Zunächst: Der WORTWERFER ist zurück, aus der Wildnis der
Steuer-Paragraphen, aus IgL-Land,
aus Problem-Landschaften, aber gottlob auch aus dem kultur- und weinreichen
Slowenien nördlich und südlich der Mur.
Viele Merkzettel
haben sich in der WORTWERFER-Mappe
angesammelt, aus der ich als ersten den IgL-Zettel greife. Wie man so sagt: aus
gegebener Veranlassung. Bei einer medizinisch angeordneten Untersuchung wurde
ich nämlich gefragt, ob ich „gründlich
untersucht werden möchte oder auf Kasse“. Gründlich kostet mehr und zwar
aus der eigenen Privatschatulle in die des Arztes oder der Ärztin. Immerhin
ging es um Krebs, um eventuelle Melanome. Gründlich? Oder so lala? Gründlich
dauerte sieben Minuten plus Aus- und Ankleiden und kostete 25 € extra, weil
dabei eine Art Taschenmikroskop zum Einsatz kam. Mit zehnmal „gründlich“ an
einem einzigen Tag ist es dicke bezahlt. Und wie ist es mit dem Kennerblick der
Ärztin? Wie guckt man „normal“ und wie
„gründlich“? Nicht nur in diesen sieben Minuten, auch später habe ich mir
gedacht, warum ich nicht auch „igle“? Oder andere Branchen, mein Kfz-Meister
beim Wechseln der Reifen (Schrauben gründlich anziehen oder normal? Unwuchten
ausgleichen nur als IgL!). Wenn ich Re-Start-ups coache, das sind Personen, die
nach einem Fehlstart einen Neustart
versuchen, normaler Tarif für gutes Zuhören und ein paar Fragen, oder gründlich
mit EKS (Engpass-konzentrierter Strategie) und tiefgründiger Nischensuche
(Alleinstellungsmerkmal?), dann aber nur mit IgL-Aufpreis! Das nennt man in der
unternehmerischen Wirtschaft „upgrading“. Automobilfirmen betreiben Upgrading
bis zum Exzess. Überlegen Sie doch mal,
wo Sie IgLn könnten, empfiehlt der WORTWERFER.
„Gründlich“ kam dem WORTWERFER auch kürzlich in den Sinn,
als er mit der U-Bahn unterwegs war. Auf einem Sitz hatte ein Fahrgast den Rest
eines Eishörnchens, also nur unten die Spitze ohne jegliche Eisreste, auf einem
Polster zurückgelassen. Offenbar war
damit der Sitz total unbrauchbar geworden. Denn obwohl bereits einige Fahrgäste
und –gästinnen stehen mussten, blieb das Eishörnchen „sitzen“. Doch nein,
plötzlich griff ein mutiger Fahrgast zu, packte den Eishörnchenrest mit spitzen
Fingern und suchte nach einem Abfallbehälter. Da es einen solchen nicht gab,
legte er das Eishörnchen zurück auf den Sitz … leider musste ich aussteigen. Ob
wohl an der Endstation eine Reinigungskraft den U-Bahnwagen gründlich gereinigt
hat? Übrigens: Früher, als wir noch einen Dackel hatten, hätte er dieses
Problem normal und schnell gelöst. Krümelfrei! Ohne IgL!
Heute die Einkommensteuer-Erklärung verspätet mit sämtlichen
Anlagen AUS, G, KAP, R, S, SO, V, Umsatzsteuer und anderen Tochterformularen, mit
geschätzten hundert Kopien persönlich überbracht. Dabei so niedliche Beträge wie 0,04 € Soli erfasst; denn man erwartet von
uns „gründlich“ ohne IgL-Zusatzvergünstigung. Im Gegenteil: Für einen
Freiberufler fällt die verlorene Arbeitszeit voll ins Gewicht. Kein Blogging,
kein Marketing für die eigenen Bücher, kein Lektorat von neuen
Veröffentlichungen.
An die Stelle des Arbeitsinhalts tritt der
Lebensinhalt
Nach dem Arbeitsleben droht für Arbeiter, Angestellte und
Beamte, die regelmäßigen Arbeitszeiten unterworfen waren, eine gigantische
Veränderung: Sie sind ab sofort 24 Stunden einen jeglichen Tag der Woche allein
oder mit dem Partner, der Partnerin zusammen. An die Stelle des Arbeitsinhalts
tritt der Lebensinhalt. Welcher
Lebensinhalt? Zunächst nur Ausschlafen, sich erholen, Urlaub machen, den
Hobbys mehr Zeit einräumen – und dann? Wer sich mit „seinem“ Unternehmen
„identifiziert hat“, „voll in seiner
Arbeit aufgegangen ist“ (wie es mancher Arbeitgeber eingefordert hat), erlebt
jetzt, dass sich dieses Unternehmen keineswegs mit ihm oder ihr identifiziert.
Es ist weg! Nur die Rente oder Pension erscheint regelmäßig auf dem Konto. Aber Geld ist nicht alles. Einige
Unternehmen hatten vor Jahren den WORTWERFER als Berater, Coach und Trainer zu
Hilfe gerufen, nachdem Führungskräfte nach
ihrer Pensionierung Selbstmord begangen hatten, in Alkohol und Drogen verkamen,
Scheidungen verkraften mussten. Viele Seminare dienten daraufhin der
„Vorbereitung auf den Ruhestand“. Daraus sind auch drei Bücher entstanden.
Eines wird in 14 Tagen neu auf den Markt kommen. Es hat nichts von seiner Dringlichkeit eingebüßt. Näheres demnächst
an dieser Stelle! Ihr WORTWERFER
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