Montag, 15. Juli 2013

Was hilft gegen Demenz?



N i c h t s ! ist die Antwort fast aller Neurologen. Außer gute Gene, sagen andere. Das letzte Woche im „Süddeutsche Zeitung Magazin“ veröffentlichte Interview mit Ursula von der Leyen  und Maria Furtwängler, die beide ihre Väter durch schmerzliche Jahre des langsamen  Abschieds begleitet haben, beweist: Es ist ein Verfall des Gehirns, der alle treffen kann. Auch jene, die sich jegliche ärztliche Hilfe leisten können. Vielleicht kann man den Verlauf durch Medikamente sowie durch liebevolle Betreuung und einfühlsame Aktivierung des Langzeitgedächtnisses verlangsamen. Man kann den Betroffenen – auch das wurde im Interview erwähnt – immer noch Stunden der Freude, des Wiederauftauchens schöner Erinnerungen schenken, meist gefolgt vom Schmerz, dass sie nicht von Dauer sind.

Ca. 20.000 am Demenz Erkrankte werden in München von ihren Angehörigen betreut. Nur rund 800 vollstationäre Betreuungsplätze stehen in Heimen zur Verfügung. Es gibt Möglichkeiten der Tagespflege. Wer sich – wie die beiden prominenten und wohlhabenden Damen – Betreuer oder Betreuerinnen leisten kann, muss tief in die Tasche greifen. Selbst sie haben Helferinnen aus Polen engagiert, weil sie sich mit geringeren Löhnen zufrieden geben wie auch oft gut ausgebildete Betreuerinnen aus anderen osteuropäischen Ländern.

Wir werden in Deutschland mit einer wachsenden Zahl an Demenz erkrankender Personen rechnen müssen. Gerechnet wird mit einer jährlichen Steigerungsrate von 10 bis 12 Prozent. Das liegt einfach am höheren Lebensalter, das ein wachsender Teil der Bevölkerung erreicht.

Kann man nicht der eigenen Demenz entkommen?


Kann man wirklich nichts unternehmen, um der eigenen Demenz zu entkommen? Hilft Kreuzworträtselraten? Sudoku? Schachspielen? Fremdsprachen lernen? Ein Senioren-Studium? Leider nein! Aber auch, wenn sich die Krankheit manifestiert hat, können alle diese Maßnahmen dem Betroffenen noch helfen, die Achtung vor sich selbst zu bewahren. Es ist den meisten sehr wichtig, sich selbst noch etwas beweisen zu können. Ärzte können dennoch hinter die Fassade schauen. Denn sich selbst und damit auch anderen vorzumachen, dass man noch fast alles kann, birgt Gefahren. Manche fahren sogar noch Auto, unternehmen Ausflüge, gehen in die Berge.
Wenn einem dann vom Amt ein Betreuungsvertrag vorgelegt wird, empfinden es viele, als würde nun ein geistiges Todesurteil über sie verhängt. Gerade die Älteren kennen die früheren Vokabeln noch: Entmündigung, Vormundschaft! Ab jetzt musst du um alles und jedes fragen wie ein kleines Kind. Dein Geld ist nicht mehr dein Geld. Männer fühlen sich erst recht entmannt, wenn sie ihren Führerschein abgeben müssen und das Steuer gegen einen Rollator eintauschen müssen.

Deshalb ist jede Freude, die wir Dementen bereiten können, ohne sie wie Kinder anzureden, ein kostbares Geschenk. Vorlesen, Fotoalben anzuschauen, Bildbände aus früheren Zeiten – damit stimuliert man das Langzeitgedächtnis. Jede Zeit, die man ihnen widmet, gibt ihnen etwas von dem Menschen zurück, der sie einst waren. Wann erwischt es uns? fragt der Wortwerfer

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