich doch an jeder Ecke ein Glas Milch haben kann?“ ist ein typischer Ü-Kids-Spruch.

Liebe ist Urvertrauen - Urvertrauen ist Liebe
Nun geraten auch die meisten Erwachsenen in Verlegenheit, wenn man sie bittet zu definieren, was sie unter Liebe verstehen. Es ist sicher stark verkürzt, aber bedenkenswert, zu formulieren: Liebe ist Urvertrauen. Wer sein Kind liebt, schenkt ihm Urvertrauen, so lange es geht.
Manchen Lesern sind vielleicht die Gänsefüßchen am Anfang und Ende des vorigen Textes aufgefallen. Der WORTWERFER hat zitiert, und zwar aus dem Buch „Supermacht Kids / Lassen wir uns unsere Kultur kaputt machen?“ (München 2012) von Ingrid Schumacher† und Werner Siegert.
Liebe und Urvertrauen sind tragende Säulen unserer Kultur. Verschwindet eins oder beides aus unserm Alltag, geht unsere unter Schmerzen, Opfern, Niederlagen und Katastrophen in Jahrhunderten geborene Kultur verloren. Unwiederbringlich! Was ist zu tun?
„Willst du eine Nation zerstören, muss du ihre Familien zerstören!“ lautet der zynische Rat an machtgierige Herrscher. Dass die Evangelische Kirche Deutschlands 160 Seiten benötigt, um zu definieren, was evangelische Christen unter „Familie“ zu verstehen haben, markiert diesen Zerfallsprozess. Dass es wichtiger ist, die Mutter wieder an die Werkbank oder den Schreibtisch zu bringen, als dem Kind in den wichtigsten ersten drei Lebensjahren Liebe und Urvertrauen zu schenken, lässt die Frage aufkommen: Wer will da unser Land zerstören? Zerstört es sich am Ende selbst durch Werteverlust? Ist es die Supermacht der Ü-Kids, die sich durch eben diese Werte ü-berfordert fühlen. Macht kaputt, was euch kaputt macht?
Wollen Sie mehr darüber lesen? „Supermacht Kids“, www.signumverlag.de

Samstag, 28. September 2013

Kriminalität, Drogen, Gewalt - wer schrieb dies und wann?



„Wenn man die gesellschaftliche Situation in den europäischen Industrieländern betrachtet, so lassen sich einige besorgniserregende Symptome von Fehlverhalten (insbesondere bei Jugendlichen) feststellen: steigende Kriminalität, zunehmende Drogenanfälligkeit, starke Ideologieanfälligkeit der Jugend sowie ihre Neurotisierung. Die Kriminalität tritt immer öfter auch schon bei Kindern auf und ist immer häufiger mit Gewaltanwendung gegen Personen verbunden. Erschreckend ist die Häufigkeit vordergründig sinnloser Akte der Zerstörung, die aus dem Empfinden der Sinnlosigkeit des Lebens resultieren.
Der stark angestiegene Drogenkonsum steht in Beziehung zu der steigenden Kriminalität und hat ähnliche Ursachen. Er erzeugt ein künstliches Innenleben, das imstande ist, das Gefühl der Sinnlosigkeit der eigenen Existenz ebenso zu verdrängen, wie dies die kriminelle Handlung tut. Auch die ideologische Polarisierung der heutigen Jugend hat einen nicht zu unterschätzenden Bezug zum Verlust des Sinns des Lebens, bietet sie doch Ersatzlösungen für den Wunsch nach Sinngebung an. Jedoch birgt die Ideologisierung die Gefahr in sich, dass sie die Gemeinschaft zerstört, was besonders angesichts des hohen Technisierungsgrades der heutigen Gesellschaft äußerst gefährlich ist. Die wachsende Neurotisierung schließlich hat insofern schwerwiegende Konsequenzen, als sie beim einzelnen Menschen zum Verlust der Liebesfähigkeit führt. Sie trägt damit dazu bei. dass die Entwicklung der eigentlichen menschlichen Anlagen gehemmt wird .........
Besonders bezeichnend ist auch der Zerfallsprozess, dem die Familie ausgesetzt ist. Er hängt eng zusammen mit der Erscheinung, dass die Leitbilder von Mann und Frau aneinander angepasst werden. Diese Entwicklung führt zu einer wachsenden Verhaltensunsicherheit der Eltern, die sich besonders negativ auf die Erziehung der Kinder auswirkt.
Auch das Wirtschaftssystem übt einen gravierenden Einfluss aus: Der fortlaufende Anreiz, Bedürfnisse möglichst rasch und umfassend zu befriedigen, führt zu einer Fixierung der Infantilität bzw. zu einer Regression in die Infantilität.“

Lassen wir uns unsere Kultur kaputt machen?
Dieses Zitat befindet sich im Buch „Supermacht Kids / Lassen wir uns unsere Kultur kaputt machen?“ von Ingrid Schumacher und mir (bei Amalthea-Signum Wien – München 2012, 174 S. geb.). Im SPIEGEL SPEZIAL vom 25.9.2013 finden wir ein Gespräch mit dem Jugendpsychiater Dr. Michael Winterhoff („Ein furchtbares Leben“) über die emotionale Unreife, die fehlende Empathie und den akuten Seelennotstand jenes Teils der heutigen Kids zwischen 8 und 18 Jahren, die wir im Buch als Ü-Kids bezeichnet haben. Ü ist die Abkürzung von Überforderung. Diese Kinder und Jugendlichen können den Anforderungen der heutigen Gesellschaft – Fleiß, Lernbereitschaft, Zuverlässigkeit, Verantwortung, Wertebewusstsein u.a. – nicht nachkommen, weil sie im psychischen Wachstum zurückgeblieben sind, während sie zu Mordskerlen herangefüttert und „gepampert“ wurden. Nun widmet sich auch die SZ dem Phänomen der Gewalt in den Beziehungen Jugendlicher. In unserem Buch gehen wir das Problem umfassend an.

