Lebensgefährlich!
Markige Sätze – nicht nur von Verkaufstrainern: „Sie müssen sich voll mit dem Unternehmen
identifizieren!“ Gern auch gebrüllt, wenn es der Firma mal schlechter geht.
Sie sollen ganz in ihrem Job aufgehen. Verstärkt ist es nun auch die Devise
unserer sogenannten Familienpolitik: Mütter sollen so schnell wie möglich
wieder an ihren Arbeitsplatz zurückkehren. Die „Familie“ wird delegiert an
Kita- und Kindergarten-Personal, am anderen Ende an Altenpfleger. In der Mitte
des Lebens aber gehören Väter und Mütter an die „Front“, um für mehr Umsatz und
Marktanteile zu kämpfen.
Und dann? Wenn
der wohlverdiente Ruhestand anzutreten ist, die Zwangs-Pensionierung dem Arbeitsleben eine Ende setzt?
Identifiziert sich die Firma dann mit Ihnen? fragt der WORTWERFER. Nein,
natürlich nicht. Früher bekamen manche zum Abschied eine goldene Uhr. Und
später nach dem Hinschied eine dem ehemaligem Rang entsprechende, in der Größe
und dem Text vorgeschriebene Todesanzeige mit dem abschließenden Slogan „Wir werden dem Verstorbenen stets ein
ehrendes Angedenken bewahren“ oder so ähnlich.
Ist wahrscheinlich unvermeidlich. Wie soll es anders gehen?
Achtung! Der Ruhestand kann tödlich sein!
Ich bin in den 90er Jahren zunächst von einem, dann von
mehreren Unternehmen eingeladen worden, zum Teil mehrtägige Seminare für
Führungskräfte abzuhalten zur Vorbereitung auf den Ruhestand. Was war passiert? Einige der ehemaligen Chefs, die sich
ihr ganzes Berufsleben lang mit der Firma identifiziert hatten und nun nach
ihrer Pensionierung in die Leere stürzten, sie stürzten und stürzten, wurden
mit ihrer Bedeutungslosigkeit nicht fertig und stürzten sich schließlich in den Tod. Oder in die Einsamkeit,
nachdem ihre Ehe zu Bruch ging. Alkohol, Nikotin und andere Drogen erwiesen
sich als trügerische Tröster. Sich heranpirschende junge Frauen auch. Der Ruhestand, einst als paradiesische dritte
Lebensphase herbeigesehnt, totale Freizeit, ewige Ferien, vielleicht an
paradiesischen Stränden, erwies sich als tückisch.
Aus den Seminarunterlagen entstand zuerst eine 60seitige
Handreichung zur „Vorbereitung auf den Ruhestand“, dann das rowohlt-Taschenbuch „Liebe in Pension / Wie
sich Beziehungen nach dem Arbeitsleben ändern“. Inzwischen hat sich die
Situation derer, die sich allzu sehr mit dem Unternehmen identifiziert hatten,
eher verschlimmert. Sie sind ausgepowert, es geht von 100 auf 0. Der Körper
reagiert leicht mit Herzinfarkt oder anderen Leiden. Schneller als vor 20
Jahren gehen Partnerschaften in die Brüche. 24 Stunden mit einander leben, täglich,
wöchentlich, lebenslänglich, ist schwierig – aber möglich. Die Familie als
Netz, in das man fallen kann, wurde nach sozialistischer Methode bereits in der
Kinderzeit zerstört, damit sich Papa und Mama schnell wieder in den
Produktionsprozess eingliedern. Sofern
der Karriere zuliebe gar keine Kinder geboren wurden, damit man ganz in der
Firma aufgehen konnte.
RISS oder ROSE heißt die Alternative:
Entweder findet man zu einer neuen Liebes- und Lebenskultur
oder es zerreißt euch. RISS oder ROSE
heißt nun die Neuauflage des ursprünglichen rowohlt-Buches, erweitert und
aktualisiert, als eBook zu kaufen bei
AMAZON. Mit dem selben Untertitel: Wie sich Beziehungen nach dem
Arbeitsleben ändern. Von Werner Siegert, dem WORTWERFER, beim Kastner-Verlag
Wolnzach für 7,50 €. Zu lesen, ehe es zu
spät ist!
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