Mittwoch, 4. Februar 2015

Unsichtbare Wesen



Unsichtbare Wesen

Guten Tag, gestatten dass ich mich Ihnen noch einmal vorstelle: Mein Name ist Robin Gettup. Ich bin Alltagsphänomenforscher, in Google vertreten und ständig auf der Suche nach Aufklärung, oder zumindest nach Mitmenschen, die unter ähnlichen Erscheinungen leiden. Der WORTWERFER hat mich für die nächsten Wochen engagiert und ich engagiere SIE! Denn vielleicht wissen Sie mehr. Dann erreichen Sie mich in Facebook unter Werner Hubertus Siegert. Heute frage ich SIE:

„Glauben Sie auch an unsichtbare Wesen?“
Mit dem Büroklammerfresser werden wir uns demnächst extra beschäftigen. Die vielfältige Zustimmung, die ich seinerzeit bekam, hat meine letzten Zweifel beseitigt: Es gibt ihn tatsächlich! Was mich jedoch umtreibt, ist, dass sich noch mehr unsichtbare Wesen in meinem Office umtreiben. Bei Ihnen auch?
Also das geht so: Eben lag noch ein Schriftstück auf meinem Schreibtisch. Ich sehe noch den Briefkopf deutlich vor mir – und auf einmal ist es weg! Einfach weg!
Jetzt beginnt natürlich die Sucherei. Das kann ja gar nicht sein: eben noch da, jetzt weg! Andere Schriftstücke, die ich zur Zeit gar nicht gebrauchen kann, liegen da und glotzen mich an. Ich wälze den Stoß Papiere um. Der Brief kann ja nicht weg sein! Er war doch eben noch da! Ich schaue unter den Schreibtisch, krieche auf dem Boden rum, finde Büroklammern, eine Visitenkarte, ein kleines Blöckchen Post-it, einen Kugelschreiber. Aber den Brief natürlich nicht. Es gibt, da muss ich mich jetzt peinlicherweise outen, noch mehr Papierstapel in meinem Office. Es gibt Körbe für Zeitungsausschnitte, für die Buchmesse, für den Weißwurst-Knigge, für Unerledigtes, für Buchungs- und Steuerkram. Kurzum: Bei uns herrscht Ordnung! Ein Griff – und die Sucherei beginnt.
Kann der Brief in die Schublade gerutscht sein? Nein, aber die muss dringend und sofort aufgeräumt werden. Was da alles drin liegt, habe ich ganz bestimmt nicht alles reingelegt.
Ich habe inzwischen auch den Papierkorb umgekippt und Schnipsel für Schnipsel und nicht Erwähnbares erneut entsorgt.
Ich vermute, in irgendeiner Ecke sitzt jetzt grinsend so ein unsichtbarer Kobold mit dem unsichtbaren Brief in der Hand und lacht sich kaputt.
Natürlich weiß ich, welchen Tipp Sie und meine Frau mir jetzt geben: „Überleg doch mal, was du davor gemacht hast! War da eine Klarsichthülle dabei, wo der Brief hineingerutscht sein könnte? Hast du ihn mitgegriffen, als du was in die Wiedervorlage gesteckt hast?“
Mitgegriffen? Heiß und kalt wird mir. Ich werde den Brief doch nicht versehentlich in einen der Briefumschläge mit hineingestopft haben, die jetzt schon frankiert im Postkorb liegen? Also alle Kuverts noch mal öffnen, durchsehen. Die Briefmarken ablösen. Neue Umschläge beschriften. Die nassen Briefmarken mit Klebe wieder drauf. Nix.
Eine schlaflose Nacht folgt. Schließlich überzeugen mich die Klar-Träume, die es ja geben soll, davon, dass genau von diesem Schriftstück mein Überleben abhängt. Ich rufe frühmorgens die Sekretärin meines Klienten an, gestehe ihr mit hochrotem Kopf, den sie gottlob nicht sieht, meine mutmaßliche Schlamperei. „Kann ja mal vorkommen; ist doch nicht so schlimm!“ gießt sie mir Seelenbalsam über mein Haupt und schickt per Fax eine Kopie.

Und welchen Schluss ziehen Sie aus der Tatsache, dass im selben Augenblick, in dem das Fax aus dem Gerät quillt, der originale Brief breit und fett auf meinem Schreibtisch liegt? Ich würde mich gern mit Ihnen über diese Begegnungen der 3. Art austauschen.
PS: Der Brief war doch nicht so wichtig. Weiß jetzt Robin Gettup

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