Wen hat der WORTWERFER zu Anfang zitert? Ich entnahm diesen Absatz dem Buch „Krank an der Gesellschaft“ (Stuttgart 1973) von Prof. Dr.theol. und Dr.med. Rudolf Affemann, dem damaligen Leiter des Instituts Mensch und Arbeit, Stuttgart.
Seit 40 Jahren haben sich die Verhältnisse nur verschlimmert. Die Gründe lesen Sie in unserem Buch.

Mittwoch, 4. September 2013

Ist das die Zukunft?





Der WORTWERFER war zur falschen Zeit im Urlaub. Denn in diesen Tagen ist etwas Schreckliches passiert: Die Wohnung meiner so plötzlich verstorbenen Mit-Autorin Ingrid Schumacher musste auf einmal schnellstens geräumt werden. Ingrid hatte beim Umzug ins Wohnstift die wertvollsten Bücher aus ihrer umfangreichen Bibliothek mitgenommen. Welt-Autoren von Rang und Namen, Klassiker, Romantiker, Moderne in kostbaren Editionen musste sie um sich haben – und hatte sie ja auch verinnerlicht. Ja, wenn man täglich seine Augen an den Buchrücken vorbei gleiten lässt, diesen und jenen Band kurz in die Hand nimmt, aufblättern lässt und sich fest liest, dann lebt man mit der Literatur. Sie ist Lebenselixier. Und wie stirbt man heute damit?

Bücher in den Müll?
Die Leute, die die Wohnung ausgeräumt haben, hatten offenbar keinen blassen Schimmer. Die Bücher kamen vermutlich in den Sperrmüll. Selbst die von ihr selbst verfassten Bücher, die ich erbeten hatte, sind verschwunden. Irgendjemand verkauft schon seit einiger Zeit ihre Bücher in Amazon, der keinerlei Verbreitung- oder Nutzungsrechte hat und nie einen Pfennig oder Cent an Ingrid Schumacher gezahlt hat. Ist das die Zukunft?
Als wir aus dem Urlaub zurück kamen, machte die WOCHENEND-Beilage der Süddeutschen Zeitung mit einer Seite über den neuen Minimalismus auf: Heute hat man fast gar nichts mehr. Nur noch soviel, dass man von einem Tag zum anderen von einem Platz zum anderen, von einem Land zum anderen, von einem Job zum anderen umziehen kann. Übertrieben formuliert: eine Zahnbüste, ein Handy und einen Laptop. Vielleicht im Rucksack noch einen Kindle, in dem man 1000 Bücher speichern kann. Allenfalls zerreißt man Bücher, um sie zu scannen. Die Zukunft?
Ich stelle mir Ingrids Bücherregal vor: Die Weltliteratur von A bis Z, kostbare Eichendorff-Ausgaben, Heine, Goethe, Carossa, Benn, hundert Jahre alte Bände mit Goldprägung, Erstausgaben, ach, jede Aufzählung scheitert und schmerzt. Ist es die Zukunft, dass man alle diese Werke im Kindle hat? Tolstoi? Shakespeare? Beaumarchais? Huxley? Auf Knopfdruck? Und sonst nichts?
Wäre ich nicht im Urlaub gewesen, ich stünde jetzt vor zehn Bücherkartons, in einem Haus mit geschätzten 3000 Büchern. Natürlich gelangt man zu schwindelerregenden Beträgen, würde man die Fläche der Bücherschränke und Regale umrechnen auf eine kalkulatorische Miete mal vermutliche Lebenszeit.
Ich erinnere mich an eine Diskussion mit einem russischen Altersforscher, der die These vertrat, der Mensch altere viel stärker als physisch dadurch, dass ihm seine Umgebung, die Kultur, die Lebensart und Sitten zunehmend fremd werden und er so nicht mehr leben möchte. Als ich erfuhr, dass Ingrids Bücher weg sind und niemand weiß, was aus ihnen geworden ist, da war sie noch einmal gestorben – und ich ein bisschen mit.

Donnerstag, 15. August 2013

Bestseller – für die „flinke Hand“?




Es geschehen noch Wunder! Der letzte Blog vom WORTWERFER hatte zumindest 1 Leser, der sich auf die Thematik eingelassen und direkt reagiert hat. Es geht um die Frage, ob dann, wenn die Mixture von Sex, Ekel, Grusel und so weiter angerichtet ist – und dies möglichst von einer Frau, weil es dann authentischer rüber kommt, ob es nicht auch einer guten Story bedarf.
Der WORTWERFER hat bei den wenigen Porno-Büchern, die ihm unter kamen, feststellen müssen, dass es ihnen genau daran mangelte. Kurzum: der rote Faden war meist dünn und vor allem kurz. Denn möglichst schnell trieben es die Protagonisten wieder im Bett oder sonst wo. Es ist ja nicht leicht, in einem Blog die gebräuchlichen Vokabeln zu gebrauchen; es könnte sein, dass er der Zensur zum Opfer fällt. Ein Roman, in dem es um wirkliche Liebe geht, um das zarte Erwachen, um die Verwirrung, um Zweifel, um angstvolle Nähe und Erfüllung geht, erfüllt den Zweck der „Bücher für die flinke Hand“ offenbar nicht.
Will man also „Five Shades of Grey“ nacheifern, den „Feuchtgebieten“ oder anderen Vaginal-Geständnissen, um endlich einen Bestseller unter die Leute zu bringen, der sogar verfilmt wird, dann muss man offenbar nicht sehr tief in menschliche Schicksale eintauchen.

