Montag, 12. August 2013

Bestseller – schreiben für den Leser?





In Facebook streiten Autoren letztlich darum, wie man einen Bestseller verfasst. Man solle schreiben, was der Leser will, sagen die einen. Und was braucht der Leser offensichtlich? Sex! Grusel! Ekel! Gewalt! Als Vorbild gilt „Five Shades of Grey“, der langweilige Schmuddelschmöker, der es an die Spitze der Bestseller gebracht hat. SOG heißt das Werk abgekürzt in den hitzigen Diskussionen. Man scheint sich einig darüber zu sein, dass der Inhalt zu wünschen übrig lässt. Doch die Schwarte wurde millionenfach gekauft. Natürlich nur, weil man ja sonst nicht mitreden könnte …
5SOG gehört zu den Büchern für die flinke Hand. Ebenso wie Charlotte Roches „Feuchtgebiete“, die nunmehr als „ekligster Film“ (Zitat) in die Kinos kommen. Die stark anwachsende Single-Gesellschaft braucht wohl verstärkt Begleitlektüre auf den einsamen Wegen zum Höhepunkt. Allerdings haben es Porno-Bücher über die Jahrhunderte schon zu hohen Auflagen gebracht. Also – sind doch die Zutaten seit langem bekannt.
Muss man nur noch schreiben lernen. Dazu verhelfen „Wortfeldübungen“. Okay, das ist allemal nützlich, will man nicht ständig ein Wörterbuch der Synonyme wälzen. Ich kann mir Schreibkurse als äußerst amüsant vorstellen, in denen die Wortfelder für die einschlägigen Bezeichnungen sexueller Betätigungen und Körperteile gemeinsam erarbeitet werden. Ein Tipp: Im Anhang zur „Josefine Mutzenbacher“ gibt es ein Glossarium, nicht nur für die Wiener Fachausdrücke.

Nun aber zur Frage: Soll man schreiben, was der Leser will? Wenn man mit dem Schreiben Geld verdienen will, dürfte das ein gangbarer Weg sein, allerdings keinesfalls einer mit Erfolgsgarantie, zumal dort ziemliches Gedränge herrscht. Und Erotik ist kein leichtes, vielleicht das schwierigste Fach! Wortfeldübungen und alle 10 Seiten ein Orgasmus reichen sicher nicht aus.
Schreiben, was der Leser will? War das die Maxime unserer Dichter und Schriftsteller? Im „Vorspiel auf dem Theater“ zu Goethes „Faust“ klagt der Dichter:
„O sprich mir nicht von jener bunten Menge,
Bei deren Anblick uns der Geist entflieht!
….
Nein, führe mich zur stillen Himmelsenge,
Wo nur dem Dichter reine Freude blüht …
….
Oft wenn es erst durch Jahre durchgedrungen,
Erscheint es in vollendeter Gestalt.
Was glänzt, ist für den Augenblick geboren,
Das Echte bleibt der Nachwelt unverloren.“
Es lohnt sich allemal, diesen Disput zwischen Theater-Direktor, Dichter und Lustiger Person laut zu lesen. Es ist ein Glanzpunkt deutscher Dichtung.
„Ach du liebes Lottchen, Goethe! Faust! Der WORTWERFER spinnt wohl! Sowas von gestern, kann man ja gar nicht mehr sein!“ Vielleicht. Vielleicht ist es der Unterschied zwischen Literatur und Trivial-Lektüre, der sich hier herausschält.
Als der WORTWERFER vor Jahren zum ersten Mal belletristische Werke verfasste, hatte er es nie darauf abgesehen, sie zu veröffentlichen. Es waren Geschichten, die im Inneren brodelten. Sie mussten raus. Es war faszinierend, sie zu schreiben, zu überarbeiten, sie wochenlang liegen zu lassen, sie erneut zu durchleben. Jetzt gibt es die Möglichkeit, sie als eBooks zu veröffentlichen, ohne erniedrigende Standardabsagen kassieren zu müssen. Geld damit verdienen?
„Ich hatte nichts und doch genug:
Den Drang nach Wahrheit und die Lust am Trug!
Gib ungebändigt jene Triebe,
Das tiefe, schmerzenvolle Glück,
Des Hasses Kraft, die Macht der Liebe,
Gib meine Jugend mir zurück!“
Danke Goethe! Ich kann es nicht besser sagen. So entstand „Das herbstrote Blatt“ (bei Shaker). Weiß der WORTWERFER.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinterlassen Sie hier bitte Ihren Kommentar