„Fragen wir heute Kinder im Alter von 8 Jahren
aufwärts, was ihnen spontan einfällt, wenn sie das Wort „Liebe“ hören, dann
drucksen sie allenfalls rum, sofern sie nicht kichernd sofort „Sex“ nennen.
Liebe ist abgestempelt als ein
romantisches Relikt, gehört in kitschige Filme von Rosamunde Pilcher.
Verliebt sein ist identisch mit verknallt sein, und es vergeht wieder wie ein
Knall. Wer wagt es - und was brächte es - mit Kids über wahre Liebe, über
Urvertrauen zu sprechen? Die Mutter mit dem schier zusammengebrochenen
Teenager, von dem sich der Freund, die Freundin getrennt hat - per SMS? Können
Tausende Facebook-Freunde Urvertrauen schenken? Schon die Frage ist absurd.
Dokumente der Liebe - ab in den Reißwolf?
Was ist
passiert? Die Leiden des jungen Werther?
Das in seinem Tiefsten getroffene Gretchen im Kerker? Regale voller Romane,
Tragödien, Lyrik, geboren aus tiefstem Liebesempfinden, Regale, die schier bis
ins Unendliche reichen, stürzen ab in die Musealität, Zigtausende dieser Liebesdokumente wandern in Papiertonnen und
den Reißwolf. Niemand will sie mehr haben, weil sie niemand mehr versteht.
Die
unverbrüchliche Liebe, durch Dick und Dünn, scheint wie weggespült. Sartre soll
gesagt haben: „Ich liebe dich, heißt,
ich will dereinst auch deinen Rollstuhl schieben!“
Ja,
hallo, hast du noch alle? Das ist vorbei, vergangene Zeiten! Das wird irgendein
Zivi oder sowas ähnliches besorgen, finanziert von der Pflegeversicherung. Oder
ich bringe mich vorher um. Mich an jemanden binden, bloß weil ich Sex will oder
versorgt werden, eine warme Bude vorfinden will? Wozu eine Kuh kaufen, wenn ich
doch an jeder Ecke ein Glas Milch haben kann?“ ist ein typischer
Ü-Kids-Spruch.
Liebe ist Urvertrauen - Urvertrauen ist Liebe
Nun geraten
auch die meisten Erwachsenen in Verlegenheit, wenn man sie bittet zu
definieren, was sie unter Liebe verstehen. Es ist sicher stark verkürzt, aber
bedenkenswert, zu formulieren: Liebe ist Urvertrauen. Wer sein Kind liebt,
schenkt ihm Urvertrauen, so lange es geht.“
Manchen
Lesern sind vielleicht die Gänsefüßchen am Anfang und Ende des vorigen Textes
aufgefallen. Der WORTWERFER hat zitiert, und zwar aus dem Buch „Supermacht Kids / Lassen wir uns unsere
Kultur kaputt machen?“ (München 2012) von Ingrid Schumacher† und Werner
Siegert.
Liebe und
Urvertrauen sind tragende Säulen unserer
Kultur. Verschwindet eins oder beides aus unserm Alltag, geht unsere unter
Schmerzen, Opfern, Niederlagen und Katastrophen in Jahrhunderten geborene
Kultur verloren. Unwiederbringlich! Was ist zu tun?
„Willst du eine Nation zerstören,
muss du ihre Familien zerstören!“ lautet der zynische Rat an machtgierige Herrscher. Dass die
Evangelische Kirche Deutschlands 160 Seiten benötigt, um zu definieren, was
evangelische Christen unter „Familie“ zu verstehen haben, markiert diesen
Zerfallsprozess. Dass es wichtiger ist, die Mutter wieder an die Werkbank oder
den Schreibtisch zu bringen, als dem Kind in den wichtigsten ersten drei
Lebensjahren Liebe und Urvertrauen zu schenken, lässt die Frage aufkommen: Wer will da unser Land zerstören? Zerstört
es sich am Ende selbst durch Werteverlust? Ist es die Supermacht der Ü-Kids,
die sich durch eben diese Werte ü-berfordert fühlen. Macht kaputt, was euch
kaputt macht?
Wollen Sie mehr darüber lesen?
„Supermacht Kids“, www.signumverlag.de
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