Montag, 10. Juni 2013

Schreiben für den Leser



10. Juni 2013  16. Wortwerfer-Blog

Schreiben für den Leser



In facebook hat sich eine neue Gruppe etabliert „Leser fragen Autoren – Autoren fragen Leser“. Offenbar ist die Neugier auf beiden Seiten groß. Aber es werden auch viele Emotionen geweckt. Ein Diskussionsteilnehmer unterschied Autoren 1. Klasse = mit Verlag von den Autoren 2. Klasse = Selbstpublizierer. Ich meine, man müsse zunächst einmal differenzieren zwischen Fachbuch-Autoren, Sachbuch-Autoren und Belletristik-Autoren, wobei insbesondere in der letzten Kategorie zu unterscheiden ist zwischen Roman- und Krimi-Schriftstellern, Erzählern, Kinderbuch-Autoren, Lyrik-Poeten, Kurzgeschichten-Verfassern und Glossenschreibern. Vielleicht gehören auch die Kochbuch-Verfasser dazu, was mich - aber nicht allein - zu dem Hinweis veranlasst, dass selbstverständlich stets auch die Autorinnen gemeint sind.
Ich habe mich in meiner rund 60 Jahre währenden Praxis in der „Schwarzen Kunst“ in allen Kategorien mehr oder minder erfolgreich getummelt. Das begann schon vor der Übernahme der „Hauptschriftleitung“ der Kölner Studentenzeitung „perspektiven“. Ich habe mit 7 Jahren, kaum dass ich schreiben gelernt hatte, meine erste eigene Zeitung in Heftform zurecht fabuliert, überwiegend mit erlebten und erfundenen Tiergeschichten. Wer sie lesen wollte, musste 2 Pfennige in meine Spardose stecken. An diesem Stundensatz hat sich bis heute nicht viel geändert …
Ein Buch geschrieben zu haben, muss vielen als höchstes Glück vorkommen. Darüber habe ich schon im Blog vom 3. Juni einige Gedanken beigesteuert. Viele fb-Beiträge von Autorinnen und Autoren erscheinen mir sehr ICH-orientiert. Schreiben hieß für mich immer, in sämtlichen Kategorien, d e n   L e s e r   z u   b e r e i c h e r n  – nicht mich. Ich will stets etwas mit ihm teilen, nicht nur ihm etwas mitteilen.
Manche werden mich darum beneiden, dass Verlage auf mich zu gekommen sind mit der Bitte, Vorträge, die ich gehalten habe, Artikel, die ich verfasst hatte, Seminare, die ich gestaltet hatte, in Form eines Fach- oder Sachbuches bei ihnen zu veröffentlichen. Es wurden über 20. Mein Resümee: viel Arbeit, intensive Recherchen, äußerste Verlässlichkeit der Aussagen, stilistische Feinarbeit – durch Honorare hat sich das nie ausgezahlt. Nur wenn daraus wieder Vortrags- oder Seminaranfragen entstanden, klingelte die Kasse. Aber die Promotion der Titel oblag fast mir allein. Verlage beherrschen das Marketing nicht.
Neben dieser strengen Disziplin brauchte ich auch eine Spielwiese, das freie Fabulieren. Da ich in meinem Beruf die Schicksale vieler Menschen kennengelernt habe, mangelt es mir nicht an Geschichten, nicht an tragischen, nicht an spannenden, nicht an lustigen. Im Regal stehen noch über zehn unveröffentlichte Roman-, Krimi- und Kurzgeschichten-Typoskripte, fix und fertig lektoriert. Warum unveröffentlicht? Weil ich neben den zur Zeit 12 veröffentlichten Titeln verschiedenster Kategorien nicht noch mehr betreuen kann.
B u c h m a r k e t i n g   i s t   h a r t e   A r b e i t - 6 bis 8 Stunden an 7 Tagen in der Woche! Der Buchhandel kennt mich nicht! Natürlich kann er alle Titel liefern und daran 45 Prozent verdienen, aber ich bin nicht prominent genug. Die Verlage schlafen. Sie zahlen zwischen 8 und 10 Prozent vom Nettoverkaufspreis, so wie früher, als sie noch Manuskripte abschreiben, lektorieren, die „Schrift setzen mussten“, noch selber Korrektur lasen und selber Marketing betrieben.
Ich schreibe dennoch, also bin ich Ihr leidenschaftlicher WORTWERFER.

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