Sonntag, 4. August 2013

Große Ferien – schrecklich!




Alle fahren in den wohlverdienten Urlaub! Die Kinder jauchzen: Endlich große Ferien!
A l l e ? Selten zeigt sich so klar der Unterschied zwischen Festangestellten und Beamten auf der einen Seite und Selbstständigen und Freiberuflern auf der anderen. Bei den einen füllt sich das Konto ganz selbstverständlich auch beim Nichtstun, die anderen fürchten sich vor dem Sommerloch.
Sechs Wochen lang sind viele nicht erreichbar. Sechs Wochen lang geht bei vielen Firmen kaum etwas voran. Betriebsurlaub! Die Sachbearbeiter, die man dringend kontaktieren müsste, liegen irgendwo am Strand, klettern in den Bergen oder machen Abenteuer-Urlaub. Wehe dem, der ein Werk termingerecht abzugeben hat und auf Zulieferer angewiesen ist. 
Der einzige Friseur oder die Friseurin, der man sich bedenkenlos und entspannt anvertrauen kann, ist entfleucht. Man steht Ängste aus, wenn man sich anderen Haarkünstlerinnen anvertrauen muss. Kann man sich anschließend noch auf die Straße trauen? Muss man ein neues Passbild anfertigen lassen?
Autoren und Autorinnen, die dem Erscheinen ihres Werkes voller Ungeduld entgegen sehen, müssen jedenfalls in Bayern bis Ende September warten; denn nach Ferien-Ende muss erst einmal der Stau auf den Schreibtischen bewältigt werden. Und alle aufgelaufenen E-Mails werden gelöscht.

Lesungen? Nur wenigen ist es vergönnt, ihren Lesern in die Toscana, an die Côte d’Azur oder Costa Brava zu folgen, in der Hoffnung, dass dort abends die Langeweile ausbricht und einige froh sind, irgendjemandem in der Landessprache zuzuhören.
„Sei doch froh, du kannst ungestört durch Telefonate arbeiten. Niemand stört dich. Die bekommst sogar vor deiner Stammkneipe einen Parkplatz!“ höre ich Artgenossen tönen. Auf Facebook bekommt man Ferienfotos gepostet, die Sehnsucht nach den guten, alten Ansichtskarten wachsen lassen.
Warum war man auch so blöd, Freiberufler zu werden? Frei ist man dabei schon gar nicht. Vor allem hat man niemals frei. Niemals! „Der Schatten, der Schatten!“ Gemeint ist der Schatten, den 14 Tage Nichtstun eines Freiberuflers wirft, sollte er sich auch unter fremder Sonne auf einen Liegestuhl flätzen. Kein Marketing! Keine Kontakte! Keine Verkäufe – kein Einkommen!
Große Freude: Es erscheint in einem nennenswerten Blatt endlich die lang ersehnte Buchbesprechung! Das Buch muss einer Ferien-Aushilfe in die Hände gefallen sein, die einem anderen Aussortierverfahren huldigt. Aber wer liest die Rezension schon? Die „wohlverdienten Urlauber“ haben ihr Abo suspendiert. In der nachgeschickten Auslandsausgabe ist sie gar nicht enthalten.
In den Verlagen gleitet die Urlaubszeit nahtlos in die Vor-Buchmesse-Zeit über. Auch da ist niemand ansprechbar und danach tobt das Weihnachtsgeschäft.
Auch der WORTWERFER wirft wahrscheinlich seine Worte ins Leere, weshalb er jetzt aufhört zu granteln.

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