„Geist kommt immer
vor Materie!“ war des WORTWERFERs Maxime, seit er einigermaßen vernünftig
denken kann. Wie ist das beim Schreiben? In Gesprächen mit Roman- und
Krimi-Autoren treffe ich auf die Typen „Planer“ und „Missionare“.
Der Planer
scheint erst alles festzulegen, zu skizzieren. Er oder sie weiß, in welchem
Kapitel was mit wem wo passiert. Der Fall-in-Love, der Grusel, die Irrungen und
Verwirrungen, die Katastrophe und die Katharsis sind eingeplant. Er oder sie
kennt auch den Schluss schon, den Knaller oder das Happy End. Der Rest ist
Fleiß, Talent und Ausdauer.
Die Missionare
wollen die Welt verbessern und eine Botschaft verkünden. Auf der einen Seite
sind die Guten – oft adlig; auf der anderen die Bösen – erkennbar oft schon an
ihren Namen. Häufig sind es Grundstücks-Makler, Investoren luxuriöser
Sanatorien, Unternehmensberater, Vertreter der Gier, Zerstörer der Idylle, die
Energie-Lobby, Massentierhalter. Sodann gibt es noch uns Ahnungslose, die also,
die aufgerüttelt, umgepolt und gerettet werden sollen. Besonders gruselig wird
es, wenn Kinder geraubt und zwecks Verkauf ihrer Organe an superreiche Kranke
getötet werden. Erst in allerallerletzter Sekunde naht die Rettung.
Das Ungewisse wagen?
Als ich zum ersten Mal mit Ingrid Schumacher† bei einem Drink die Kater-Idee
äußerte, wir könnten doch mal gemeinsam einen Krimi verfassen, eine Art
Staffetten-Geschichte, Sie mit ihrem Kommissar Maurice Elsterhorst, ich mit
meinem Lothar Velmond, da stand nur der frei erfundene Fall fest: „Spurlos verschwinden in München und
Umgebung vier wohlhabende alte Damen.“ Wir hatten keine Ahnung vom WER,
WIE, WANN, WO, WARUM und OB überhaupt. Geknobelt wurde, wer das erste Kapitel
verfasst. Es fiel mir zu. Ab dann begann unsere Schreibe-Reise ins Ungewisse, wobei wir uns wechselseitig auch
immer wieder kleine Schikanen bescherten.
Es war unheimlich spannend, besonders dann, wenn wir nicht
weiter wussten und mit Geduld auf die Eingebung warteten, möge sie vom Himmel fallen
und uns die Na klar!-Idee liefern. So entstand nicht nur unser erster Krimi mit
dem „Spurlos-Titel“ (s.o.). Wir fanden unsere Vorgehensweise auch so prickelnd,
dass wir sie bei den fünf weiteren großen und den 45 kurzen Krimis beibehalten
haben. Die Redaktionssitzungen verliefen durchweg vergnügt und gelegentlich sehr makaber. Die Buch-Krimis werden
leider erst jetzt peu-à-peu als eBooks
veröffentlicht. Ingrid Schumacher hat nur noch „Endlich im Knast!“ (bei neobooks) erleben dürfen und den größten Teil
der veröffentlichten Kurzkrimis.
Natürlich mussten wir bei unseren gesellschaftskritischen
Sachbüchern zu großer Nüchternheit zurückkehren. „SUPERMACHT FRAU“ und „SUPERMACHT
KIDS“ bedeuteten Arbeit, Recherchen, Analyen - die Krimis hingegen reines Vergnügen.
Nun ist beides vorbei. Vermutlich
wird das Kommissariat bald aufgelöst. Elsterhorst geht mit seinem schwarzen
Labrador auf dem Südfriedhof spazieren, in der Hoffnung, dass ihm nicht wieder
ein Leichenteil apportiert wird. Velmond zieht nach Südtirol, wo seine
Lieblingsweine gekeltert werden. Aber es war schon mal in einer Flasche statt
des Weines eine gruselige Botschaft verkorkt. Der WORTWERFER ist auf alles
gefasst.
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