Das KLW-Mittelstandsforum hatte vorgestern abend – den
dräuenden Gewitterwolken trotzend – zu einem zwanglosen Treffen in einen der
idyllischsten Biergärten Münchens geladen, mitten in einem Park an einem
kleinen See. Eine Magyarin, mit dem ziemlich deutschen Namen Andrea Albrecht,
bestritt den Höhepunkt des Abends: Eine kurze Einführung in die reale und vor
allem mentale Kunst des Bogenschießens.
Wer sie beherrscht, beherrscht auch die Kunst der Unternehmensführung – so die
verschlüsselte Botschaft. Dazu hatte sie sechs kunstvolle Bogen aus der
Werkstatt asiatischer Steppenvölker mitgebracht, hergestellt aus den dort
traditionell verfügbaren Materialien – den Überbleibseln von Tieren: Horn,
Knochen, Sehnen. Und nach den tausende Jahre alten Erfahrungen, wie ein solcher
Bogen die menschliche Kraft maximal in den Schuss des Pfeils überträgt, noch
dazu, wenn der Schütze auf dem Rücken dahinrasender Pferde sein Ziel verfolgt.
Fünf Elemente braucht ein erfolgreicher Schütze: einen ausgezeichneten Bogen,
sehr gute Pfeile, die Kraft des Geistes, die Beherrschung des Körpers und e i
n l o h n e n d e s Z i e l !
Der Autor des Management-Buches „Ohne Ziele keine Treffer / Ziele – Wegweiser zum Erfolg“ (Verlag
Kastner, Wolnzach 2006, 3. Auflage) fegte dabei geistig über die Wüsten
deutscher Unternehmensführung. Wie oft brachte ich sogenannte Manager zum
Straucheln, wenn ich sie – damals als Unternehmensberater – nach ihren genauen Zielen
fragte! Kein Skythe käme auf die Idee, ungefähr in eine Richtung zu schießen,
wenn er ein Tier erlegen will. Die Kunst, operationale
Ziele zu definieren, also ein bestimmtes Ergebnis in bestimmter Qualität
und Quantität zu einem bestimmten Zeitpunkt erreichen zu wollen, ist nicht sehr
ausgeprägt – und noch dazu unbeliebt: Es lässt sich nämlich dann eindeutig
erkennen, ob es erreicht wurde oder nicht. Und nicht nur „gewissermaßen“. Aber
besser werden kann ich nur, wenn ich die Abweichungen vom Ziel erkenne – wie
beim Bogenschießen! Ich wünsche Andrea Albrecht viele Manager, denen sie das
klar macht.
Aber es sind ja nicht nur die Manager. Es sind auch die
Coachees, wie man sie heute nennt, also persönliche Beratungskunden (auch im
Coaching-by-Mail), die sich irgendwie in ihrer Berufslaufbahn festgefahren
haben, die bei der Frage nach ihren eigentlichen
Zielen große Augen machen und ins Ungefähre abgleiten. Klar – Ziele vor
Augen haben garantiert nicht, sie auch zu erreichen. Aber Mark Twain hatte
schon recht, wenn er sagte: „Wer nicht
weiß, wo er hin will, wird sich wundern, dass er ganz woanders ankommt!“
Und Seneca der Ältere mahnte: „Wer nicht
weiß, in welchen Hafen er segeln will, für den ist kein Wind der richtige!“
Ich freue mich auf innovatives Coaching: Coaching-by-Walking.
Ich werde, wenn es das Wetter zulässt, am Montag die Probleme und
Lösungsansätze meines Klienten bei einer Wanderung besprechen. Anschließend:
Biergarten! Schönes Ziel! meint der Wortwerfer.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Hinterlassen Sie hier bitte Ihren Kommentar