Montag, 6. April 2015

Authenzität – die neue Sau!




Authenzität – die neue Sau!

Die neueste Gallup-Studie mit noch mal schlechteren „Führungszeugnissen“ für deutsche Chefs hat offenbar wie das Stochern in einem Ameisenhaufen gewirkt. Nun tauchen überall neue Führungstipps auf. Mit Sicherheit gibt es bald Masterkurse für Authenzität. Die Trainer-Industrie wird sich nicht lumpen lassen. Man kann wieder eine neue Sau durch Management-Country treiben. Von AUDI berichtet die SZ vom Samstag, man veranstalte dazu Führungs-Seminare. Toll! meint der WORTWERFER.

Ein Vorteil, wenn er denn wahrgenommen würde: Man kann auf mindestens 30 Jahre alte und bewährte Unterlagen zurückgreifen. Außerdem ist der Begriff der Authenzität dank Wikipedia gut definiert. Was Unternehmensberatungen und Trainer nicht daran hindern wird, noch viel tiefgehendere Definitionen zu definieren. Professoren können wieder Diplomarbeiten oder gar Dissertationen vergeben. Man kann alles durch Überperfektionierung bis zur Unkenntlichkeit zerbröseln. Das ersetzt die Anwendung.

Authentisch wirkt ein Mensch, wenn er sich zu seiner Persönlichkeitsstruktur bekennt und nicht ein anderer sein will, als er ist. War bisher Kerninhalt bei jedem Kommunikations-Training vom WORTWERFER.

Zwei authentische Vorfälle aus meiner Praxis: Ein alter Haudegen im Verkauf von Möbeln bei Händlern hatte sein Pensionsalter erreicht und musste nun den Nachfolger Jung einarbeiten. Nach dem Motto: „Vergiss alles, was du in Kursen gelernt hast. Jetzt zeige ich dir mal, wie man Aufträge schreibt.“ Nennen wir ihn Schulz und den nicht wesentlich jüngeren Einkäufer der Möbelkette Krämer. Die Szene: Schulz trifft den Krämer schon auf dem Flur, haut ihm auf die Schulter „Na Krämer, du alte Sau, wie geht es dir? Das hier ist mein Nachfolger, der Herr Jung. Der muss noch viel lernen. Hast du schon wieder neue Playboy-Witze auf Lager? … Krämer und Schulz sprechen über alles, Zoten, Fußball, Weiber – nur nicht über Möbel. Dafür hat Schulz schon eine Bestellliste ausgefertigt, die er dem Krämer rüberschiebt. „Da, unterschreib’ mal. Du kannst dich auf den alten Schulz verlassen und willst mir sicher einen schönen Abgang verschaffen!“ Und so geschieht es.
Als Jung ein paar Wochen später „den Schulz gibt“ und Krämer Schweine-Witze erzählt, eine Bestellliste in der Hand hält, geht natürlich alles den Bach runter.
Der andere Fall: Ein Bekannter nimmt an einem Verkäufertraining teil. Er wirkt in der Folgezeit völlig verändert: Auftreten, Kleidung, Frisur, Sprechweise. Ich kenne ihn nicht wieder. Seine bisherigen Kunden allerdings auch nicht. Statt besser zu werden, scheitert er und wird bald darauf entlassen.

Wer seine Authenzität verleugnet, sich verstellt, nicht mehr „ganz er selbst ist“,  wie es im Biostrukturanalyse-Training heißt, scheitert. Er scheitert auch als Führungskraft, obwohl er über Macht verfügt. Er gilt als „falscher Fuffziger“. „Man weiß bei ihm/ihr nie, wo man dran ist!“ „Hier markiert er den starken Mann; dabei ist er ein Kriecher!“ „Sie glaubt, sie müsse führen wie ein Mann …“.

Wie gesagt: Das ist alles nichts Neues. Vermutlich mehr als 2000 Jahre alt. Aber wer ist man denn – und wenn ja, wie viele? Es gibt einige aussagekräftige Persönlichkeitsstruktur-Analysen, die einem verraten, welche Stärken und Talente die Gene, die frühkindliche Prägung und die Erziehung einem geschenkt und vermittelt haben. Und was einem weniger gut liegt und gelingt. Die Stärken zugunsten der Mitarbeiter und Kunden einzusetzen, muss das Ziel sein. An den Schwächen zu arbeiten und sich deren bewusst zu sein, ist Verpflichtung. Kann man buchen. Der WORTWERFER kennt auch gute Adressen.

Aber der WORTWERFER kennt auch Firmen, insbesondere Consultants, bei denen schon das Vorstellungsgespräch ein Verstellungsgespräch sein sollte, will man Erfolg haben. Authenzität wird gegen Company-Design ausgetauscht. Und auch in manchen Schulen wird Authenzität nicht gerade gut benotet. „Wartet nur, wir kriegen euch schon noch klein!“ war lange Zeit ein pädagogisches Credo. Nicht ohne Grund haben sehr viele sehr erfolgreiche Unternehmer „die Schule geschmissen“!

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