Samstag, 15. Juni 2013

Der Buchhandel – Dein Freund oder Feind?




Monatelang, vielleicht sogar jahrelang haben Sie mit großer Leidenschaft, mit Ausdauer und Sorgfalt an Ihrem Buch gearbeitet. Sie haben Krisen durchgestanden, wollten ein paar Mal alles in den Papierkorb werfen. Dann endlich war das Manuskript fertig. Ein Verleger wurde gewonnen, die letzte Feinarbeit mit der Lektorin vollzogen, ein Super-Titel gefunden. Dann kam die Stunde des Grafikers. Höchste Kreativität war gefordert. Im Geiste haben sich alle Beteiligten vorgestellt, wie das Buch auf die Menschen wirken würde, die bei Hugendubel oder Thalia am Thementisch vorbeigehen.
A b e r  e s  w a r  a l l e s  u m s o n s t . Sie sind ein neuer Autor, nicht prominent. Ihr Thema kann es nicht mit den Bestsellern, mit den in den Medien hochgejubelten oder verrissenen Titeln aufnehmen. Der Buchhändler kann oder will keine Risiken eingehen. Der Platz ist knapp und begehrt. Es soll auch Verlage geben, die sich Platz auf den Tischen kaufen. Ja, manche kaufen sich ganze Schaufenster für einen Titel, in den sie bereits riesige Vorschüsse investiert haben, die nun wieder reingeholt werden müssen.
I h r  B u c h  i s t  s o  g u t  w i e  t o t !
Niemand sieht es. Niemand erfährt davon, außer bei Amazon. Die maßgeblichen Rezensenten bei den meinungsbildenden Medien schieben es zur Seite, weil sie den wenigen Platz für wichtigere Titel benötigen. Zuletzt wird das eingesandte Buch verschenkt oder entsorgt.
Fragen Sie beim Händler nach, schaut er Sie ungläubig an, guckt vielleicht in seinen Libri-Monitor. Ja, er kann das Buch besorgen. Ach, Sie sind die Autorin? Sie sind der Autor? Er atmet auf. Denn er braucht nun die arbeitsreiche Bestellung nicht aufzugeben. Nicht aufgeben! Denn es gibt ja
B u c h m a r k e t i n g !
Das geht zwar in den überwiegenden Fällen auf Ihre Kosten, aber wer Bücher schreibt, um Geld zu verdienen, ist ohnehin ein unverbesserlicher Optimist. Hat es nicht Thilo Sarrazin geschafft mit seinem Buch „Deutschland schafft sich ab!“? Ja, aber er war prominent und hat den Nerv der breiten Bevölkerung getroffen. Und wie ist es mit „Fifty Shades of Grey“ von E.L. James? Ende 2012 bereits 10 Millionen Exemplare verkauft? Fällt in die Kategorie „mommy porn“, d.h. Pornographie, authentisch, von Frauen für Frauen. Leserinnen meinen, der Inhalt fange schon bald an zu langweilen. Aber es steckt eine internationale Werbe-Maschinerie dahinter. Davon kann man nur träumen. Die fünf „P“ bringen es: prominent, pornografisch, panisch, populistisch, pubertär. Eins davon oder mehrere.
B u c h m a r k e t i n g ? Flyer drucken lassen, Lesungen in Buchhandlungen und günstigen Lokalitäten erbetteln und genügend Besucher anlocken. Oft sind es gute Bekannte, die Ihr Buch schon haben. In Facebook, Twitter, XING aktiv werden. Einen Blog und eine Website einrichten. Vorträge halten? Gruppen beitreten. Beurteilungen in Amazon herbei führen. Das ganze Programm. War das nun alles zu pessimistisch? Oder nur realistisch?
Der Buchhandel weiß, er sitzt am längeren Hebel. Und: Es geht ihm finanziell immer schlechter. Bücher sind kein Geschäft mehr. Schreiben wir also weiter!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinterlassen Sie hier bitte Ihren Kommentar