Die anderen Leser, die hohe Ansprüche an ihre Lektüre stellen, die zum Beispiel meinen Schicksalsroman „Das herbstrote Blatt“ gelesen haben, äußerten schon mal die Kritik: „Musste das denn sein mit dieser Sex-Szene?“ Meine Antwort: „Ja, die Geschichte wäre unglaubwürdig, wäre es nicht zu diesem intimen Erleben gekommen. Und nur auf Schmetterlinge und Bienchen zu verweisen oder die Engel ein Konzert anstimmen zu lassen, hätte es nichtgebracht. Außerdem ist Tandaradei nicht mein Ding.“ Ich könnte jetzt die entsprechenden Seitenzahlen angeben, aber genau das schnelle Hinblättern würde alles zerstören. Katharina musste einen weiten, angsterfüllten Lebensweg zurücklegen, jahrzehntelange Lieblosigkeit und Unterdrückung. Ich kannte ja ihr Schicksal. Nach ihrem Tod habe ich den Roman begonnen.

Der WORTWERFER zieht sich jetzt erst einmal in die Berge zurück.

Montag, 12. August 2013

Bestseller – schreiben für den Leser?





In Facebook streiten Autoren letztlich darum, wie man einen Bestseller verfasst. Man solle schreiben, was der Leser will, sagen die einen. Und was braucht der Leser offensichtlich? Sex! Grusel! Ekel! Gewalt! Als Vorbild gilt „Five Shades of Grey“, der langweilige Schmuddelschmöker, der es an die Spitze der Bestseller gebracht hat. SOG heißt das Werk abgekürzt in den hitzigen Diskussionen. Man scheint sich einig darüber zu sein, dass der Inhalt zu wünschen übrig lässt. Doch die Schwarte wurde millionenfach gekauft. Natürlich nur, weil man ja sonst nicht mitreden könnte …
5SOG gehört zu den Büchern für die flinke Hand. Ebenso wie Charlotte Roches „Feuchtgebiete“, die nunmehr als „ekligster Film“ (Zitat) in die Kinos kommen. Die stark anwachsende Single-Gesellschaft braucht wohl verstärkt Begleitlektüre auf den einsamen Wegen zum Höhepunkt. Allerdings haben es Porno-Bücher über die Jahrhunderte schon zu hohen Auflagen gebracht. Also – sind doch die Zutaten seit langem bekannt.
Muss man nur noch schreiben lernen. Dazu verhelfen „Wortfeldübungen“. Okay, das ist allemal nützlich, will man nicht ständig ein Wörterbuch der Synonyme wälzen. Ich kann mir Schreibkurse als äußerst amüsant vorstellen, in denen die Wortfelder für die einschlägigen Bezeichnungen sexueller Betätigungen und Körperteile gemeinsam erarbeitet werden. Ein Tipp: Im Anhang zur „Josefine Mutzenbacher“ gibt es ein Glossarium, nicht nur für die Wiener Fachausdrücke.

Nun aber zur Frage: Soll man schreiben, was der Leser will? Wenn man mit dem Schreiben Geld verdienen will, dürfte das ein gangbarer Weg sein, allerdings keinesfalls einer mit Erfolgsgarantie, zumal dort ziemliches Gedränge herrscht. Und Erotik ist kein leichtes, vielleicht das schwierigste Fach! Wortfeldübungen und alle 10 Seiten ein Orgasmus reichen sicher nicht aus.
Schreiben, was der Leser will? War das die Maxime unserer Dichter und Schriftsteller? Im „Vorspiel auf dem Theater“ zu Goethes „Faust“ klagt der Dichter:
„O sprich mir nicht von jener bunten Menge,
Bei deren Anblick uns der Geist entflieht!
….
Nein, führe mich zur stillen Himmelsenge,
Wo nur dem Dichter reine Freude blüht …
….
Oft wenn es erst durch Jahre durchgedrungen,
Erscheint es in vollendeter Gestalt.
Was glänzt, ist für den Augenblick geboren,
Das Echte bleibt der Nachwelt unverloren.“
Es lohnt sich allemal, diesen Disput zwischen Theater-Direktor, Dichter und Lustiger Person laut zu lesen. Es ist ein Glanzpunkt deutscher Dichtung.
„Ach du liebes Lottchen, Goethe! Faust! Der WORTWERFER spinnt wohl! Sowas von gestern, kann man ja gar nicht mehr sein!“ Vielleicht. Vielleicht ist es der Unterschied zwischen Literatur und Trivial-Lektüre, der sich hier herausschält.
Als der WORTWERFER vor Jahren zum ersten Mal belletristische Werke verfasste, hatte er es nie darauf abgesehen, sie zu veröffentlichen. Es waren Geschichten, die im Inneren brodelten. Sie mussten raus. Es war faszinierend, sie zu schreiben, zu überarbeiten, sie wochenlang liegen zu lassen, sie erneut zu durchleben. Jetzt gibt es die Möglichkeit, sie als eBooks zu veröffentlichen, ohne erniedrigende Standardabsagen kassieren zu müssen. Geld damit verdienen?
„Ich hatte nichts und doch genug:
Den Drang nach Wahrheit und die Lust am Trug!
Gib ungebändigt jene Triebe,
Das tiefe, schmerzenvolle Glück,
Des Hasses Kraft, die Macht der Liebe,
Gib meine Jugend mir zurück!“
Danke Goethe! Ich kann es nicht besser sagen. So entstand „Das herbstrote Blatt“ (bei Shaker). Weiß der WORTWERFER.

