Dienstag, 6. August 2013

Spannendes spannend schreiben





„Geist kommt immer vor Materie!“ war des WORTWERFERs Maxime, seit er einigermaßen vernünftig denken kann. Wie ist das beim Schreiben? In Gesprächen mit Roman- und Krimi-Autoren treffe ich auf die Typen „Planer“ und „Missionare“.
Der Planer scheint erst alles festzulegen, zu skizzieren. Er oder sie weiß, in welchem Kapitel was mit wem wo passiert. Der Fall-in-Love, der Grusel, die Irrungen und Verwirrungen, die Katastrophe und die Katharsis sind eingeplant. Er oder sie kennt auch den Schluss schon, den Knaller oder das Happy End. Der Rest ist Fleiß, Talent und Ausdauer.
Die Missionare wollen die Welt verbessern und eine Botschaft verkünden. Auf der einen Seite sind die Guten – oft adlig; auf der anderen die Bösen – erkennbar oft schon an ihren Namen. Häufig sind es Grundstücks-Makler, Investoren luxuriöser Sanatorien, Unternehmensberater, Vertreter der Gier, Zerstörer der Idylle, die Energie-Lobby, Massentierhalter. Sodann gibt es noch uns Ahnungslose, die also, die aufgerüttelt, umgepolt und gerettet werden sollen. Besonders gruselig wird es, wenn Kinder geraubt und zwecks Verkauf ihrer Organe an superreiche Kranke getötet werden. Erst in allerallerletzter Sekunde naht die Rettung.

Das Ungewisse wagen?
Als ich zum ersten Mal mit Ingrid Schumacher bei einem Drink die Kater-Idee äußerte, wir könnten doch mal gemeinsam einen Krimi verfassen, eine Art Staffetten-Geschichte, Sie mit ihrem Kommissar Maurice Elsterhorst, ich mit meinem Lothar Velmond, da stand nur der frei erfundene Fall fest: „Spurlos verschwinden in München und Umgebung vier wohlhabende alte Damen.“ Wir hatten keine Ahnung vom WER, WIE, WANN, WO, WARUM und OB überhaupt. Geknobelt wurde, wer das erste Kapitel verfasst. Es fiel mir zu. Ab dann begann unsere Schreibe-Reise ins Ungewisse, wobei wir uns wechselseitig auch immer wieder kleine Schikanen bescherten.
Es war unheimlich spannend, besonders dann, wenn wir nicht weiter wussten und mit Geduld auf die Eingebung warteten, möge sie vom Himmel fallen und uns die Na klar!-Idee liefern. So entstand nicht nur unser erster Krimi mit dem „Spurlos-Titel“ (s.o.). Wir fanden unsere Vorgehensweise auch so prickelnd, dass wir sie bei den fünf weiteren großen und den 45 kurzen Krimis beibehalten haben. Die Redaktionssitzungen verliefen durchweg vergnügt und gelegentlich sehr makaber. Die Buch-Krimis werden leider erst jetzt peu-à-peu als eBooks veröffentlicht. Ingrid Schumacher hat nur noch „Endlich im Knast!“ (bei neobooks) erleben dürfen und den größten Teil der veröffentlichten Kurzkrimis.
Natürlich mussten wir bei unseren gesellschaftskritischen Sachbüchern zu großer Nüchternheit zurückkehren. „SUPERMACHT FRAU“ und „SUPERMACHT KIDS“ bedeuteten Arbeit, Recherchen, Analyen - die Krimis hingegen reines Vergnügen. Nun ist beides vorbei. Vermutlich wird das Kommissariat bald aufgelöst. Elsterhorst geht mit seinem schwarzen Labrador auf dem Südfriedhof spazieren, in der Hoffnung, dass ihm nicht wieder ein Leichenteil apportiert wird. Velmond zieht nach Südtirol, wo seine Lieblingsweine gekeltert werden. Aber es war schon mal in einer Flasche statt des Weines eine gruselige Botschaft verkorkt. Der WORTWERFER ist auf alles gefasst.

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