Freitag, 17. April 2015

Machen Sie Demenz-Kranke zu Experten!




Machen Sie Demenz-Kranke zu Experten!
Ja – geht’s noch?

Ja, oft geht es noch, weiß der WORTWERFER. Und es gibt ihnen ein bisschen Würde zurück! Wissen Sie noch, was eine Bahnsteigkarte ist? Eine Kreiselpeitsche? Ein Care-Paket? Eine Kaffeehaube? Sie vielleicht nicht mehr, aber viele Demenzpatienten sind stolz, es Ihnen ausführlich erklären zu können.

Hochbetagte Menschen verblüffen uns oft damit, dass sie lange Gedichte, Lieder mit vielen Strophen singen können. Das Gehirn funktioniert wie ein Speicher, der zeitlebens befüllt und später Stück für Stück leer geräumt wird. In der Wirtschaft nennt man das "first in, last out". Der erste Schultag, der erste Liebesbrief, der erste Kuss, einprägsame Ereignisse aus der Kinderzeit, diese Erinnerungen lassen auf einmal alles, was damit im Gehirn noch vernetzt ist, wieder aufleben. Behutsam kann man versuchen herauszufinden, bis wie weit der Erinnerungs-Horizont in die "jüngeren" Jahre reicht. Vorlesen macht Demenzkranke und ihre Betreuer glücklich.

Die Stationsleiterin eines Pflegeheims für Demenzkranke bat meine Mitautorin Ingrid Schumacher und mich, für ihre Patienten kurze Geschichten zum Vorlesen zu verfassen, die in ihnen Spuren der Erinnerung wecken könnten. Im direkten Kontakt mit den Patientinnen und Patienten konnten wir herausfinden, bei welchen Texten ihre Augen zu leuchten begannen und sie selber Anteil nahmen. Daraus ist unser „Vorlesebuch für Demenzkranke“ mit 45 Geschichten aus diversen Erlebnisbereichen entstanden. Schon bei den ersten fünf bis zehn Zeilen sieht man es ihnen an, wie sie innerlich berührt werden. Um sie zu wecken, muss man allerdings langsam und sehr betont lesen und sie anschauen. Das verstehen wir unter therapeutischem Lesen.

Unsere Erfahrungen haben gezeigt, dass dann, wenn eine Geschichte „gezündet“ hat, der Patient oder die Patientin selber anfängt zu erzählen, vielleicht sogar zu singen. Es gibt Lieblingsgeschichten, an die Patienten sich noch nach Wochen erinnern, ja, sogar an einzelne Personen darin. Mit diesen Geschichten kann man ihnen immer wieder Freude bereiten.

Einen besonderen Dank widmet der WORTWERFER den Therapeutinnen und Therapeuten, die uns bei unserer Arbeit beraten haben. Auch im Namen meiner inzwischen verstorbenen Mitautorin Ingrid Schumacher.

„Das Vorlesebuch für Demenzkranke / 45 Geschichten aus der Welt der Erinnerungen“, Shaker-Media-Verlag, Aachen 2012, 14,90 €. Im Buchhandel oder direkt beim Verlag.


Montag, 6. April 2015

Authenzität – die neue Sau!




Authenzität – die neue Sau!

Die neueste Gallup-Studie mit noch mal schlechteren „Führungszeugnissen“ für deutsche Chefs hat offenbar wie das Stochern in einem Ameisenhaufen gewirkt. Nun tauchen überall neue Führungstipps auf. Mit Sicherheit gibt es bald Masterkurse für Authenzität. Die Trainer-Industrie wird sich nicht lumpen lassen. Man kann wieder eine neue Sau durch Management-Country treiben. Von AUDI berichtet die SZ vom Samstag, man veranstalte dazu Führungs-Seminare. Toll! meint der WORTWERFER.