Dienstag, 6. August 2013

Spannendes spannend schreiben





„Geist kommt immer vor Materie!“ war des WORTWERFERs Maxime, seit er einigermaßen vernünftig denken kann. Wie ist das beim Schreiben? In Gesprächen mit Roman- und Krimi-Autoren treffe ich auf die Typen „Planer“ und „Missionare“.
Der Planer scheint erst alles festzulegen, zu skizzieren. Er oder sie weiß, in welchem Kapitel was mit wem wo passiert. Der Fall-in-Love, der Grusel, die Irrungen und Verwirrungen, die Katastrophe und die Katharsis sind eingeplant. Er oder sie kennt auch den Schluss schon, den Knaller oder das Happy End. Der Rest ist Fleiß, Talent und Ausdauer.
Die Missionare wollen die Welt verbessern und eine Botschaft verkünden. Auf der einen Seite sind die Guten – oft adlig; auf der anderen die Bösen – erkennbar oft schon an ihren Namen. Häufig sind es Grundstücks-Makler, Investoren luxuriöser Sanatorien, Unternehmensberater, Vertreter der Gier, Zerstörer der Idylle, die Energie-Lobby, Massentierhalter. Sodann gibt es noch uns Ahnungslose, die also, die aufgerüttelt, umgepolt und gerettet werden sollen. Besonders gruselig wird es, wenn Kinder geraubt und zwecks Verkauf ihrer Organe an superreiche Kranke getötet werden. Erst in allerallerletzter Sekunde naht die Rettung.

Das Ungewisse wagen?
Als ich zum ersten Mal mit Ingrid Schumacher bei einem Drink die Kater-Idee äußerte, wir könnten doch mal gemeinsam einen Krimi verfassen, eine Art Staffetten-Geschichte, Sie mit ihrem Kommissar Maurice Elsterhorst, ich mit meinem Lothar Velmond, da stand nur der frei erfundene Fall fest: „Spurlos verschwinden in München und Umgebung vier wohlhabende alte Damen.“ Wir hatten keine Ahnung vom WER, WIE, WANN, WO, WARUM und OB überhaupt. Geknobelt wurde, wer das erste Kapitel verfasst. Es fiel mir zu. Ab dann begann unsere Schreibe-Reise ins Ungewisse, wobei wir uns wechselseitig auch immer wieder kleine Schikanen bescherten.
Es war unheimlich spannend, besonders dann, wenn wir nicht weiter wussten und mit Geduld auf die Eingebung warteten, möge sie vom Himmel fallen und uns die Na klar!-Idee liefern. So entstand nicht nur unser erster Krimi mit dem „Spurlos-Titel“ (s.o.). Wir fanden unsere Vorgehensweise auch so prickelnd, dass wir sie bei den fünf weiteren großen und den 45 kurzen Krimis beibehalten haben. Die Redaktionssitzungen verliefen durchweg vergnügt und gelegentlich sehr makaber. Die Buch-Krimis werden leider erst jetzt peu-à-peu als eBooks veröffentlicht. Ingrid Schumacher hat nur noch „Endlich im Knast!“ (bei neobooks) erleben dürfen und den größten Teil der veröffentlichten Kurzkrimis.
Natürlich mussten wir bei unseren gesellschaftskritischen Sachbüchern zu großer Nüchternheit zurückkehren. „SUPERMACHT FRAU“ und „SUPERMACHT KIDS“ bedeuteten Arbeit, Recherchen, Analyen - die Krimis hingegen reines Vergnügen. Nun ist beides vorbei. Vermutlich wird das Kommissariat bald aufgelöst. Elsterhorst geht mit seinem schwarzen Labrador auf dem Südfriedhof spazieren, in der Hoffnung, dass ihm nicht wieder ein Leichenteil apportiert wird. Velmond zieht nach Südtirol, wo seine Lieblingsweine gekeltert werden. Aber es war schon mal in einer Flasche statt des Weines eine gruselige Botschaft verkorkt. Der WORTWERFER ist auf alles gefasst.

Sonntag, 4. August 2013

Große Ferien – schrecklich!




Alle fahren in den wohlverdienten Urlaub! Die Kinder jauchzen: Endlich große Ferien!
A l l e ? Selten zeigt sich so klar der Unterschied zwischen Festangestellten und Beamten auf der einen Seite und Selbstständigen und Freiberuflern auf der anderen. Bei den einen füllt sich das Konto ganz selbstverständlich auch beim Nichtstun, die anderen fürchten sich vor dem Sommerloch.
Sechs Wochen lang sind viele nicht erreichbar. Sechs Wochen lang geht bei vielen Firmen kaum etwas voran. Betriebsurlaub! Die Sachbearbeiter, die man dringend kontaktieren müsste, liegen irgendwo am Strand, klettern in den Bergen oder machen Abenteuer-Urlaub. Wehe dem, der ein Werk termingerecht abzugeben hat und auf Zulieferer angewiesen ist. 
Der einzige Friseur oder die Friseurin, der man sich bedenkenlos und entspannt anvertrauen kann, ist entfleucht. Man steht Ängste aus, wenn man sich anderen Haarkünstlerinnen anvertrauen muss. Kann man sich anschließend noch auf die Straße trauen? Muss man ein neues Passbild anfertigen lassen?
Autoren und Autorinnen, die dem Erscheinen ihres Werkes voller Ungeduld entgegen sehen, müssen jedenfalls in Bayern bis Ende September warten; denn nach Ferien-Ende muss erst einmal der Stau auf den Schreibtischen bewältigt werden. Und alle aufgelaufenen E-Mails werden gelöscht.

