Montag, 5. Mai 2014

Öfter mal paradox handeln






„Stellen Sie sich vor, es gäbe Krieg und niemand geht hin!“ Diesen zunächst naiv wirkenden Satz kennen wir. Stellen Sie sich vor, im Osten der Ukraine baut man Barrikaden und richtet Kontrollposten ein, aber es käme niemand, der auf die barrikadierten Leute schießen wollte. Es kämen überhaupt keine erwarteten „Feinde“, stattdessen eine höfliche Einladung, doch an geeigneter Stelle an der Zukunft auch dieser Region mit zu diskutieren. Wie stünden die Barrikadenbauer da? Wer räumt das alles wieder weg? Und wer kann überhaupt an der miserablen Lage der entlassenen Industriearbeiter und Bergleute etwas ändern? Russland?

Manchmal ist es erfolgreicher, das Gegenteil von dem zu tun, was zunächst logisch klingt. Unser Nachbarland Frankreich kämpft mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Die Staatsschulden sind hoch, höher als es die EU erlaubt. Was würde wohl geschehen, wenn die französische Regierung die Steuern pauschal auf 19 Prozent senken würde? Bei Wegfall aller Ausnahmeregelungen? Absurd? Andere Länder haben es zumindest für eine Zeitspanne vorgemacht: Die Staatseinnahmen haben sich verdreifacht. Die Investitionen boomten. Ja aber wenn nicht? Das ist die Angst der Nichtschwimmer.

Es gibt eine Art Gesetz, das paradox klingt, sich aber seit Jahrhunderten immer wieder bewahrheitet hat: „Je höher die Steuern, desto niedriger die Staatseinnahmen!“ Der US-Prof. Arthur B. Laffer ist einer der Verfechter. Es gilt nicht  in den Extrembereichen, aber nachweisbar bei den magischen 19 Prozent. Der Schweizer Kanton Zug hat die niedrigsten Kantonalsteuern, ist aber der reichste! Je höher die Steuern, desto eher lohnt es sich, alle Möglichkeiten zu nutzen, wie man legal Steuern vermeiden oder mindern kann. Sie fördern die Schwarzarbeit und Schmuggel. Profitable Unternehmen beschäftigen hoch bezahlte Finanzberater und verlegen Firmensitze. Zugleich muss der Finanzminister eine riesige Schar von Experten bezahlen, die nichts anderes zu tun haben, als Steuerschlupflöcher zu schließen und stets neue Gesetze und Durchführungsverordnungen auszudenken, vom Zoll ganz zu schweigen. Zigtausend Steuerberater in Deutschland verdanken dem inzwischen völlig unübersichtlichen Steuersystem ihre Existenz. Angeblich gehen Milliarden an Steuereinnahmen dadurch verloren, dass es nicht genügend Steuerprüfer gibt, die den raffinierten „Entschlüpfenden“ nachspüren. Es gibt eine große Anzahl von aktuellen Beispielen, wie sich niedrige Steuern sehr profitabel für das Gemeinwesen auswirken.

Mit Verlusten Gewinne machen!
Das deutsche Steuersystem „belohnt“ überdies Verluste und „bestraft“ Gewinne. Das klingt auch paradox. Kommt ein Unternehmen in die Gewinnzone, denkt man darüber nach, durch welche Maßnahmen, Renovierungen, Anschaffungen, Spenden man flugs wieder beträchtliche Summen „absetzen“ kann. Das Ziel ist stets die Steuer-Null! Einem amerikanischen Freund kam das System der „Verlustzuweisungen“, mit denen hier für Investitionen geworben wird, völlig irre vor. In den USA könne man nur mit Erfolgserwartungen werben. Hier macht man mit Verlusten Gewinne!

In meinen Kreativitäts-Seminaren habe ich stets Gruppen aufgefordert, sich viele Ideen dazu einfallen zu lassen, wie man „den Acker mit Steinen fruchtbar machen kann“. Auch so eine paradoxe Geschichte. Eine Gruppe erdachte 30 sinnvolle, praktikable Maßnahmen! Diese „dialektische“ oder „paradoxe“ Kreativität“ erweist sich bei näherem Hinsehen als äußerst fruchtbar. Was würden Sie davon halten, wenn man „Flecken beseitigen“ durch „Flecken machen“ erreichen wollte? Tatsächlich praktizieren wir das äußerst oft (Fleckenwasser, Waschbenzin). Auch dadurch, dass wir in Duschwände die Flecken gleich einprägen, so dass man die Kalkflecken nicht mehr sieht. Abnehmen durch mehr essen? Quatsch? Schneller ankommen durch langsamer fahren? Mehr lernen durch weniger lernen? Aber klar doch! Der WORTWERFER lädt Sie ein, auf diesen Denk- und Kreativitätspfaden weiter zu wandeln.

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