Monatelang, vielleicht sogar jahrelang haben Sie mit großer
Leidenschaft, mit Ausdauer und Sorgfalt an Ihrem Buch gearbeitet. Sie haben
Krisen durchgestanden, wollten ein paar Mal alles in den Papierkorb werfen. Dann
endlich war das Manuskript fertig. Ein Verleger wurde gewonnen, die letzte
Feinarbeit mit der Lektorin vollzogen, ein Super-Titel gefunden. Dann kam die
Stunde des Grafikers. Höchste Kreativität war gefordert. Im Geiste haben sich
alle Beteiligten vorgestellt, wie das Buch auf die Menschen wirken würde, die
bei Hugendubel oder Thalia am Thementisch vorbeigehen.
A b e r e s w a
r a l l e s u m s o n s t . Sie sind ein neuer
Autor, nicht prominent. Ihr Thema kann es nicht mit den Bestsellern, mit den in
den Medien hochgejubelten oder verrissenen Titeln aufnehmen. Der Buchhändler
kann oder will keine Risiken eingehen. Der Platz ist knapp und begehrt. Es soll
auch Verlage geben, die sich Platz auf den Tischen kaufen. Ja, manche kaufen
sich ganze Schaufenster für einen Titel, in den sie bereits riesige Vorschüsse
investiert haben, die nun wieder reingeholt werden müssen.
I h r B u c h
i s t s o g u t
w i e t o t !
Niemand sieht es. Niemand erfährt davon, außer bei Amazon.
Die maßgeblichen Rezensenten bei den meinungsbildenden Medien schieben es zur
Seite, weil sie den wenigen Platz für wichtigere Titel benötigen. Zuletzt wird
das eingesandte Buch verschenkt oder entsorgt.
Fragen Sie beim Händler nach, schaut er Sie ungläubig an,
guckt vielleicht in seinen Libri-Monitor. Ja, er kann das Buch besorgen. Ach,
Sie sind die Autorin? Sie sind der Autor? Er atmet auf. Denn er braucht nun die
arbeitsreiche Bestellung nicht aufzugeben. Nicht aufgeben! Denn es gibt ja
B u c h m a r k e t i
n g !
Das geht zwar in den überwiegenden Fällen auf Ihre Kosten,
aber wer Bücher schreibt, um Geld zu verdienen, ist ohnehin ein unverbesserlicher
Optimist. Hat es nicht Thilo Sarrazin geschafft mit seinem Buch „Deutschland
schafft sich ab!“? Ja, aber er war prominent und hat den Nerv der breiten
Bevölkerung getroffen. Und wie ist es mit „Fifty Shades of Grey“ von E.L.
James? Ende 2012 bereits 10 Millionen Exemplare verkauft? Fällt in die
Kategorie „mommy porn“, d.h. Pornographie, authentisch, von Frauen für Frauen.
Leserinnen meinen, der Inhalt fange schon bald an zu langweilen. Aber es steckt
eine internationale Werbe-Maschinerie dahinter. Davon kann man nur träumen. Die
fünf „P“ bringen es: prominent, pornografisch, panisch, populistisch, pubertär.
Eins davon oder mehrere.
B u c h m a r k e t i
n g ? Flyer drucken lassen, Lesungen in Buchhandlungen und günstigen
Lokalitäten erbetteln und genügend Besucher anlocken. Oft sind es gute
Bekannte, die Ihr Buch schon haben. In Facebook, Twitter, XING aktiv werden.
Einen Blog und eine Website einrichten. Vorträge halten? Gruppen beitreten.
Beurteilungen in Amazon herbei führen. Das ganze Programm. War das nun alles zu
pessimistisch? Oder nur realistisch?
Der Buchhandel weiß, er sitzt am längeren Hebel. Und: Es
geht ihm finanziell immer schlechter. Bücher sind kein Geschäft mehr. Schreiben
wir also weiter!
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