Lesungen? Nur wenigen ist es vergönnt, ihren Lesern in die Toscana, an die Côte d’Azur oder Costa Brava zu folgen, in der Hoffnung, dass dort abends die Langeweile ausbricht und einige froh sind, irgendjemandem in der Landessprache zuzuhören.
„Sei doch froh, du kannst ungestört durch Telefonate arbeiten. Niemand stört dich. Die bekommst sogar vor deiner Stammkneipe einen Parkplatz!“ höre ich Artgenossen tönen. Auf Facebook bekommt man Ferienfotos gepostet, die Sehnsucht nach den guten, alten Ansichtskarten wachsen lassen.
Warum war man auch so blöd, Freiberufler zu werden? Frei ist man dabei schon gar nicht. Vor allem hat man niemals frei. Niemals! „Der Schatten, der Schatten!“ Gemeint ist der Schatten, den 14 Tage Nichtstun eines Freiberuflers wirft, sollte er sich auch unter fremder Sonne auf einen Liegestuhl flätzen. Kein Marketing! Keine Kontakte! Keine Verkäufe – kein Einkommen!
Große Freude: Es erscheint in einem nennenswerten Blatt endlich die lang ersehnte Buchbesprechung! Das Buch muss einer Ferien-Aushilfe in die Hände gefallen sein, die einem anderen Aussortierverfahren huldigt. Aber wer liest die Rezension schon? Die „wohlverdienten Urlauber“ haben ihr Abo suspendiert. In der nachgeschickten Auslandsausgabe ist sie gar nicht enthalten.
In den Verlagen gleitet die Urlaubszeit nahtlos in die Vor-Buchmesse-Zeit über. Auch da ist niemand ansprechbar und danach tobt das Weihnachtsgeschäft.
Auch der WORTWERFER wirft wahrscheinlich seine Worte ins Leere, weshalb er jetzt aufhört zu granteln.

Montag, 29. Juli 2013

Schiffbrüchig



Der nachfolgende Text ist entnommen dem 6. Kapitel unseres Buches "Supermacht Frau / Sind die Männer noch zu retten", in dem meine Mit-Autorin Ingrid Schumacher und ich versuchen, an die Stelle eines Geschlechterkampfes wieder Wege in eine Geschlechterkultur aufzuzeigen.

"Es dauerte Wochen, bis ich - nach meiner Genesung - beginnen konnte, mich mit ihnen zu verständigen. Zeichnungen, mit einem Stöckchen in den Staub der Hütte gemalt, erwiesen sich dabei als hilfreich. Wir lachten, wenn es mir gelungen war, Wörter richtig auszusprechen, Wörter für "Frau", für "Mann", für "Boot", für Früchte, die sie mir zum essen brachten, für Fleisch, das sie mir brieten, und die Kokosmilch, an der ich meinen Durst stillen konnte.

Was mir auffiel war, dass stets, wenn ich in meinen Kritzelbildern einen Mann oder eine Frau zeichnete, Atala schnell - als gälte es, ein Unheil abzuwenden oder einem Gott zu huldigen - eine Acht daneben malte. Diese Acht, sie spielt auf dieser Insel - oder war es ein unbekannter Kontinent? - eine bedeutsame Rolle. Die Woche hat zum Beispiel nicht sieben, sondern acht Tage. An jeder Hütte und an vielen Bäumen war die Acht eingeritzt, oft auch in liegender Form, so wie unser Zeichen für das Unendliche. Prachtvoll wurden diese Schlingen mit Farben, mit Blüten oder goldenen Nägeln dekoriert.

So lange ich noch in der Hütte lag, fragte ich die Frauen oft nach den Männern. Ich hörte ja draußen deren Stimmen. Jungen und Mädchen kreischten unweit der Hütte beim Spiel. Statt einer Antwort wiegte Atala den Kopf, nahm meine Hände, legte sie auf ihren Leib, auf ihre Brüste und das Ypsilon ihres Schoßes. Oder sie küsste mich mit dem warmen Hauch ihres Atems. "Mann-Frau" schien sie dabei zu sagen, oder auch einmal "Frau-Mann", wenn sie mich berührte, meine Männlichkeit umschloss oder Öl darüber goss und es dann mit großer Sorgfalt und Andacht von dort aus über den ganzen Körper verteilte.

Des Rätsels Lösung erfuhr ich erst viel später, als es mir gelang, mit ihren Stammeseltern Freundschaft zu schließen. Auch das ist typisch, dass sie keinen Häuptling oder eine Königin wählen. Stets liegt die Führung ihres Staates in den Händen eines Mannes und einer Frau. Sie regieren als Paar und gelten als Hort der Liebe und Weisheit. Und das war es, was sie mir als höchste Botschaft ihres Glaubens offenbarten:

Als Gott diese Erde schuf, da waren Mann und Frau ein Einziges - symbolisiert durch einen Kreis, die Ganzheit, nach dem Sinn des Schöpfers.
Am siebten Tage war das Werk vollbracht. An jenem Tage ruhte Gott, ganz wie wir's lernen in der Christenheit. Und eben jene Ruhe nutzte Satan, um mit einem scharfen Blitzstrahl jede Harmonie zu spalten. So trennte er als erstes die Ganzheit Mann+Frau. Die Schwefelgase, die mit dem "spaltenden Feuer" - so ihr Wort für Blitz - vom Himmel herabfuhren, überzogen die Erde mit ätzender Feindschaft, so zwischen Tieren, die bis zum siebten Schöpfungstag friedlich miteinander grasten. Feuer entzündete sich und brachte Unheil über die ganze Kreatur. Berge explodierten, der Himmel stürzte ein. Von diesem ohrenbetäubenden Krachen - das sich nach ihrem Glauben in jedem Gewitter wiederholt - wachte endlich der Herrgott auf. Erschrocken über die Verwüstungen fügte er an einem achten Schöpfungstag, so gut es ging, die gespaltenen Teile wieder zusammen. Mit dem Lasso der Acht gelang es ihm, die zwei nun von einander getrennten Kreise des Weiblichen und Männlichen wenigstens wieder miteinander zu verknüpfen. Die Menschen aber erhielten den Auftrag, die Schöpfung zu heilen und zu vollenden, indem sie die vom Satan zersprengten Teile wieder in Harmonie zusammenfügen. So gilt der Liebesakt von Frau und Mann als Gottesdienst. Und alles, was durch den Frevel des Satans in Feindschaft entbrannte, soll nun im Zeichen der Acht versöhnt werden.

