Samstag, 14. Dezember 2013

Man gönnt sich ja sonst nichts!





Welche Zeitung oder Zeitschrift auch immer der WORTWERFER seit einigen Monaten aufschlägt, stets überfallen ihn großflächige, prächtige Inserate, die für teuerste Uhren und Handtaschen werben. Gut – die Handtasche ist der Rolls Royce, Bugatti, Ferrari am Arm der Dame. Man muss ja zeigen, dass man es satt auf der Kasse hat. Guck mal, was ich mir leisten kann! Natürlich funktioniert das nur, wenn andere Kenner-Frauen zum Gucken daher kommen, die vor Neid erblassen und das einstige Preisschild des Luxusbeutels vor sich irrlichtern lassen: „Dafür hätte man sogar eine richtige Handtasche kaufen können! Und, und, und!“
Männer verstehen davon zu wenig. Banker, Vorstandsmitglieder, Immobilien-Makler müssen ohnehin dafür sorgen, dass ihre Gemahlinnen möglichst wenig mit dem normalen Fußvolk in Berührung kommen. Sie werden chauffiert, möglichst bis vor die Tür des Etablissements, wo sie sich huldigen lassen. Es sei denn, man lässt kommen und die edelsten Stücke im eigenen Salon ausbreiten. „Ach wissen Sie, es fällt mir echt schwer, jetzt eine Auswahl zu treffen. Lassen Sie einfach alles hier und schicken Sie die Rechnung an ……“. Man kann ja ohnehin nicht jeden Tag mit der selben Handtasche …, das geht ja nun wirklich nicht.
Und die Chronometer, die Uhren zu nennen, man sich ja schon schämen müsste? Wahnsinn – wie genau die ticken. Handmade. Natürlich aus der Schweiz. In tausend Jahren nur eine halbe Sekunde vor oder nach – also bis 3013 n.Chr.. Das wäre der Ferrari am Handgelenk! Natürlich nicht für den Alltagsgebrauch, sondern für das Safe, für die Sammlung und seltenes Repräsentieren. Opernbesuche, Bayreuth, Staatsempfänge, Charity-Bälle in Fünf-Sterne-Hotels, also durchweg Gelegenheiten, bei den man kaum zur Uhr gucken muss, um zu wissen, wie spät es ist. Allenfalls – was die Stunde geschlagen hat, wenn es in Vorstands- und Aufsichtsrat-Sitzungen zur Sache geht.

Demonstrativer Konsum = Kaufen, was man nicht braucht!
Demonstrativen Konsum nennt das der Finanz-Psychologe. Man muss sich abheben, und das wird umso teurer, je mehr sich auch der „gemeine fußläufige Mensch“ leisten kann und einem noch dazu die Neureichs auf den Fersen sind. Also auch die Fußballer, Filmsternchen und Lottogewinner. Äh!
Unsereiner schaut zur Uhr, weil man die S-Bahn noch erwischen muss. Oder der Babysitter abzulösen ist. Wie banal! Vielleicht ist man verabredet. Da reicht die Quarzuhr von Tschibo oder die Digitalanzeige im Smartphone. Und im Übrigen sind wir ja nur neidisch. Und wer so denkt, hat kein Mitgefühl mit den glitzernden Uhrengeschäften beziehungsweise ihren Betreibern und Angestellten. Die wollen ja auch leben. Das ist ein echtes Problem für die  gesamte Neiderzeugungs-Industrie.
Als der WORTWERFER seine erste Armbanduhr geschenkt bekam, zur Erstkommunion, da war das was! Durfte nur sonntags getragen werden, zum Kirchgang, aber nicht zum Spielen. Vooorsichtig mit dem Aufziehen! Die Feder könnte brechen. Lass das mal die Mama machen. Jetzt? Wieviele Uhren haben Sie, lieber Leser?  Und wieviel Zeit?
Und wie viele Uhren liegen in den Uhrengeschäften, Kaufhäusern, Souvenirläden, Bahnhofskiosken, die kaum eine Chance haben, gekauft zu werden? Überproduktion, Überangebote, wohin man nur schaut. Können wir uns das leisten? Wieso eigentlich? Das sind so Gedanken im Advent. Man könnte auch an Syrien denken, an die Taifunverwüstungen, an Lampedusa, Zentralafrika.
Wissen wir eigentlich, was die Stunde geschlagen hat? fragt der WORTWERFER.

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