Donnerstag, 3. Oktober 2013

Liebe und Urvertrauen in die Tonne?




Fragen wir heute Kinder im Alter von 8 Jahren aufwärts, was ihnen spontan einfällt, wenn sie das Wort „Liebe“ hören, dann drucksen sie allenfalls rum, sofern sie nicht kichernd sofort „Sex“ nennen. Liebe ist abgestempelt als ein romantisches Relikt, gehört in kitschige Filme von Rosamunde Pilcher. Verliebt sein ist identisch mit verknallt sein, und es vergeht wieder wie ein Knall. Wer wagt es - und was brächte es - mit Kids über wahre Liebe, über Urvertrauen zu sprechen? Die Mutter mit dem schier zusammengebrochenen Teenager, von dem sich der Freund, die Freundin getrennt hat - per SMS? Können Tausende Facebook-Freunde Urvertrauen schenken? Schon die Frage ist absurd.

Dokumente der Liebe - ab in den Reißwolf?
Was ist passiert? Die Leiden des jungen Werther? Das in seinem Tiefsten getroffene Gretchen im Kerker? Regale voller Romane, Tragödien, Lyrik, geboren aus tiefstem Liebesempfinden, Regale, die schier bis ins Unendliche reichen, stürzen ab in die Musealität, Zigtausende dieser Liebesdokumente wandern in Papiertonnen und den Reißwolf. Niemand will sie mehr haben, weil sie niemand mehr versteht.
Die unverbrüchliche Liebe, durch Dick und Dünn, scheint wie weggespült. Sartre soll gesagt haben: „Ich liebe dich, heißt, ich will dereinst auch deinen Rollstuhl schieben!“
Ja, hallo, hast du noch alle? Das ist vorbei, vergangene Zeiten! Das wird irgendein Zivi oder sowas ähnliches besorgen, finanziert von der Pflegeversicherung. Oder ich bringe mich vorher um. Mich an jemanden binden, bloß weil ich Sex will oder versorgt werden, eine warme Bude vorfinden will? Wozu eine Kuh kaufen, wenn ich doch an jeder Ecke ein Glas Milch haben kann?“ ist ein typischer Ü-Kids-Spruch.

Liebe ist Urvertrauen - Urvertrauen ist Liebe
Nun geraten auch die meisten Erwachsenen in Verlegenheit, wenn man sie bittet zu definieren, was sie unter Liebe verstehen. Es ist sicher stark verkürzt, aber bedenkenswert, zu formulieren: Liebe ist Urvertrauen. Wer sein Kind liebt, schenkt ihm Urvertrauen, so lange es geht.
Manchen Lesern sind vielleicht die Gänsefüßchen am Anfang und Ende des vorigen Textes aufgefallen. Der WORTWERFER hat zitiert, und zwar aus dem Buch „Supermacht Kids / Lassen wir uns unsere Kultur kaputt machen?“ (München 2012) von Ingrid Schumacher† und Werner Siegert.
Liebe und Urvertrauen sind tragende Säulen unserer Kultur. Verschwindet eins oder beides aus unserm Alltag, geht unsere unter Schmerzen, Opfern, Niederlagen und Katastrophen in Jahrhunderten geborene Kultur verloren. Unwiederbringlich! Was ist zu tun?
„Willst du eine Nation zerstören, muss du ihre Familien zerstören!“ lautet der zynische Rat an machtgierige Herrscher. Dass die Evangelische Kirche Deutschlands 160 Seiten benötigt, um zu definieren, was evangelische Christen unter „Familie“ zu verstehen haben, markiert diesen Zerfallsprozess. Dass es wichtiger ist, die Mutter wieder an die Werkbank oder den Schreibtisch zu bringen, als dem Kind in den wichtigsten ersten drei Lebensjahren Liebe und Urvertrauen zu schenken, lässt die Frage aufkommen: Wer will da unser Land zerstören? Zerstört es sich am Ende selbst durch Werteverlust? Ist es die Supermacht der Ü-Kids, die sich durch eben diese Werte ü-berfordert fühlen. Macht kaputt, was euch kaputt macht?
Wollen Sie mehr darüber lesen? „Supermacht Kids“, www.signumverlag.de

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