Seither glauben jene Menschen von Octo, dass Leib und Seele von Mann und Frau getrennt wurden: Der Mann lebe mit Teilen der Seele und des Leibes der Frau, die Frau mit Teilen der Seele und des Körpers des Mannes. Im Streben und auf der Suche nach der ursprünglichen Harmonie sehen daher die Männer von Octo in den Frauen und Mädchen einen Teil ihrerselbst, und sie gehen hin, um  Seele und Körper Freude zu bereiten, durch Gesang, durch Zärtlichkeiten und alle schönen Spezereien, durch Streicheln, durch Liebe und die innige Vereinigung der Körper. Und jede Frau verehrt im Manne auch ihre Seele und ihren Leib. Und sie pflegt diese Seele, indem sie dem Manne Freude bereitet. Freude und Liebe gelten als Nahrung aller Seelen. "Liebe", sagte Atala, "ist meine Sehnsucht nach Deiner Fröhlichkeit - und damit nach meiner!" 

Sonntag, 28. Juli 2013

Frauenquote? Warum?




„Ich will Feindschaft setzen zwischen dir und dem Weibe …“, das war so nicht gemeint vom Herrgott, wie es heute manchmal den Anschein hat, weiß der WORTWERFER. Im 1. Buch Mose (3:15) zürnt Gott der Schlange, die Eva dazu verführt hat, eine Frucht ausgerechnet von dem verbotenen Baum zu naschen und auch Adam davon abbeißen zu lassen. Ein bisschen Bibelkenntnis ist manchmal nicht schlecht.
Gefühlte hunderttausend Bücher sind darüber geschrieben worden, weshalb sich Frauen und Männer  n i c h t  verstehen – und kein mir bekanntes, das etwas dagegen setzt: Und sie verstehen sich doch! Warum eigentlich nicht?
Offenbar hat es der Schöpfer doch so eingerichtet – übrigens nicht nur beim homo sapiens – dass mit ganz, ganz wenigen Ausnahmen ♀und sich zusammen tun müssen, um den Fortbestand der Art zu sichern. Na also – geht doch!

„Die andere Seite des Mondes!“
Dass Frauen anders denken als Männer, vielfach also eine andere Sicht der Dinge haben, ist doch p h a n t a s t i s c h. „Zeige mir die andere Seite des Mondes!“ lautet meine Bitte. So wie ich denke, das weiß ich einigermaßen, aber ich möchte wissen, wie du denkst – und beide Sichtweisen zusammenfügen, weil ich mich nur dann bereichert fühlen kann.
Als Chefredakteur in der PLUS-Redaktion (Zeitschrift für Unternehmensführung) bin ich im Hause HANDELSBLATT auf Unverständnis gestoßen, weil ich fast immer eben so viele Redakteure wie Redakteurinnen engagiert habe. Die Redakteurinnen waren unschlagbar im Interview von Managern und anderen Mannsbildern. Die haben den „kleinen Dummchen“ soviel erzählt und sich aufgeplustert, wie uns Männern das nie gelungen wäre. Die Redakteure hatten ihre spezifischen Stärken. Zusammen waren wir ein großartiges Team. Vielen Dank allen – auch heute noch! Ihr wart super!

Nicht immer einig – genau das ist so wertvoll!
Es war kein Zufall, dass wir später in der PLUS-Beratungsgruppe wieder ebenso viele Männer wie Frauen waren. Wir waren uns nicht immer auf Anhieb einig – und genau das war so wertvoll. Wir konnten und mussten unsere Sicht- und Denkungsweisen zusammenführen.
Als sich acht Freunde 1996 zum Ersten Deutschen Management-Kabarett „Chaos & Partner“ zusammen fanden, waren wir wieder vier Männer, vier Frauen. Zehn Jahre lang hatten wir großen Spaß, und haben denen, die uns engagierten haben, einiges „aufs Butterbrot geschmiert“, was die nicht immer zum Lachen fanden. Das sollten sie auch nicht. Wir haben unsere maßgeschneiderten Auftritte immer als ultimatives Führungstraining begriffen. Früchte, die vom Baum der Erkenntnis fallen, können hart aufkommen.
Für dasManuskript des Buches „Supermacht Frau / Sind die Männer noch zu retten?“ (bei SIGNUM, München) habe ich zehn Jahre allein recherchiert. Dann habe ich Ingrid Schumacher kennengelernt, und erst mit ihr zusammen wurde ein Ganzes draus. Sie meinte, ich hätte ein zu gutes Bild von den Frauen gezeichnet. Dann haben wir das nächste Buch verfasst: „Supermacht Kids / Lassen wir uns unsere Kultur kaputt machen?“. Es folgten fünf umfangreichere Krimis und 45 Kurzkrimis. Dann „das Vorlesebuch für Demenzkranke“.
Am vergangenen Montag ist Ingrid Schumacher gestorben. Ich habe eine wunderbare Frau, Mit-Autorin und Lektorin verloren. Sie wird mir nie mehr die andere Seite des Mondes zeigen können. Und der WORTWERFER wird kein neues Buch schreiben. Ich werde die zahlreichen gemeinsam begonnenen Projekte vollenden. In stiller Zwiesprache mit Ingrid.