Ein Vorteil, wenn er denn wahrgenommen würde: Man kann auf mindestens 30 Jahre alte und bewährte Unterlagen zurückgreifen. Außerdem ist der Begriff der Authenzität dank Wikipedia gut definiert. Was Unternehmensberatungen und Trainer nicht daran hindern wird, noch viel tiefgehendere Definitionen zu definieren. Professoren können wieder Diplomarbeiten oder gar Dissertationen vergeben. Man kann alles durch Überperfektionierung bis zur Unkenntlichkeit zerbröseln. Das ersetzt die Anwendung.

Authentisch wirkt ein Mensch, wenn er sich zu seiner Persönlichkeitsstruktur bekennt und nicht ein anderer sein will, als er ist. War bisher Kerninhalt bei jedem Kommunikations-Training vom WORTWERFER.

Zwei authentische Vorfälle aus meiner Praxis: Ein alter Haudegen im Verkauf von Möbeln bei Händlern hatte sein Pensionsalter erreicht und musste nun den Nachfolger Jung einarbeiten. Nach dem Motto: „Vergiss alles, was du in Kursen gelernt hast. Jetzt zeige ich dir mal, wie man Aufträge schreibt.“ Nennen wir ihn Schulz und den nicht wesentlich jüngeren Einkäufer der Möbelkette Krämer. Die Szene: Schulz trifft den Krämer schon auf dem Flur, haut ihm auf die Schulter „Na Krämer, du alte Sau, wie geht es dir? Das hier ist mein Nachfolger, der Herr Jung. Der muss noch viel lernen. Hast du schon wieder neue Playboy-Witze auf Lager? … Krämer und Schulz sprechen über alles, Zoten, Fußball, Weiber – nur nicht über Möbel. Dafür hat Schulz schon eine Bestellliste ausgefertigt, die er dem Krämer rüberschiebt. „Da, unterschreib’ mal. Du kannst dich auf den alten Schulz verlassen und willst mir sicher einen schönen Abgang verschaffen!“ Und so geschieht es.
Als Jung ein paar Wochen später „den Schulz gibt“ und Krämer Schweine-Witze erzählt, eine Bestellliste in der Hand hält, geht natürlich alles den Bach runter.
Der andere Fall: Ein Bekannter nimmt an einem Verkäufertraining teil. Er wirkt in der Folgezeit völlig verändert: Auftreten, Kleidung, Frisur, Sprechweise. Ich kenne ihn nicht wieder. Seine bisherigen Kunden allerdings auch nicht. Statt besser zu werden, scheitert er und wird bald darauf entlassen.

Wer seine Authenzität verleugnet, sich verstellt, nicht mehr „ganz er selbst ist“,  wie es im Biostrukturanalyse-Training heißt, scheitert. Er scheitert auch als Führungskraft, obwohl er über Macht verfügt. Er gilt als „falscher Fuffziger“. „Man weiß bei ihm/ihr nie, wo man dran ist!“ „Hier markiert er den starken Mann; dabei ist er ein Kriecher!“ „Sie glaubt, sie müsse führen wie ein Mann …“.

Wie gesagt: Das ist alles nichts Neues. Vermutlich mehr als 2000 Jahre alt. Aber wer ist man denn – und wenn ja, wie viele? Es gibt einige aussagekräftige Persönlichkeitsstruktur-Analysen, die einem verraten, welche Stärken und Talente die Gene, die frühkindliche Prägung und die Erziehung einem geschenkt und vermittelt haben. Und was einem weniger gut liegt und gelingt. Die Stärken zugunsten der Mitarbeiter und Kunden einzusetzen, muss das Ziel sein. An den Schwächen zu arbeiten und sich deren bewusst zu sein, ist Verpflichtung. Kann man buchen. Der WORTWERFER kennt auch gute Adressen.

Aber der WORTWERFER kennt auch Firmen, insbesondere Consultants, bei denen schon das Vorstellungsgespräch ein Verstellungsgespräch sein sollte, will man Erfolg haben. Authenzität wird gegen Company-Design ausgetauscht. Und auch in manchen Schulen wird Authenzität nicht gerade gut benotet. „Wartet nur, wir kriegen euch schon noch klein!“ war lange Zeit ein pädagogisches Credo. Nicht ohne Grund haben sehr viele sehr erfolgreiche Unternehmer „die Schule geschmissen“!