Freitag, 19. Juli 2013

Einfach zum Erfolg





K I S S ! ist in doppelter Hinsicht ein Erfolgsrezept. Die eine Version sollten Sie gleich und immer wieder ausprobieren. Die andere heißt:
Keep it short and simple! Nur was kurz und einfach erklärt werden kann, führt zum Erfolg. Leider ist uns Deutschen insbesondere der Drang zu eigen, alles Einfache zu komplizieren, um der Welt kund zu tun, dass wir bei unserer hohen Intelligenz alles viel tiefsinniger, grundlegender zu formulieren vermögen und dabei jeden eventuellen Einzelfall berücksichtigen. „Sehen Sie das nicht allzu einfach?“ ist der tödliche Einwand, will sich ein Chef, ein Kunde, ein Politiker davor schützen, das Einfache, das Naheliegende zu realisieren. So einfach geht es zum Erfolg:

Erfolgt auf einen schmerzlich empfundenen Mangel ein unwiderstehliches Angebot, so dürfte es zu einem raschen Geschäftsabschluss kommen. Das ist die Quintessenz der Engpass-konzentrierten Strategie von Wolfgang Mewes. Viel mehr Worte braucht es eigentlich nicht. Der Erfolg ist dem beschieden, der erkennt, welcher „engste Engpass“ seinen potenziellen Kunden am optimalen Gewinn behindert  u n d  ihm ein entsprechendes unwiderstehliches Angebot unterbreiten kann. Die Beseitigung des jeweils engsten Engpasses führt unweigerlich zum Erfolg! Darauf muss man sich konzentrieren, und auf nichts anderes.

Aus der Logik ergibt sich: Der engste Engpass meines potenziellen Kunden bietet mir die größte Chance! Übrigens gilt das allüberall. Einen engsten Engpass gibt es in jedem Bereich. Aber nur wenigen ist es gegeben, ihn auch benennen zu können. Wer ihn nicht erkennt, kann ihn nicht beseitigen (lassen). Wer so betriebsblind ist, braucht einen guten Berater.

Gelingt es einem Anbieter, den Gewinn seines Kunden zu maximieren, so entsteht, was neuerdings als „win-win-Situation" bezeichnet wird. Nicht meine Gewinn-Maximierung, sondern die meiner Kunden, muss mein Ziel sein, sagt Wolfgang Mewes.

Nur wer einen Bedarf spürt, will etwas haben. Insofern kann nur eine Bedarfsgruppe auch eine Zielgruppe bilden. Allerdings kann man Bedarfe auch erzeugen oder spürbar machen. So lange es kein iPhone gab, konnte es niemand haben wollen. Erkennbar war nur der Wunsch, es möge ein Gerät geben, das sovieles leistet (latenter Engpass! s.o.). Brutzelt jemand an einem Stand leckere Currywürste, so wird bei einem Passanten eventuell ein Bedarf spürbar, der vorher nicht bestand. Eine Zielgruppe ohne Bedarf in eine Bedarfsgruppe zu verwandeln, erfordert Innovation und Marketing.

Diese und andere Tipps bekommt man im StrategieForum in München. Sie bringen auch den WORTWERFER zum Nachdenken!



Montag, 15. Juli 2013

Was hilft gegen Demenz?



N i c h t s ! ist die Antwort fast aller Neurologen. Außer gute Gene, sagen andere. Das letzte Woche im „Süddeutsche Zeitung Magazin“ veröffentlichte Interview mit Ursula von der Leyen  und Maria Furtwängler, die beide ihre Väter durch schmerzliche Jahre des langsamen  Abschieds begleitet haben, beweist: Es ist ein Verfall des Gehirns, der alle treffen kann. Auch jene, die sich jegliche ärztliche Hilfe leisten können. Vielleicht kann man den Verlauf durch Medikamente sowie durch liebevolle Betreuung und einfühlsame Aktivierung des Langzeitgedächtnisses verlangsamen. Man kann den Betroffenen – auch das wurde im Interview erwähnt – immer noch Stunden der Freude, des Wiederauftauchens schöner Erinnerungen schenken, meist gefolgt vom Schmerz, dass sie nicht von Dauer sind.

Ca. 20.000 am Demenz Erkrankte werden in München von ihren Angehörigen betreut. Nur rund 800 vollstationäre Betreuungsplätze stehen in Heimen zur Verfügung. Es gibt Möglichkeiten der Tagespflege. Wer sich – wie die beiden prominenten und wohlhabenden Damen – Betreuer oder Betreuerinnen leisten kann, muss tief in die Tasche greifen. Selbst sie haben Helferinnen aus Polen engagiert, weil sie sich mit geringeren Löhnen zufrieden geben wie auch oft gut ausgebildete Betreuerinnen aus anderen osteuropäischen Ländern.

Wir werden in Deutschland mit einer wachsenden Zahl an Demenz erkrankender Personen rechnen müssen. Gerechnet wird mit einer jährlichen Steigerungsrate von 10 bis 12 Prozent. Das liegt einfach am höheren Lebensalter, das ein wachsender Teil der Bevölkerung erreicht.

Kann man nicht der eigenen Demenz entkommen?


Kann man wirklich nichts unternehmen, um der eigenen Demenz zu entkommen? Hilft Kreuzworträtselraten? Sudoku? Schachspielen? Fremdsprachen lernen? Ein Senioren-Studium? Leider nein! Aber auch, wenn sich die Krankheit manifestiert hat, können alle diese Maßnahmen dem Betroffenen noch helfen, die Achtung vor sich selbst zu bewahren. Es ist den meisten sehr wichtig, sich selbst noch etwas beweisen zu können. Ärzte können dennoch hinter die Fassade schauen. Denn sich selbst und damit auch anderen vorzumachen, dass man noch fast alles kann, birgt Gefahren. Manche fahren sogar noch Auto, unternehmen Ausflüge, gehen in die Berge.
Wenn einem dann vom Amt ein Betreuungsvertrag vorgelegt wird, empfinden es viele, als würde nun ein geistiges Todesurteil über sie verhängt. Gerade die Älteren kennen die früheren Vokabeln noch: Entmündigung, Vormundschaft! Ab jetzt musst du um alles und jedes fragen wie ein kleines Kind. Dein Geld ist nicht mehr dein Geld. Männer fühlen sich erst recht entmannt, wenn sie ihren Führerschein abgeben müssen und das Steuer gegen einen Rollator eintauschen müssen.

Deshalb ist jede Freude, die wir Dementen bereiten können, ohne sie wie Kinder anzureden, ein kostbares Geschenk. Vorlesen, Fotoalben anzuschauen, Bildbände aus früheren Zeiten – damit stimuliert man das Langzeitgedächtnis. Jede Zeit, die man ihnen widmet, gibt ihnen etwas von dem Menschen zurück, der sie einst waren. Wann erwischt es uns? fragt der Wortwerfer

Sonntag, 7. Juli 2013

„Ich will Feindschaft setzen …“





„Ich will Feindschaft setzen zwischen dir … und dir?“ Ja, das klingt ganz anders als im 1. Buch Mose 3,15. Soll es auch.
Ich knüpfe noch einmal bei der Thematik der letzten beiden Blogs an. Da ging es zuletzt um das Spannungsfeld zwischen dem S E L B S T und dem E G O, was zunächst verwirrend wirkt. Sind wir nicht EINS? Wird uns aber die Frage gestellt: Wie stehst du zu dir selbst? Kannst du dich eigentlich leiden? antworten nur wenige (ehrlich): „Ich zu mir? Ich bin der Beste, bin top-fit, super drauf! Mein Selbstwertgefühl – alles paletti!“ Wie stehen wir zu solchen „Ich-bin-okay-Typen“?
Natürlich ist es äußerst erstrebenswert, mit sich selbst ins Reine zu kommen, sich selbst zu finden und zu akzeptieren. Zigtausend Psychotherapeuten, Heilberufe und Seelsorger verdanken ihre berufliche Existenz der Tatsache, dass dieser Zustand „in sich selbst zu ruhen“ ganz und gar nicht einfach zu erreichen, und noch schwieriger dauerhaft zu stabilisieren ist. Es gibt Höhen und Tiefen – wie banal ist diese Aussage.
Menschen, die sich  l i e b e n , in Leib und Seele, helfen sich dabei, Selbstkrisen gar nicht erst virulent werden zu lassen, und wenn, dann wieder aus dem tiefen schwarzen Loch heraus zu kommen.
Wer aber will Feindschaft setzen zwischen dir und dir? Und dies noch mit Steuermitteln (= Bürgergeld) und auf obrigkeitliche Anweisung? Vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend?  Das sind alle, die sich dem

G e n d e r – M a i n s t r e a m

unterworfen oder angeschlossen haben.
Gender-Mainstreaming ist eine im Ursprung feministische Ideologie, die im Klima der Political Correctness erblüht ist. Die Bezeichnungen „Mann“, „Frau“, „Junge“, „Mädchen“, „Vater“, Mutter“ etc. werden als sexistisch empfunden, denn sie definieren einen Menschen nach seinem körperlichen Geschlecht (= sex). Deshalb soll sich jedes Individuum zu seinem sozialen Geschlecht (= gender) bekennen und sich ohne den Zwang seines körperlichen Geschlechts zu seiner ihm genehmen Gender-Identität bekennen: Lesbisch, schwul, transsexuell, hetero. Der Junge soll ein Mädchen sein können, das Mädchen ein Junge, der Vater eine Mutter, die Frau ein Mann. Der Professor eine Professorin (auch gezwungenermaßen!). Damit dieses vielfältige Anders-Werden nicht behindert wird, wird der Vater zu „Gender1 (oder 2)“, die Mutter zu „Gender2 (oder 1)“, was in der Schweiz bereits als Gesetzes-Intiative eingebracht wurde. Schon im Kindergarten sollen auf der Basis pädagogischer Empfehlungen Jungen sich als Mädchen fühlen lernen, Mädchen als Jungen. Sie sollen „unisex“ miteinander spielen. In der Schule werden Aufsatzthemen empfohlen „Wie ich mich mit Vagina fühle“ (für Jungen), „Wie ich mich mit einem Penis fühle“ (für Mädchen). Oder ähnlich. Das Kind soll lernen, dass seine natürliche Geschlechtlichkeit unbedeutend für seine Identität ist. Falls Sie das nicht glauben sollten: Es ist so – und gewollt, vom Frauen-Ministerium, von der EU und der UNESCO..
Nun manifestiert sich das Geschlecht eines Jungen nicht nur in den sekundären Geschlechtsmerkmalen, und das des Mädchens ebenfalls nicht. Sondern in einem sehr unterschiedlichen Aufbau des Gehirns, insbesondere des Stammhirns und des Limbischen Systems.
Nun wird Feindschaft gesetzt zwischen Deiner vitalen sexuellen Struktur und der von den Genderisten geforderten anderen Identität. Du bist im Kopf und zwischen den Beinen ein Junge oder ein Mädchen, aber man redet Dir ein: Das muss oder soll so nicht sein.
Sollte dies auf Sie, als Erwachsenen, irritierend wirken, so ist es für das Kind, dessen Persönlichkeit im Werden begriffen ist, verheerend.
Leider hat sich bisher von den politischen Parteien nur die „Alternative für Deutschland“ (AfD) entschieden gegen Gender-Mainstreaming ausgesprochen. GRÜNE und SPD sind ohnehin dafür, die CDU ist – wie immer – für alles oder auch nicht, die CSU schläft noch.
Der WORTWERFER hat bei einer interdisziplinären Fachtagung gelernt, dass gerade Probleme mit dem sexuellen Selbstbewusstsein häufig Ursachen für Jugendgewalt, Mobbing, Beschämung und Erniedrigung sind. Die Feindschaft in mir selbst bewirkt die Feindschaft gegenüber anderen.